Markranstädt. Das Hotel Gutenberg ist als Asylbewerber-Unterkunft vorerst vom Tisch. Das teilte die Stadt Markranstädt am Donnerstagabend nach einem „sachlich-konstruktiven Gespräch“ von Bürgermeister Jens Spiske (Freie Wähler Markranstädt) und Landrat Henry Graichen (CDU) im Rathaus mit. Anwesend waren laut Rathaussprecherin Anja Landmann auch die Erste Beigeordnete, Beate Lehmann, die Stadtratsfraktionen sowie der Beigeordnete des Landkreises Leipzig, Thomas Voigt.
Die Stadtverwaltung und die Fraktionen hätten parteiübergreifend deutlich gemacht, dass eine Zweckentfremdung des Hotels den langjährigen Bemühungen, den Tourismus als Wirtschaftsfaktor in Markranstädt zu fördern, entgegenstehen, so Landmann. Wie berichtet, hatte der Hoteleigentümer das Haus dem Kreis angeboten. Bis zu 180 Flüchtlinge sollten darin eine Bleibe finden. Nach zähen und kontroversen Diskussionen, bei denen aber beide Seiten Kompromissbereitschaft signalisiert hätten, sei das Hotel als Flüchtlingsunterkunft vorläufig zurückgestellt worden.
Der für die Sondersitzung des Kreis-Bau- und Vergabeausschusses geplante Abschluss eines Betreibervertrages für eine Not-/Gemeinschaftsunterkunft in Markranstädt sei bis zur ersten Januarwoche ausgesetzt worden, so Landmann weiter. Anfang nächster Woche würden die Stadtverwaltung, das Bauordnungsamt und die Ausländerbehörde Alternativstandorte für bis zu 200 Plätze, darunter die Nussbaum-Villa in der Nordstraße und eine weitere Gewerbeimmobilie in Markranstädt, prüfen.
Einvernehmen herrschte laut Landmann darüber, dass der prinzipielle Weg Markranstädts, Asylbewerber dezentral, also in Wohnungen statt Gemeinschaftsunterkünften unterzubringen, wegen der großen Zahl an Flüchtlingen und der begrenzten Kapazitäten auf dem Wohnungsmarkt nicht weiterverfolgt werden kann. „Zentrale Einrichtungen werden auch in Markranstädt notwendig sein“, heißt es nun. Kreis-Beigeordneter Voigt hatte der Runde berichtet, dass sich die Zuweisung von Flüchtlingen an den Landkreis Leipzig seit Jahresmitte verelffacht hat. Waren es im Juli 2015 noch 70 Flüchtlinge pro Monat, seien es inzwischen 800, so Voigt. Ulrike Witt