Autobahn-Aktionstag / Uran-Zwischenfall

AKW's Abschalten! aber fix

Während heute die Atomlobby die Katze aus dem Sack ließ - alle 17 AKWs sollen weiterlaufen - demonstrierten in Ahaus, Duisburg und Jülich rund 350 Atomkraftgegner für den sofortigen Atomausstieg und gegen neue Atommülltransporte nach Ahaus. Gestern Abend hatten in Gronau bereits 35 Leute spontan vor der Urananreicherungsanlage Gronau demonstriert, nachdem ein Urenco-Arbeiter dort am Donnerstag verstrahlt worden war. Inzwischen wurde in Urinproben Uran gefunden, nachdem zunächst ständig beschwichtigt wurde.

 

Die Atomlobby stört es einen Dreck. Der Atommüll aus der ASSE muss wieder ans Tageslicht, im Endlager Morsleben bröckelt es auch verdächtig, in Gronau wurde am Donnerstag ein Arbeiter mit Uranhexafluorid offensichtlich doch schwerer kontaminiert, als bisher angenommen, und in Jülich bei Aachen wurde nun bekannt, dass der Boden unter dem ehemaligen AVR-Kugelhaufen-Versuchsreaktor nach einem 20 Jahre vertuschten Störfall von 1978 so schwer verstrahlt ist, dass die Bundesregierung als Betreiber keinen Plan hat, wie es wirklich im Erdreich aussieht - doch im Kanzleramt einigen sich die Atomkonzerne mit Schwarzgelb auf den Weiterbetrieb aller 17 AKWs (von denen Krümmel und Brunsbüttel wegen schwerer Störfälle seit 2007 stillliegen ...). Das ist an Zynismus nicht zu überbieten - denn angesagt ist nur der sofortige Atomausstieg!

Eine erste Reaktion auf die dreiste Ankündigung der Atomlobby kam heute aus Nordrhein-Westfalen: Dort fand ein Autobahn-Aktionstag vom Zwischenlager Ahaus über die Atommüll-Konditionierungsanlage Duisburg zum (Kern-)Forschungszentrum Jülich statt. Um 10 Uhr starteten 25 Autos mit Anti-Atom-Fahnen, Xen und einem großen Papp-Castor auf einem Anhänger zur 170 km langen mobilen Demo. Grund: Schon in den nächsten Wochen soll wieder Atommüll nach Ahaus rollen - u. a. aus Duisburg, Jülich, Karlsruhe und Dresden-Rossendorf, ab Frühjahr 2011 sollen dann 152 Castoren aus Jülich folgen.

In Duisburg gab es einen sehr netten Empfang durch das Klimabündnis Niederrhein - mit mehr als 200 Leuten ging es auf der ersten Anti-Atom-Demo gegen die GNS-Konditionierungsanlage seit mehr als 15 Jahren durch den Stadtteil Wanheim. Direkt an der Atom-Bahnstrecke liegt ein Kindergarten, dessen Sand anscheinend als belastet gilt und deshalb öfters ausgetauscht wird. Mehrere RednerInnen forderten die Stilllegung der Atommüll-Konditionierungsanlage. In Duisburg wird Atommüll als den deutschen Atomkraftwerken zerlegt, verpresst, zerkleinert und lagerfähig verpackt. Bis jetzt ging es zumeist ins Gorlebener Fasslager, nun soll Ahaus dran sein.

Auch in Jülich kam es am Nachmittag zu einer Kundgebung mit gut 150 Leuten auf dem Marktplatz - die größte Anti-Atom-Aktion vor Ort seit vielen Jahren. Jülich ist besonders krass, weil hier nächstes Jahr nicht nur die 152 Castoren Richtung Ahaus starten sollen, sondern auch in einer weltweit einmaligen Aktion "der Reaktorbehälter nach der Verfüllung mit Porenleichtbeton, als Einheit aus seiner Position herausgehoben und in ein 200 m entferntes Zwischenlager transportiert" werden soll (Webseite der Betreiber AVR, das über die EWN zu 100% dem Bundesfinanzministerium gehört).

Das ist eine Operation am offenen Herzen - und das nur, weil es unter dem Reaktorbehälter mit Strontium, Tritium und anderen radioaktiven Stoffen total verseuchtes Erdreich gibt. Ob und wieviel Radioaktivität schon ins Grundwasser gesickert ist, weiß angeblich niemand. Ganz nebenbei: Das Forschungszentrum Jülich gehört zur Helmholtz-Gruppe, die schon in der ASSE ihr Unvermögen unter Beweis gestellt hat.

Zum Abschluss gab es eine Kundgebung vor dem Haupttor des riesigen Forschungszentrums (mit einer Urenco-Filiale vor Ort!) und es wurde massiver Widerstand gegen die geplanten Castor-Transporte angekündigt.

Der Tag war erfolgreich, weil der Anti-Atom-Widerstand in NRW wieder in die Breite getragen wurde - die Medien berichteten sehr ausführlich und die bisher vernachlässigten Atomanlagen in Duisburg und Jülich rücken mit all ihren Atomproblemen wieder in den öffentlichen Fokus - das ist gut, aber erst der Anfang!

In Gronau demonstrierten am Freitagabend bereits 35 Leute an der UAA - den ganzen Tag berichteten Ü-Wagen von TV und Radio über den Zwischenfall in der UAA, der betroffene Arbeiter wurde in die Uni-Klinik Münster verlegt, nun wurde Uran im Urin festgestellt. Das ist heftig. Heute war auch Greenpeace mit einer Aktion an der UAA, morgen (Sonntag) gibt es um 15 Uhr eine Kundgebung vor dem Rathaus in Gronau - der Protest geht weiter.

Natürlich muss der Widerstand auch in NRW noch viel größer werden, um dem harten Atomkurs von Schwarz-Gelb und EON, RWE & Co. wirksam was entgegenzusetzen.

Deshalb findet in Ahaus vom 19.-21. März die Frühjahrskonferenz der bundesweiten Anti-Atom-Bewegung statt. Und am 24. April findet in Ahaus die zentrale Anti-Atom-Großdemo für NRW statt. Am selben Tag soll in Biblis und in Norddeutschland mit einer Menschenkette von Brunbüttel nach Krümmel sowie einem Trecker-Treck vom Wendland nach Krümmel für den sofortigen Atomausstieg demonstriert werden.

Und dazwischen könnte noch der Tag X in Ahaus kommen ...

Haltet euch auf dem Laufenden und macht mit!

Atomtransporte stoppen - alle Atomanlagen sofort stilllegen!!


atomstopp_at_citykom_dot_net – http://www.kein-castor-nach-ahaus.de