Nach Krawallen in der Südvorstadt - Leipzig: Linksautonome starten „Randale Bundesliga“

Erstveröffentlicht: 
18.12.2015

Ganz Leipzig ist nach den Straßenschlachten am 12. Dezember geschockt. Doch zumindest ein paar Leute haben noch immer ihren Spaß. Auf dem linken Szeneportal Indymedia wurde jetzt der Start einer „Randale Bundesliga 2016“ bekannt gegeben. Neben Leipzig – mit knapp 40 linksautonomen Anschlägen bekanntlich „Randalemeister 2015“ – sollen 18 Städte beteiligt sein.

 

Leipzig.. Ganz Leipzig ist nach den Straßenschlachten am 12. Dezember geschockt. Doch zumindest ein paar Leute haben noch immer ihren Spaß. Auf dem linken Szeneportal Indymedia gab ein „Komitee der 1. Liga für Autonome“ jetzt den Start einer „Randale Bundesliga 2016“ bekannt. Neben Leipzig – mit knapp 40 linksautonomen Anschlägen bekanntlich „Randalemeister 2015“ – sollen 18 Städte beteiligt sein. Einmal im Monat will das Komitee eine Live-Tabelle mit Aktionen veröffentlichen. „Favoriten auf den Titel sind wieder Leipzig, Hamburg und Berlin“, so die anonymen Initiatoren.

 

Das skurrile Ranking folgt einer gewissen Tradition. Fast auf den Tag genau vor einem Jahr wurde bei Indymedia „Ein Aufruf zur Gewalt – gegen jene, die diese gewalttätige Welt wollen“ veröffentlicht – zusammen mit 50 konkreten Angriffsobjekten in der Stadt, etwa Arbeitsamt, Ausländerbehörde, Polizeidienststellen, Gerichte, Parteien. Ein Teil davon wurde, wie berichtet, in diesem Jahr abgearbeitet. In den meisten Fällen bekannten sich Linksextremisten zu den Taten.

 

Doch ist die „Randale Bundesliga“ ähnlich ernst zu nehmen wie das Strategiepapier der gewaltbereiten linksextremistischen Szene vom vergangenen Jahr? „Das kann auch lediglich Ausdruck eines intellektuellen, spielerischen Habitus, ein Lustigmachen über den Staat sein“, erklärte Martin Döring vom sächsischen Landesamt für Verfassungsschutz. Auffällig sei beispielsweise, dass es nach den Krawallen am 12. Dezember kein ausführliches, ernsthaftes Statement aus der Szene gab. Bei nahezu jeder vergleichsweise kleinen Sachbeschädigung wurden kurz darauf teils umfassende Bekennerschreiben veröffentlicht. „Die Vermittelbarkeit von militanten, gewalttätigen Aktionen ist in der Szene sehr wichtig“, so der Verfassungsschützer. „Aber wie sollte man eine solche Orgie der Gewalt ernsthaft rechtfertigen? Ein solcher Verwüstungsexzess wie am Wochenende in Leipzig ist nur schwer vermittelbar.“

 

Mithin stößt auch die „Randale Bundesliga“ keineswegs auf ungeteilte Zustimmung. „Peinlich, peinlich“, kommentierte einer bei Indymedia. „Wie alt seid Ihr eigentlich?“ Ein anderer stellte fest: „Dennoch sind militante Aktionen kein Selbstzweck. Es muss in jedem Einzelfall darüber nachgedacht werden, wozu solche Interventionen dienen.“

 

Ob nun aus purem Spaß oder ideologisch unterfüttert: „Der Gewaltaspekt hat in den zurückliegenden Monaten offensichtlich an Bedeutung gewonnen“, schätzt der Verfassungsschutz ein. „Aus diesem Grund ist weiterhin von einer hohen Gefährdung durch Linksautonome in Leipzig auszugehen“.

 

Von Frank Döring