Berufungsprozess nach Disco-Schlägerei: Zwei Delitzscher angeklagt

Erstveröffentlicht: 
08.12.2015

Wegen gemeinschaftlicher schwerer Körperverletzung müssen sich zwei Delitzscher vor dem Landgericht Leipzig verantworten. Die beiden jungen Männer sollen – so der Vorwurf – vier arabischstämmige Personen angegriffen und zum Teil verletzt haben. Allerdings sind Details und Ablauf der Schlägerei recht unklar.

 

Leipzig/Delitzsch.  Wegen gemeinschaftlicher schwerer Körperverletzung müssen sich seit Dienstag zwei Delitzscher vor dem Landgericht Leipzig verantworten. Die beiden jungen Männer sollen – so der Vorwurf – vier arabischstämmige Personen angegriffen und zum Teil verletzt haben. Die Sache beschäftigte bereits zu Jahresbeginn das Amtsgericht Eilenburg und wird nun als Berufungsverhandlung in nächsthöherer Instanz neu aufgerollt.

 

Der Vorfall ereignete sich am frühen Morgen des 12. Mai 2012. Ausgangspunkt war die Discothek Blue Angel in Delitzsch-Nord, wo es zunächst zu einem Wortgefecht zwischen den Arabern und einer Gruppe Deutscher kam. Was genau den Streit ausgelöst hatte – möglicherweise ein gestohlenes Basecap oder ein entwendeter Pullover – ließ sich nicht mehr so genau rekonstruieren. Fakt ist, dass sich die beiden Gruppen in der Securiusstraße mächtig in die Wolle bekamen, nachdem sie der Disco-Sicherheitsdienst allesamt vom Eingangsbereich des Blue Angel vertrieben hatte.

 

Gegen 5.30 Uhr wurde die Polizei alarmiert, weil sich eine Straßenschlacht abspielte. Eine Wohnhausbaustelle lieferte Material für die Auseinandersetzung. Steine sollen geflogen sein, auch Dachlatten seien zum Einsatz gekommen, heißt es in der Anklage. Und eine Eisenstange, die einen der Araber an der Hand getroffen und verletzt haben soll. Wer sie führte, gilt als unbekannt. Laut Aussagen von Polizeibeamten standen vier Ausländer einer deutlich größeren Gruppe Deutscher gegenüber. Aus letztgenannter verurteilte das Amtsgericht Eilenburg angesichts der Beweislage lediglich zwei Beteiligte: Dirk H. und Kevin C*. Der inzwischen 24-jährige H. soll 120 gemeinnützige Arbeitsstunden ableisten, der 21-jährige C. erhielt eine Jugendstrafe von einem Jahr und sieben Monaten, ausgesetzt zur Bewährung. In seinem Fall flossen eine frühere Vorstrafe sowie eine Trunkenheitsfahrt mit ein. C. war im Oktober 2013 per Fahrrad mit 1,7 Promille in der Delitzscher Eisenbahnstraße unterwegs.

 

Die Staatsanwaltschaft gab sich mit dem Urteil zufrieden, die Verteidigung hingegen legte Berufung ein. Lediglich die Promilletour von Kevin C. wurde als unstrittig akzeptiert – vom Vorwurf der gefährlichen Körperverletzung sollen die beiden Beschuldigten jedoch freigesprochen werden, so das Ziel der Verteidiger. Dem Vernehmen nach sehen sie als zweifelhaft an, wer an dem Tatmorgen welche Rolle spielte, wer Angreifer und wer Opfer war.

 

„Das war ein richtiger Pulk, den wir erst mal trennen mussten“, schilderte ein inzwischen pensionierter Polizeihauptkommissar, der mit seinem Kollegen als erster bei der Schlägerei eingetroffen war. „Die Aggression war auf beiden Seiten hoch. Die beiden Angeklagten waren aus meiner Sicht aber die Hauptakteure. Auch stimmlich, mit Beschimpfungen.“ Laut Polizei mussten Dirk H. und Kevin C. mit Pfefferspray gebändigt werden, weil sie auf Beamte losgegangen seien. Auch massive Beleidigungen sollen die beiden ausgestoßen haben.

 

Über Details und Abläufe der Schlägerei gab der erste Verhandlungstag vorm Landgericht allerdings wenig Aufschluss. Mehrere geladene Zeugen fehlten unentschuldigt. Der Vorsitzende Richter brachte auch eine Verurteilung wegen Landfriedensbruchs ins Spiel. Eine Erhöhung des Strafmaßes aus dem letzten Urteil haben die Angeklagten allerdings nicht zu erwarten. Bis Mitte Januar sind zunächst drei weitere Prozesstage angesetzt.

*Namen geändert

Von Kay Würker