Wir haben am letzten Freitag das Haus Karthäuserwall 14 besetzt, um dessen Abriss zu verhindern. Seit 27 Jahre lebte Familie Montag im Kartäuserwall 14. Mit einem Mietvertrag von 1988 zahlte sie eine monatliche Miete von 650 Euro + 70 Euro Nebenkosten – eine damals „angemessene“ und mittlerweile sehr günstige Miete für die Kölner Südstadt. Seitdem die Kneipe im Erdgeschoss geschlossen wurde, waren sie die einzigen Mieter im Haus.
2011 kaufte die „Gewerbepark Hüsten GmbH“ aus Arnsberg das Haus für 310.000 Euro. Im März 2012 kündigte die GmbH der Familie zum Ende des Jahres wegen /„Hinderung angemessener wirtschaftlicher Verwertung“/. Da eine Sanierung (350.000,-) rund 70% der Abriss+Neubau-Kosten (500.000) betragen würde, wolle man das Haus abreißen. Eine Abrissgenehmigung liege bereits vor; das Haus sei angeblich „marode und baufällig“. Die Begründung im hierzu herangezogenen Gutachten ist völlig daneben. Die Behörde hat die Genehmigung nämlich nur auf Grundlage des Antrags des Eigentümers erteilt. Darin ist ausschließlich von einer Gaststätte und einer Pächterwohnung die Rede. Bei einer Ortsbesichtigung hätte der Verwaltung auffallen müssen, dass das Gebäude in einem sehr guten Zustand ist und außerdem eine dreiköpfige Familie darin wohnt. Den entsprechenden Einspruch der Mieter ließ das Amt sechs Monate lang unbearbeitet liegen und teilte deren Anwalt schließlich lapidar mit, dass die Entscheidung für den Abriss völlig korrekt gewesen sei.
Dennoch wurde die Berufung von Familie Montag gegen die Räumungsklage zurückgewiesen. Auch ein Kauf-Angebot der Familie in Höhe von 350.000 Euro lehnte der Eigentümer ab. Die Familie Montag wurde vertrieben und musste wegen des angespannten Wohnungsmarktes und der kurzen Frist behelfsmäßig eine sehr teure Wohnung anmieten.
Nach dem Abriss soll auf dem Grundstück ein zwei Mini-Stadt-Häuser entstehen, die schon vor 3 Jahren im voraus mit jeweils 750.000 Euro im Internet zum Kauf angeboten wurden. Angesichts des Kaufpreises ein sehr lukratives Geschäft. Mittlerweile lässt sich mit den beiden Neubauten ein noch höherer Verkaufspreis erzielen.
Die Besetzung des Kartäuserwall 14 stieß in der Nachbarschaft auf sehr viel Zuspruch. Viele wollen helfen, bringen Kaffee und Kuchen mit, machen Vorschläge für das Abendprogramm oder bleiben um zu quatschen. Viele lassen sich sogar auf die Alarmliste für eine mögliche Räumung setzten und wollen im Notfall kommen, um eine Räumung durch die Polizei zu verhindern. Kein Wunder, viele sind selbst von Kündigung und Vertreibung bedroht und müssen immer höheren Mieten zahlen.
Wir fordern von der Stadt Köln, die Abrissgenehmigung muss vom Tisch!
Noch ist es nicht zu spät, die Kette offensichtlicher Fehlentscheidungen durch Stadt und Justiz zu korrigieren.
*Wir sagen NEIN zum Abriss von günstigem Wohnraum zugunsten von Luxus-Neubauten*
*Wir sagen NEIN zur Verdrängung und zum Austausch der Bewohner in zentralen Lagen*
*Kommt vorbei und unterstützt die Protestaktion !
Der Besetzer*innenrat der K 14, 11. September 2015
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