Dank-Party für helfende Studenten, Leipziger bleiben fern

Erstveröffentlicht: 
11.01.2016
Wissenschaftsministerin Stange fordert erneut: Hochschulen sollten Engagement für Flüchtlinge als Studienleistung anerkennen Von Miriam Harner

 

resden. Drei Monate lang hat Florence aus Dresden versucht, die kleinen und größeren gesundheitlichen Probleme geflüchteter Menschen zu lindern, von Bauchschmerzen und Schlafstörungen bis hin zu schlimmeren Verletzungen. Zunächst in der Asylunterkunft in den Sporthallen der TU Dresden auf der Nöthnitzer Straße, dann in der Flüchtlingsambulanz in Dresden. Von August bis Oktober 2015, jede Woche viele Stunden. Die Entscheidung, sich ehrenamtlich in der medizinischen Versorgung von Flüchtlingen zu engagieren, war damals schnell gefallen, so die ehemalige Medizinstudentin: „Das ist doch der Grund, warum man Medizin studiert: Um Menschen zu helfen.“ Besonders beeindruckt hat sie dabei neben den teilweise unvorstellbaren Schicksalen der Flüchtlinge auch der unermüdliche Einsatz ihrer Kommilitonen: „So viele Studierende haben mehrmals pro Woche 12-Stunden-Schichten geschoben, und das in der Prüfungsphase, das war schon unglaublich.“

 

Genau für diese ehrenamtliche Hilfe bei der Aufnahme und Betreuung von Flüchtlingen in den Hochschulsporthallen hat sich Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange am Sonnabend bei Sachsens Studierenden bedankt. Rund 250 Studierende und Geflüchtete tanzten, diskutierten und feierten im Kleinen Haus des Staatsschauspiels Dresden zu Musik von Bands und DJs wie den Dirty Honkers, Banda Internationale oder DJ TiKay. Gleichzeitig diente die Dankesparty auch als Vernetzungstreffen, bei dem beim Wintergrillen gemeinsame Ideen von Ehrenamtlichen für das weitere Engagement geboren wurden, und bei der sich Studierende, die in Zukunft Flüchtlingen helfen wollen, informieren konnten.

 

Dabei waren auch Studentinnen und Studenten, die in Vereinen und Initiativen unentgeltliche Sprachkurse und Betreuungsangebote für die Geflüchteten organisieren und ausrichten. Zu ihnen gehören auch Anne-Therese Grahl und Markus Hinkel aus Dresden. Seit Mai vergangenen Jahres sind die 23-Jährige und der 26-Jährige in der Initiative „Coswig – Ort der Vielfalt“ aktiv, die sich derzeit um rund 250 Geflüchtete aus Syrien, Afghanistan und anderen Krisengebieten der Welt kümmert. Vor Kurzem erst wurde das Projekt mit dem sächsischen Integrationspreis ausgezeichnet. Für Anne-Therese und Markus ist ihr Engagement zum liebgewonnen Vollzeitjob geworden, den die beiden neben Familie, Studium und Arbeit stemmen. Die Motivation zu ihrer emotional oft extrem kräftezehrenden Arbeit ist dabei simpel: Mitmenschlichkeit. „Es muss einfach sein. Wir hören täglich so krasse Schicksale, es sind oftmals so liebe Menschen. Wie könnte man da weggucken und nicht helfen?“, so Anne-Therese.

 

Veranstaltet wurde die Dankesparty vom Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst gemeinsam mit der Konferenz Sächsischer Studierendenschaften und dem Staatsschauspiel Dresden. Leipzigs Studentenvertretung hatte die Einladung allerdings ausgeschlagen. Die mit der Unterstützung von Geflüchteten betrauten Arbeitskreise des StuRa wollten so „erneut auf die prekären Zustände in den Unterkünften für Geflüchtete“ hinweisen.

 

Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange ermutigte in ihrer Dankesrede die Hochschulen erneut auf, den Einsatz der Studierenden als Praktikum oder mit Credit Points auch offiziell anzuerkennen. Gleiches hatte sie bereits letzte Woche in einem Interview gegenüber dieser Zeitung gefordert.

 

„Ich bin sehr stolz, dass sich Hunderte Studierende so schnell und in so großer Zahl registrieren ließen, die ersten oft chaotischen Tage in den Hochschulsporthallen überstehen halfen und auch heute noch mit dem Personal der Hilfsorganisationen für halbwegs geordnete Umstände sorgen. Dafür gilt ihnen unser herzlicher Dank“, sagte Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange in ihrer Rede.

 

Wilfried Schulz, der Intendant des Staatsschauspiels Dresden, zeigte sich bei seinem Grußwort ebenfalls tief beeindruckt vom Engagement der Studierenden: „Es ist unglaublich wohltuend und erfüllt einen mit Hoffnung, dass von den Studentinnen und Studenten ein Signal ausgeht, dass unsere Gesellschaft nicht nur aus einer Handvoll ängstlicher Montagsdemonstranten voller Ressentiments besteht. Dass vielmehr zum überwältigenden Teil Menschen den Freistaatund diese Stadt prägen, für die Weltoffenheit und Empathie keine leeren Wort-hülsen sind, sondern praktisch gelebte Realität. Das ist die Chance, die Dresden und Sachsen haben.“