Viel Lob für neue Erstaufnahme-Einrichtung

Erstveröffentlicht: 
08.08.2015

Ab Montag werden in Dölitz Asylbewerber ankommen / Erhöhung der Platz-Anzahl befürchtet

 

Von Jens Rometsch


Weit über 1000 Leipziger nutzten gestern die Chance, sich in der neuen Erstaufnahme-Unterkunft des Freistaates Sachsen in der Friederikenstraße 37 umzusehen. Viele kamen mit Tüten oder Kartons voll Kleidung in die ehemalige Ingenieurschule. "Wir haben schon einen Großcontainer mit Spenden gefüllt", sagte Julia Bohn von den Malteser Werken, die das Haus betreiben. "Unterwäsche, Socken, auch BHs für die Frauen, Mal- und Schreibstifte oder Bälle für die Kinder können wir aber nie genug haben." Weitere Spenden würden ab Montag, wenn die ersten Asylbewerber in Dölitz eintreffen, rund um die Uhr angenommen. "Einfach an der Wache melden, dann kommt sofort ein Betreuer."


Die 28-jährige Sozialwissenschaftlerin war schon in Sachsens erster Erstaufnahme-Einrichtung in Chemnitz tätig. Nun hat also auch Leipzig so eine Durchgangsstation, in der die Flüchtlinge Formalitäten erledigen und etwa sechs Wochen bleiben, bevor sie den Städten und Kreisen zugewiesen werden. 350 Personen fassen die über vier Etagen verteilten Zimmer. In ihnen stehen gebrauchte Militärbetten, Stühle, ein Spind pro Bewohner sowie ein leerer Militärkleiderschrank. Außer dem Gebetsraum für Muslime, in dem bisher nur ein Teppich liegt, befinden sich die Gemeinschaftsräume im Erdgeschoss. Dort gibt es zum Beispiel zwei Tischtennis-Platten, ein Schulzimmer mit Tafel, den Gebetsraum für Christen sowie zwei Kinderspielzimmer, die über einen eigenen Ausgang zu dem großen grünen Hof samt Bolzplatz verfügen. Noch nicht bezugsfertig sind die Wohncontainer auf dem mit Stacheldraht umzäunten Areal - in ihnen kommen bald 80 Plätze hinzu, so Michael Feist, Vize-Präsident der Landesdirektion. Er bekräftigte, dass der Freistaat das Objekt in Dölitz auch nach 2017 - wenn eine Erstaufnahme-Einrichtung mit 700 Plätzen in Gohlis fertig ist - als "Reserve" behalten wolle (die LVZ berichtete).


Vom großen Speisesaal bis zu den Mütter-Räumen zum Stillen - von den Besuchern gab es durchweg Lob für die durchdachte, zweckmäßige Ausstattung. Einige grummelten: "Ich möchte mal sehen, wie es hier in vier Wochen aussieht." Die meisten jedoch wünschten sich wie Ingeburg und Klaus Schulze aus Lößnig eine gute Nachbarschaft. "In Freital wurden Flüchtlinge als Dreck beschimpft. Dafür habe ich mich sehr geschämt", so die Seniorin. Leipziger Politiker wie Landtagsmitglied Juliane Nagel (Linke) zollten dem Freistaat Respekt für den neuen Standort. Dass dort vom ersten Tag an Deutsch-Unterricht angeboten wird, sei richtig. Zugleich äußerte Nagel auch Befürchtungen, das Land könnte auf dem Areal bald deutlich mehr als 430 Menschen einquartieren. "Damit würde das gute Konzept hier bedroht."