Prozess in München: Neue Hinweise zur Mordwaffe
Von Christoph Lemmer
München. Im Münchner NSU-Prozess hat ein früheres Mitglied der
"Kameradschaft Jena" laut Prozessbeteiligten den letzten fehlenden
Beweis für die Beschaffungskette der "Ceska"-Mordwaffe geliefert. Mit
dieser Pistole sollen die mutmaßlichen Rechtsterroristen Uwe Mundlos und
Uwe Böhnhardt neun ihrer zehn Mordopfer erschossen haben. Der Zeuge
bestätigte gestern, dass die von der Bundesanwaltschaft verdächtigten
Männer, die die Waffe über mehrere Stationen von der Schweiz nach Jena
gebracht haben sollen, sich persönlich kannten. "Alle Fäden" seien in
einem Szeneladen in Jena "zusammengelaufen". Laut der Anklage soll der
wegen Beihilfe zum Mord mitangeklagte Ralf Wohlleben die Bestellung der
Waffe in diesem Geschäft veranlasst haben. Beate Zschäpe war 1998 mit
Mundlos und Böhnhardt abgetaucht. Sie ist als mutmaßliche Mittäterin
angeklagt.
Detailliert schilderte der Zeuge, der auch Sänger der Rechtsrock-Band
"Vergeltung" war, die Vorgeschichte des NSU und die Rollen seiner
mutmaßlichen Mitglieder und Unterstützer. Mundlos und Böhnhardt seien
"völlig unterschiedlich" gewesen. Er habe sich gefragt, wie sie so lange
miteinander leben konnten. Mundlos beschrieb er als "intelligent und
zynisch". Die Morde hätte er ihm nicht zugetraut. Böhnhardt hätte auch
"Linksterrorist" werden können, wenn seine Clique zufällig links gewesen
wäre. Gewundert habe er sich auch darüber, dass Zschäpe mit den beiden
Männern in den Untergrund gegangen sei. Sie habe in der Gruppe selten
etwas gesagt und keine "Parolen geschrien". Er habe sie 1992 als
Freundin von Mundlos kennengelernt. Das Gericht unterbrach die
Vernehmung; sie soll am 7. Oktober fortgesetzt werden.