Hausdurchsuchung in Göttingen

Rote Straße in Göttingen

Hausdurchsuchung in einem linken Wohnprojekt in der Roten Straße.

Gestern Abend (27.1.2010) stürmten Bullen ein linkes Wohnprojekt in der Roten Straße, durchsuchten ohne Zeugen die Zimmer und nahmen Computer und andere persönliche Gegenstände mit. Gleichzeitig sperrte ein Großaufgebot die Rote Straße ab, Nachbarn erhielten Platzverweise für die Straße in der sie wohnen und durften nicht in ihre Häuser gehen. Mit Knüppeln im Anschlag und Hunden machten die Schergen des Staates den Menschen vor der Absperrung klar, dass sie weder Protest noch Zeugen bei ihrer Aktion haben wollen.

 

Der Anlass für die Aktion war der Brand in der Teeküche des Landkreises vom vergangenen Freitag. Obwohl es keinerlei konkrete Hinweise auf eine Täterschaft gibt, sind sich Behörden und Medien sicher: das waren Linksextremisten. So ist es sicher kein Zufall, dass der Spürhund (seit dem 28. sind es auf einmal zwei Spürhunde) der Polizei angeblich ausgerechnet bei den bekannten und ältesten linken Wohnprojekten der Stadt in der Roten Straße anschlug, nachdem er fünf Tage nach dem Brand durch Neuschnee die „heiße“ Spur verfolgt haben soll.

 

Die Polizei lässt auch mit der Pressemitteilung vom 28.01. die Öffentlichkeit im Unklaren darüber, auf was die Hunde denn eigentlich angesetzt waren. Dass sie weder Hirn noch Respekt vor der Geschichte besitzen, zeigten die Bullen kurz darauf vorm Alten Rathaus: Dort fand gleichzeitig mit der Hausdurchsuchung anlässlich des Jahrestages der Befreiung von Auschwitz ein Konzert mit Esther Bejarano (Auschwitz-Überlebende) und der Microphone Mafia statt. Als das Konzert zu Ende war, mussten die BesucherInnen zwischen Bullenwannen durch ein Polizeispalier laufen, was sich an der Treppe zum Rathaus aufgestellt hatte,

 

Der wahre Grund für die Aktion liegt auf der Hand: die geplanten und z.T. bereits erfolgten Abschiebungen von Roma und Sinti in den Kosovo laufen in Göttingen nicht ohne Probleme ab. Es gab mehrere Demos, eine kurzzeitige Besetzung der Ausländerbehörde und vergangene Woche wurde von über 100 AbschiebegegnerInnen einen halben Tag das Landgericht blockiert, nachdem ein untergetauchter Flüchtling verhaftet wurde und abgeschoben werden sollte. Da im November 1500 Menschen ohne Genehmigung in Gedenken an Conny Wessmann, die vor 20 Jahren von Bullen in den Tod getrieben wurde, durch die Straßen Göttingens zogen, war für die Polizei ebenfalls noch eine Rechnung offen. Ganz gleich, was die Ursache des Brandes im Landkreis war: die Behörden suchten einen Grund, mal wieder die noch immer recht aktive linke Szene in Göttingen auszuforschen und ihr zu zeigen, wer das Gewaltmonopol besitzt – und es auch liebend gerne und ohne Grenzen anwendet.

 

Wenn Familien getrennt werden, Menschen in eine ungewisse Zukunft oder sogar in die Folter und den Tod abgeschoben werden, wenn behelmte Bullen abends in Wohnungen stürmen, unter Androhung von Gewalt die Leute hindern, nach Hause zu gehen – all das gilt in der öffentlichen Meinung nicht als Gewalt. Gewalt geht immer nur von denen aus, die sich gegen diese Zustände auflehnen. Ein Grund mehr für das Ende der Gewalt zu kämpfen! Gegen diesen Staat und die Repression! Kommt zur Demo am Samstag, den 30.1. um 17 h am Marktplatz! ACAB!

 

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