Demo-Wochenende in Plauen: Die neue Protestbewegung "Wir sind Deutschland" hat am Sonntagabend den Altmarkt gefüllt. Bereits am Vorabend demonstrierten Neonazis und der Runde Tisch.
Plauen. Die Gruppe der Demonstranten, die sich dem Plauener Gastronom Michael Oheim anschließen, ist erneut gewachsen. Zur zweiten Kundgebung kamen am Sonntag nach Polizeiangaben mehr als 2000 Menschen. Das sind fünfmal so viele wie zum Auftakt in der Vorwoche. Ein Zulauf, mit dem die Veranstalter nicht gerechnet hatten.
Die Gruppe, die sich "Wir sind Deutschland" nennt, entwickelt sich zum Sammelbecken für Unzufriedene. Zur friedlichen Demo kamen vor allem Durchschnittsbürger, die unauffällige Masse. Aber auch die Rechte Szene schaute sich um auf dem Altmarkt. Nach Informationen der "Freien Presse" war die "Härte Plauen" fast vollständig vertreten. Dabei handelt es sich um eine rechtsextreme Rockervereinigung, die vor zwei Jahren vom Bundesinnenministerium verboten wurde.
Mitorganisatorin Michaela Oheim wies erneut darauf hin, dass sich die Veranstalter von Extremismus, Hassparolen und Radikalismus distanzieren: "Ich stehe für Frieden und Menschenrechte. Nur weil gewisse Leute keine Argumente mehr haben, sind wir gewiss keine Nazis." Erlaubt waren nur Deutschland-Fahnen. Ein Mann, der seine Reichsflagge schwenken wollte, wurde von Ordnern zurechtgewiesen.
Michaela Oheim forderte ein Ende der Sanktionen gegen Russland. Sie würden der Wirtschaft schaden und nichts bringen. Zu den Rednern gehörte auch Conny Arnold, eine 24-jährige Altenpflegerin aus Rodewisch. Sie sprach von Randale im Landratsamt an Tagen, an denen Asylbewerbern das Taschengeld ausgezahlt wird. Dazu sei Sicherheitspersonal eingesetzt. "Die Information kam von einer Sicherheitsfirma", sagte die junge Frau und bekam Beifall für ihren Auftritt. Einem Mann, der die Rede im Hintergrund als Stimmungsmache einordnete, war für nächste Woche Rederecht angeboten worden.
Kindergärtner Bernd Mylius sagte, er lässt sich als Sachse nicht beleidigen: "Wir haben Courage, wir haben Mut, wir sagen unsere Meinung." Die Proteste gehen weiter am Sonntag, ebenfalls auf dem Altmarkt. Oheim habe bereits Anfragen aus dem Erzgebirge bekommen, Bitten um Tipps, wie solche Veranstaltungen anzupacken seien.
Schon am Samstagabend hatte es Kundgebungen in Plauen gegeben. Vor dem Flüchtlingsheim standen nach Polizeiangaben rund 150 Menschen, die einem Aufruf des Runden Tisches gefolgt waren. Hintergrund war ein Aufmarsch der rechten Splitterpartei III. Weg vor dem Heim mit rund 120 Teilnehmern. Die Neonazis wollten mit Fackeln zum Heim marschieren, was die Versammlungsbehörde aus Sicherheitsgründen verboten hatte.