Flaschenwürfe, Pyrotechnik und verletzte Polizisten: Der Legida-Aufmarsch ist am Montag eskaliert. Für Beobachter kommt die Entwicklung nicht überraschend. Entspannung sehen sie in den nächsten Wochen nicht, im Gegenteil.
Leipzig. Bei den Ausschreitungen am Montag während der Legida-Demonstration in Leipzig wurden zwei Polizisten verletzt. Das bestätigte Behördensprecher Andreas Loepki gegenüber LVZ.de. Die Beamten seien aber mit leichten Blessuren davongekommen und könnten weiter ihren Dienst ausüben.
Festgenommen wurde niemand. „Die Lagebereinigung hatte Vorrang“, so Loepki. Der Aufmarsch des fremdenfeindlichen Bündnisses war durch eine Sitzblockade von bis zu 400 Gegendemonstranten gestoppt worden. Daraufhin hätte sich eine Reihe von Legida-Teilnehmern , die laut Polizei „augenscheinlich dem Fußballklientel zuzuordnen sind“, vermummt. Anschließend bewarfen sie die Beamten in Höhe der Goethestraße mit Flaschen und Feuerwerkskörpern, hieß es weiter. Zudem hätten die Demonstranten versucht, Polizeisperren zu durchbrechen. Die Ordnungskräfte reagierten mit Reizgas und Schlagstöcken. Nachdem weitere Teilnehmer aus dem Versammlungszug ausbrachen, wurde die Demonstration aufgelöst. Am Dienstag teilte das Bündnis via Facebook mit. "Legida bedankt sich im Namen des Orgateams bei ALLEN!"
Die Krawalle sind aus Sicht der Stadtverwaltung Leipzig „eine neue Qualität von Gewalt“. „Wir sehen eine gestiegene Gewaltbereitschaft“, erklärte ein Stadtsprecher. „Wir werden die Vorkommnisse gemeinsam mit der Polizei auswerten und dann schauen, was dies für die kommenden Demonstrationen bedeutet.“
Für Jürgen Kasek, Landesvorsitzender von Sachsens Grünen, kam die Eskalation nicht überraschend. „Legida hat sein wahres Gesicht gezeigt, sie haben es auf Konfrontation angelegt“, so der Politiker gegenüber LVZ.de. Bereits am Montagvormittag war bekannt geworden, dass sich Fußballfans vor der Legidademonstration in einer Tabledance-Bar an der Dessauer Straße treffen wollten. „Hooligans aus Halle, Leipzig und Dresden haben dafür ihre Leute mobilisiert“, erklärte Marcel Nowitzki, Initiator von No Legida. Mehrere Dutzend Männer seien dann am späten Nachmittag gemeinsam in die Innenstadt gelaufen. „Da war schon klar, in welche Richtung das geht“, so Nowitzki. Die Polizei hat die Gruppe zunächst nicht begleitet. „Wir hatten sie aber immer unter Beobachtung“, berichtete Loepki.
„Legida versucht in Leipzig Gewalt und Hass zu installieren“
Am Willy-Brandt-Platz mischten sich die Hooligans dann unter die weiteren Legida-Teilnehmer und setzten sich später an die Spitze des Demonstrationszuges. Nowitzki kritisiert: „Anders als in den Monaten zuvor, gab es dieses Mal keine Einlasskontrollen.“ Glasflaschen und Pyrotechnik ließen sich so problemlos mitführen. „Legida versucht in Leipzig Gewalt und Hass zu installieren“, meinte Kasek.
Ein Zwischenfall beunruhigt Nowitzki auch am Dienstag noch. Nach dem Abbruch des Legida-Aufmarsches hätten sich gewaltbereite Teilnehmer in kleinen Gruppen zunächst in Richtung Brühl zurückgezogen. Gegendemonstranten von No Legida befanden sich zu diesem Zeitpunkt noch an ihrem angemeldeten Versammlungsort vor dem ehemaligen Hotel Astoria. „Plötzlich kam eine Gruppe von rund 40 Mann auf uns zu“, so Nowitzki. Die Polizei habe an anderer Stelle zu tun gehabt, beide Lager hätten sich direkt gegenüber gestanden. „Wir wurden mit Flaschen beworfen“, so der Initiator von No Legida. „Als die Polizei dann kam, hat sie uns zurückgedrängt, obwohl unsere Versammlung angemeldet war“, so Nowitzki. Die 40 Mann hätten die Ordnungshüter dagegen einfach laufen lassen.
Liveticker: Legida-Demonstrationam 14. September
Nowitzki hat noch am Abend das Gespräch mit den Beamten gesucht. „Ein Gruppenführer hat mir gesagt, dass sie nicht überall sein können und unterbesetzt seien“, so der Organisator der Gegenproteste weiter. Polizeisprecher Loepki machte zur Einsatzstärke keine konkreten Angaben. „Es waren einige Hundertschaften“, teilte er knapp mit.
Nowitzki rechnet in den kommenden Wochen mit keiner Entspannung. Am kommenden Montag will sich Legida erneut am Willy-Brandt-Platz treffen. „Da haben sich bereits Neonazis aus Riesa angesagt“, so Nowitzki.
Großdemonstration in der kommenden Woche
Am Sonnabend danach erwartet Leipzig eine weitere Großkundgebung. Der einstige Legida-Aktivist Silvio Rösler hat für die Initiative „Widerstand Ost/West“ eine Versammlung auf dem Augustplatz mit anschließendem Marsch um den Ring angemeldet. Beteiligen will sich auch der „Gida-Dachverband“, der sich seit vergangenem Wochenende „Offensive für Deutschland“ nennt. „Die Zeit des Spazierengehens ist für uns vorbei. Es gilt seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen und auch Lösungen anzubieten und einzufordern“, teilte die Organisation am vergangenen Sonntag nach einem Treffen in Dessau mit. Erwartet werden bis zu 5000 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet.
Unter dem Motto „Enough is Enough“ organisieren linke Gruppen ihre Gegenproteste. „Seid laut und leise, bunt und schwarz, zivil und ungehorsam und vor allem einfallsreich, entschlossen und wirksam“, fordern sie in einem Aufruf.