Landesverband der AfD plant Volksantrag

Erstveröffentlicht: 
17.10.2015

Initiative gegen Nutzung von Schulen als Asylunterkunft

 

VON JüRGEN KOCHINKE


dresden. Die Alternative für Deutschland (AfD) versucht weiter aus den Anti-Asyl- und Pegida-Protesten politischen Profit herauszuschlagen. Gestern startete der Landesverband eine Unterschriftenaktion mit dem Titel "Bildung erhalten, Schulen sind keine Asylheime". Ziel ist ein Volksantrag, der genau eine solche Nutzung verhindern soll. "Das ist ein Thema, das vielen auf der Seele brennt", sagte Landesvorstandsmitglied Jörg Urban gestern zu Begründung des Antrags. Er sei zuversichtlich, dass zumindest dieser erste Schritt gelingen werde.


Das war eine Anspielung von Urban auf das relativ komplizierte Verfahren im Falle von Initiativen zur direkten Demokratie. Ein Volksantrag als erste Hürde benötigt in Sachsen 40000 Unterschriften, um überhaupt gültig zu sein. Laut AfD dürfte das aber zu schaffen sein, mehr oder weniger locker. Danach geht der Antrag in den Landtag, der ihm zustimmen muss. Tut das Landesparlament dies aber nicht, greift die zweite Stufe. Dabei handelt es sich um das sogenannte Volksbegehren, das allerdings als nahezu chancenlos gilt. Grund: Hier liegt die Latte außerordentlich hoch - bei 450000 Unterschriften.


Die AfD will den Versuch dennoch starten, und hofft dabei auf kräftigen Rückenwind durch die allgemeine Stimmung im Land. Die Unterbringung von Flüchtlingen in Schulgebäuden sei ein "massiver Eingriff", heißt es in dem gestern vorgestellten Antrag. "Der angeblich leichteste Weg geht hier zu Lasten unserer Schulkinder." Der Dresdner AfD-Kreischef Jürgen Schulz meinte, Auslöser für die Initiative seien die Zustände in der Landeshauptstadt gewesen. Dort, betonte er, seien "vier Objekte" betroffen, die landesweite Zahl schätzte er auf "ein gutes Dutzend". Genauere Werte konnten weder er noch der Landesvorstand gestern nicht liefern.


Das Kultusministerium widersprach umgehend. "Derzeit wird keine Schulsporthalle als Asylunterkunft genutzt", sagte Sprecherin Susann Meerheim gestern. Bei den vier Objekten in Dresden handele es sich in zwei Fällen um reine Sporthallen ohne Schulsport; eine dritte sei zwar derzeit noch von 40 Asylbewerbern belegt, werde aber in den nächsten Tagen - also noch vor dem Ende der Schulferien - komplett frei. Und bei der vierten Halle handele es sich ebenfalls um keine Schulsporthalle, sondern um eine für Vereinssport, die allerdings von Gymnasiasten genutzt worden sei. Deren Sportunterricht finde jetzt in einer anderen Halle statt.


Da im Moment beim Thema viel in Bewegung ist, kann sich das alles aber auch schnell wieder ändern. Darauf hat auch die AfD verwiesen und ihren Volksantrag noch mit einer zweiten Initiative gewürzt. So will die Landtagsfraktion einen Antrag mit gleichem Tenor bis Ende des Jahres parallel auch ins Landesparlament einbringen. Dort haben Anträge der Opposition zwar in der Regel keine Chance, in diesem Fall aber, spekuliert die AfD, könnte das ja mal anders sein.