LEA-Gegner mit Stöcken hinter Antifa-Leuten her - Auto fährt LEA-Gegner an

Die Meinungsverschiedenheiten über die Landeserstaufnahmestelle (LEA) in Ellwangen arten jetzt offenbar in direkte Konfrontationen aus. Am Sonntagabend gab es handfeste Auseinandersetzungen.

 

Der Polizeibericht schildert die Vorgänge am Sonntagabend distanziert, ohne darauf einzugehen, wer sich da überhaupt in der Wolle hatte. Wesentlich deutlicher sind da die Schilderungen eines Augenzeugen und eines Antifa-Aktivisten. Auch der Wirt einer Gaststätte gab Auskunft. Aus all diesen verschiedenen Darstellungen ergibt sich nun folgendes Bild:

Zur Vorgeschichte: In der Gaststätte "Keglertreff" in der Ortschaft Schleifhäusle haben sich in den vergangenen Monaten offenbar bereits mehrmals Gegner der Landeserstaufnahmestelle zu einer Art Stammtisch getroffen. Das bestätigt auch Wirt Kosma Papadopoulus. Seinen Worten zufolge habe sich die meist zwischen 15 und 20 Personen starke Gruppe in ein Nebenzimmer zurückgezogen und dort geredet, alles sei stets friedlich und problemlos verlaufen.

Am Sonntagabend war es anders. Dass dort ein Treffen von LEA-Gegnern stattfindet, war offenbar über Facebook erkennbar geworden, und so zog an diesem Abend zunächst unbemerkt eine rund zwei Dutzend Personen umfassende Gruppe von Antifa-Aktivisten aus dem Ostalbkreis in der Nähe auf. Sie zogen dann mit Transparenten und "roten Fahnen", wie der Augenzeuge sagt, vor das Lokal und "machten Krawall", riefen Sprechchöre.

Die an diesem Abend offenbar rund 20 bis 25 Personen umfassende Gruppe von LEA-Gegnern zog es laut Augenzeuge vor, erst mal die Türe abzuschließen. Erst als die Antifa-Aktivisten wieder abzogen, verließen die LEA-Gegner das Lokal, und zumindest einige von ihnen nahmen an einer Baustelle nebenan "Stangen und so Sach" auf, wie der Augenzeuge berichtet. Damit gingen sie laut Augenzeuge den Antifa-Leuten nach.

Heftiger Stoß in den Bauch

Von der folgenden tätlichen Auseinandersetzung hat der Augenzeuge nichts mitbekommen. Der tatsächliche Tathergang muss noch von der Polizei ermittelt werden. Aus den Schilderungen des Polizeiberichts sowie des Antifa-Sprechers ergibt sich jedoch vorläufig folgendes Bild: Wie der Antifa-Sprecher behauptet, hätten einige der LEA-Gegner mit den Stangen durchs offene Autofenster die Insassen traktiert. Einer habe dabei einen so heftigen Stoß in den Bauch bekommen, dass er ins Krankenhaus gebracht werden musste (andere Antifa-Leute bestätigten dies).

Einige der LEA-Gegner hätten sich vor die Autos der Antifa gestellt, offenbar um sie am Wegfahren zu hindern. Dabei kamen dann offenbar zwei der LEA-Gegner zu Schaden: "Gegen 19.30 Uhr wurden (. . .) zwei 26 und 40 Jahre alte Männer von einem Pkw Mitsubishi angefahren. Beide wurden anschließend mit einem Rettungswagen zur ambulanten Behandlung in ein Krankenhaus gefahren", heißt es dazu im Polizeibericht. Mehrere Streifenwagen waren inzwischen nach Schleifhäusle geeilt. "Die Polizei hat diesen Unfall aufgenommen, die Ermittlungen zu den Umständen sind noch nicht abgeschlossen", schließt die offizielle Polizeimeldung.

Die Antifa-Aktivisten fuhren anschließend, sicherheitshalber eskortiert von der Polizei, nach Ellwangen und hielten eine "Mahnwache" ab, wenige Meter südlich des Bahnhofs auf einem Parkplatz. Die Gruppe wollte nach eigenem Bekunden verdeutlichen, dass NPD-Mitglieder und andere Rechtsradikale das Flüchtlingsproblem als Mittel benutzen, um auch politisch moderate Bürger auf ihre Seite zu ziehen; sprich, die LEA als Vehikel benutzen, um braune Gesinnung zu verbreiten. Die Polizei hatte zudem entlang der Bundesstraße zwischen LEA und Innenstadt vorsichtshalber mehrere Streifenwagen postiert, die Aktion am Bahnhof wurde ebenfalls von Beamten überwacht.

Von der Stadtverwaltung hatten Bürgermeister Volker Grab und der stellvertretende Ordnungsamtsleiter Thomas Steidle die Aktion am Bahnhof beobachtet und mit den Demonstranten gesprochen. Weil die Stimmung vor dem Bahnhof friedlich war, ließ man die jungen Leute, vornehmlich Männer, gewähren. Wie die Polizei bestätigt, zogen die Demonstranten etwa gegen 23.30 Uhr wieder ab.

 

Der Wirt des "Keglertreffs", Kosma Papadopoulos, war am Sonntag nicht selbst in seinem Lokal, sondern eine Angestellte. Als er abends telefonisch erfahren habe, was los war, "habe ich das zuerst nicht geglaubt", sagt Papadopoulos. Nun überlege er sich natürlich, ob sich die Gruppe weiterhin bei ihm treffen könne, denn: "Ich will meine Ruhe haben."