Gotha: Auswertung des Naziaufmarsches 28.11.

Recherche: Naziaufmarsch in Gotha am 28.11.2015

Am 28.11. fand der zweite Aufmarsch der Naziorganisation „Bündnis Zukunft Landkreis Gotha” in Gotha statt. Bereits im Vorfeld gab es vielseitige Aktionen. Die Nazis konnten zwar blockiert werden, was am eigentlichen Aufmarsch jedoch nichts ändern sollte. Die Polizei knüppelte den Weg frei und führte zahlreiche Kontrollen durch. Einer der Polizisten hatte einen rassistischen Aufkleber am Tonfa.

 

Aktionen im Vorfeld


Im Laufe des Samstages erreichten uns mehrere Informationen, sowie ein Bekenner_innenschreiben zu Aktionen, die bereits in der Nacht zuvor durchgeführt wurden. So verteilten Aktivist_innen auf dem Coburger Platz, dem Start- und Zielort der Nazis, 400 Liter Scheiße. Eine schöne Aktion, nur leider wurden die verteilten Fäkalien am Vormittag des Naziaufmarsches von der Stadtwirtschaft entfernt. Lediglich ein wenig Scheißegestank blieb übrig.

 

Eine andere Aktion dieser Nacht war das Besprayen verschiedener Orte der Stadt. So waren am Coburger Platz, auf dem Auto des Nazianmelders und einem lokalen Naziladen verschiedene Parolen zu lesen. Ein absolutes No-Go finden wir allerdings das „Homo”, dass auf das Auto des Nazianmelders Marco Zint gesprüht wurde. Homophobie lehnen wir ab, da Nazis eben aufgrund jener Ideologien beschissene Menschenfeinde sind. Aus diesem Anlass werden wir in Zukunft wahrscheinlich mal wieder “Basic-Arbeit” zum Thema Homophobie im Landkreis Gotha leisten müssen.

 

Der Tag


Bereits um 11:00 Uhr startete die erste von 4 Kundgebungen am Hauptbahnhof. Zahlreiche Menschen fanden sich zu dieser ein und wurden prompt vom Polizeistaat in die Mangel genommen. Die üblichen Schikanen wurden durchgeführt. Kontrollen en masse und das Abfilmen der Kundgebung ließen nichts gutes für diesen Tag erwarten. Positiv ist die große Beteiligung von geflüchteten Menschen aus der Stadt zu betrachten. Im weiteren Verlauf der Kundgebung am Hauptbahnhof wurde sich, da die Ankunft der Nazis beendet zu sein schien und die Bullen nicht kooperativer wurden, für die Verteilung der Gruppen auf das Stadtgebiet entschieden.

 

Wärend die ersten sieben Nazis ihrem Startpunkt aufbauten, sammelten sich die ersten Menschen auf der Gegenkundgebung verschiedener Gewerkschaften auf dem Coburger Platz. Der Weg in Richtung des Westviertels, durch das die Nazidemo führen sollte, erwies sich als Spießroutenlauf. Aus Berichten wissen wir das mehrere kleiner Gruppen der Nazigegner_innen teilweise bis zu vier mal innerhalb von 1000 Metern kontrolliert wurden. Als die Nazis mit ihrer Kundgebung starteten war durch den lautstarken Gegenprotest kaum etwas von ihrem Gebrabbel verstehen.

 

Gegen 15 Uhr setzten sich die etwa 150 Nazis in Bewegung. In dieser Zeit entstand eine Blockade auf der Route, die dazu führte dass die Nazis ihren Weg, entgegen ihrer eigentlichen Marschrichtung, abwatscheln mussten. Das die Nazis nicht vollständig gestoppt wurden liegt am wohlwollenden Verhalten der Bullen. Mehrfach wurden Versuche von Blockaden gewaltsam und unverhältnismäßig gestoppt. Trauriger Höhepunkt war die Auslösung eines Blockadeversuchs in der Eschleber Straße, Ecke Große Fahnenstraße. Etwa 40 Menschen versuchten den Zugang zur Zwischenkundgebung der Nazis zu blockieren und wurden ohne Aufforderung zur Räumung sofort und sehr brutal aus dem Weg geprügelt. Daraufhin folgten einige Scharmützel mit den Bullen.

 

Nachdem die Nazis ihre Zwischenkundgebung erreicht hatten erschien es wenig sinnvoll weitere Blockaden zu starten oder sich dafür verprügeln zu lassen, um die Nazis dann auch noch von ihrer Abreise abzuhalten. Deshalb wurde die Nazihetze mit Musik und Pfeifen übertönt.

 

Bei eben jener Zwischenkundgebung gab es auch noch ein paar unschöne Szenen. Einer der Bullen hatte auf seinen Schlagstock einen Aufkleber von Tommy Frencks “Druck 18” Onlineshop. Darauf war zu lesen “Bitte flüchten sie weiter – Hier gibt es nichts zu wohnen”. Zugegeben unser Vertrauen in die Exekutive war noch nie hoch (never trust a cop) das allerdings inzwischen Bullen sehr offensichtlich mit Naziaufklebern auf dem Tonfa marodieren können war uns dann doch neu.

 

Abschließendes


Uns ist es nicht gelungen den Naziaufmarsch effektiv zu blockieren. Gründe dafür sind wohl bei dem agressiven Verhalten der Polizei und den wiedrigen Wetterbedingungen zu suchen. Dennoch konnte gezeigt werden, dass es in der “Provinz” durchaus Protest gibt und ein Naziaufmarsch nicht unbeantwortet bleibt. Die Nazis haben seit dem letzten Aufmarsch nicht an Zulauf gewonen. Beim letzten Aufmarsch am 18.4. zählten wir 240, diesesmal lediglich ca. 150.

 

Wir haben bereits einen Überblick von Teilnehmer_innen der Nazidemo vorbereitet. Weitere Informationen zu Nazis könnt ihr an aagth@riseup.net senden.

 

Danke an alle Menschen die uns unterstützt haben.

Let`s push things forward! Es gibt kein ruhiges Hinterland!

 

Weitere Bilder gibts auf: http://aagth.afaction.info