Festnahmen nach Brandanschlag in Bitterfeld-Wolfen

Erstveröffentlicht: 
09.06.2015

Nach einem Brandanschlag auf das Alternative Kulturwerk (AKW) in Bitterfeld-Wolfen hat die Polizei zwei mutmaßliche Täter festgenommen. Wie die Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau mitteilte, stammen die 24 und 28 Jahre alten Männer aus dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld. Sie sitzen derzeit in U-Haft.

 

Ausgebrannter Wohnwagen


Am 18. April hatten Unbekannte zwei Brandsätze über den Zaun des AKW geworfen. Sie trafen einen Wohnwagen, der ausbrannte. Verletzt wurde niemand. Die beiden Festgenommenen sollen an dem Brandanschlag beteiligt gewesen sein.

In der Nacht zum 30. Mai konnte die Polizei einen erneuten Brandanschlag auf das alternative Kulturprojekt verhindern. Bei einer Fahrzeugkontrolle entdeckten die Beamten mehrere griffbereite Molotow-Cocktails sowie einen Baseballschläger. Die Polizei nahm einen 26 und einen 30 Jahre alten Verdächtigen in der Nähe des Kulturzentrums fest. Bei mindestens einem der Männer geht die Staatsanwaltschaft aufgrund einer Tätowierung von einem rechtsextremistischen Hintergrund aus.

 

Wiederholt Ausschreitungen in Bitterfeld-Wolfen

 

Der Brandanschlag war ein trauriger Höhepunkt einer ganzen Reihe von Ausschreitungen zwischen Anhängern linker und rechter Gruppen. Auslöser waren die so genannten  Montagsdemonstrationen, die seit fast einem Jahr in Bitterfeld stattfinden und bei denen ähnlich wie bei Pegida politisch unzufriedene Bitterfelder vor dem Rathaus am Mikrofon ihrem Ärger Luft machten. Einige "Reichsdeutsche" und AfD-Mitstreiter warnten dort vor Überfremdung.

Diese Zusammenkünfte wurden lange Zeit nicht wirklich ernst genommen, bis die Neonazi-Szene hellhörig wurde - plötzlich tauchten nach Schätzungen der Polizeidirektion Ost bis zu 100 Teilnehmer auf - nicht nur aus Bitterfeld, sondern auch aus Leipzig und Berlin. Von diesen Demonstrationen fühlte sich dann die linke Szene in Bitterfeld provoziert. Bei ihren Störmanövern wurde sie von Mitstreitern aus umliegenden Städten unterstützt.

 

Hohe Gewaltbereitschaft


Die Polizei sprach von einem großen Gewaltpotenzial auf beiden Seiten. Steine flogen, Raketen wurden abgeschossen, Hauswände mit Graffiti besprüht. Die Polizei bekam es mit einer ganzen Reihe von Straftaten in Bitterfeld-Wolfen zu tun: Linksgerichtete wurden in ihren eigenen Wohnungen überfallen, ein junger Mann bekam sogar einen Schraubenzieher in den Oberschenkel gerammt. Nachdem die montäglichen Versammlungen abgesagt wurden, kehrte zunächst wieder Ruhe ein.