Beständig hohe Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge

Erstveröffentlicht: 
23.12.2015
Neue EKD-Studie zeigt: Die positive Stimmung in Deutschland schlägt keineswegs ins Gegenteil um

Von Jürgen Prause

 

Berlin. Die Bereitschaft der Deutschen, Flüchtlingen zu helfen, ist ungebrochen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, die das Sozialwissenschaftliche Institut (SI) der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gestern veröffentlicht hat. So können sich mehr als die Hälfte (51 Prozent) der rund 2000 Befragten vorstellen, ein Flüchtlingsheim in ihrer Nähe zu unterstützen.

 

11 Prozent der Befragten haben das bereits früher getan. 37 Prozent geben an, Sachspenden für Flüchtlinge geleistet zu haben. Weitere 48 Prozent können sich vorstellen, künftig zu spenden.

 

Mit 13 Prozent ist auch die Bereitschaft, selbst Flüchtlinge aufzunehmen, immer noch hoch. Das aktuelle Engagement für Flüchtlinge (das betrifft 10,9 Prozent der Deutschen) liegt damit sogar noch etwas höher als im Sport, dem ansonsten größten Bereich für ehrenamtliches Engagement in Deutschland (10,1 Prozent).

Ein „Kippen der Stimmung“, wie es bisweilen vorausgesagt wurde, lässt sich in der Studie, die auch von der Diakonie Deutschland mitgetragen wurde, nicht ablesen. Auf die Frage „Wird Deutschland Ihrer Ansicht nach die Herausforderungen durch die Aufnahme der Flüchtlinge bewältigen?“ antworteten lediglich knapp 16 Prozent mit „ganz sicher nicht“. Die überwiegende Mehrheit (rund 60 Prozent) ist in der Prognose noch nicht endgültig festgelegt.

 

„Die Chancen für eine gelingende Integration stehen gut. Wir müssen diese Herausforderung nun mit umsichtigem und gut abgestimmtem professionellem Handeln gestalten. Dazu wird die Diakonie mit ihren vielen Haupt- und Ehrenamtlichen in der Flüchtlingshilfe ihren Beitrag leisten“, sagte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm. Dass Deutschland Menschen in existenzieller Not zur Seite steht, wird sich nach Meinung von mehr als 88 Prozent der Befragten positiv auf Deutschland auswirken.

 

Klare Erwartungen haben die Befragten auch an die Kirche. Sie soll sich für die Aufnahme von Flüchtlingen einsetzen (75 Prozent) und den Dialog zwischen Religionen (75 Prozent) befördern. „Die Überzeugung, dass Flüchtlinge unabhängig von Religion und Herkunft unseren menschlichen Beistand verdienen, ist die grundlegende Motivation für das ehrenamtliche Engagement von rund 120 000 Menschen in der evangelischen Kirche“, so Bedford-Strohm: „Dass Menschen sich Dialog wünschen und nicht Abgrenzung, ist ein ermutigendes Zeichen für ein Miteinander der Religionen.“

 

Die größte Sorge ist für viele Befragte in diesem Zusammenhang ein mögliches Anwachsen des Rechtsextremismus. Knapp 85 Prozent teilen diese Sorge, die damit noch vor der Sorge vor Wohnungsnot (77 Prozent) rangiert.