Nach Kundgebungen in der Essener Innenstadt kam es zu Ausschreitungen, als HoGeSa-Anhänger Teilnehmer der Gegendemo mit Stühlen und Stöcken angriffen.
Die Polizei hat am Sonntag in der Innenstadt mehr als 100 HoGeSa-Anhänger („Hooligans gegen Salafisten“) festgesetzt. Sie hatten auf der Viehofer Straße mit Stühlen auf Teilnehmer eine Gegendemo geworfen und die Glastür einer Bar eingeworfen, in die die Angegriffenen geflüchtet waren. Mindestens zwei von ihnen wurden verletzt.
Zu den Übergriffen kam es nach einer Kundgebung der HoGeSa mit rund 220 Anhängern auf dem Viehofer Platz und der Gegenveranstaltung des Bürgerbündnisses „Essen stellt sich quer“ mit etwa 260 Teilnehmern auf dem Pferdemarkt. Die Polizei war mit einem massiven Aufgebot vor Ort und hatte Unterstützung von Beamten mehrerer Hundertschaften. Diese kamen etwa aus Köln, Münster, Bielefeld und Aachen. Ein Hubschrauber überwachte zudem bis zum Abend die Lage aus der Luft.
Demo verlief ohne größere Zwischenfälle, aber dann...
Während die beiden Veranstaltungen und ein Umzug der HoGeSa-Anhänger zunächst ohne größere Zwischenfälle verliefen, kam es danach trotz Begleitung der Polizei zu Übergriffen, als die Versammlungen sich auflösten, sagte Polizeisprecher Ulrich Faßbender. Die Lager sollen sich erst verbal hochgeschaukelt haben, dann kam es zu Übergriffen, bei denen mindestens zwei Gegendemonstranten verletzt wurden. Die Polizei hat bis in den Abend Personalien der über 100 festgesetzten Hooligans aufgenommen und Anzeigen wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung geschrieben.
Nach Zeugenaussagen sollen HoGeSa-Anhänger plötzlich Stühle geschmissen haben. Eine 53-Jährige sagte dieser Zeitung, dass rund 50 HoGeSa-Anhänger bedrohlich auf sie zugekommen seien: „Ich hatte noch nie solche Angst.“ Vor dieser aggressiven Gruppe seien etwa 30 Menschen in eine Shisha-Bar geflüchtet. „Sie standen alle hier drin und draußen schlugen die Hooligans mit Schlagstöcken, Ketten und Eisenpollern gegen unsere Glastür“, sagte ein Mitarbeiter der Abia-Bar an der Viehofer Straße, deren Glastür eingeworfen wurde. Die Polizei kesselte die Randalierenden ein und sperrte zeitgleich die Viehofer Straße für Fußgänger.
HoGeSa-Gegendemonstranten machen Polizei Vorwürfe
Die Polizei habe die Lage nicht im Griff gehabt, nur den besonnenen Gegendemonstranten sei es zu verdanken, dass niemand zu ernsthaftem Schaden kam, sagte indes Bündnis-Sprecher Max Adelmann. Einige Teilnehmer fühlten sich mit ihrem Hilfegesuch nicht ernst genommen. Wie es bei so enormer Polizeipräsenz zu den Attacken kommen konnte, bei denen „50 Neonazis mit Waffen Polizeiketten durchdringen konnten“, fragt nicht nur er, sondern auch Linken-Sprecher Michael Steimann. Sie fordern dringend Aufklärung.
Es war nicht der erste Treff von HoGeSa-Anhängern in Essen. Bereits im September 2014 hatte die Polizei rund 90 der Hooligans in der Innenstadt eingekesselt, da sie die Beamten bedroht und beleidigt haben sollen. Im Januar darauf verbot die damalige Polizei-Präsidentin Stephania Fischer-Weinsziehr eine Kundgebung, da es Hinweise auf gewalttätige Auseinandersetzung gegeben haben soll. Im Vorfeld der gestrigen Kundgebung haben der Polizei hingegen bei der intensiven Prüfung keine Verbotsgründe vorgelegen, so dass die Veranstaltung stattfinden durfte.