Halberstädter Aufnahmestelle mit 500 zusätzlichen Plätzen
Von Doreen Hoyer und Rochus Görgen
Magdeburg. Die zentrale Aufnahmestelle Sachsen-Anhalts für Asylbewerber
in Halberstadt soll durch Wohncontainer erweitert werden. Damit würden
500 zusätzliche Plätze geschaffen, sagte gestern Innenminister Holger
Stahlknecht (CDU). Insgesamt könnten dadurch dann 1700 Asylsuchende in
der Erstaufnahmestelle im Landkreis Harz untergebracht werden. Die
Kosten belaufen sich auf knapp sechs Millionen Euro.
Durchschnittlich blieben die Flüchtlinge drei Wochen bis drei Monate in
der Halberstädter Anlaufstelle, bevor sie auf die Landkreise verteilt
würden. In den Containern würden die Flüchtlinge nicht schlechter
untergebracht als im festen Gebäudekomplex der Zentralen Anlaufstelle,
sagte der Minister. "Container ist nicht gleich Container", so
Stahlknecht. In den Plänen seien 5,5 Quadratmeter Platz für jede
untergebrachte Person vorgesehen. Die Flüchtlinge behelfsmäßig in
Turnhallen unterzubringen, schloss Stahlknecht aus. "Das ist das letzte,
was ich möchte." Nach der jüngsten Schätzung des Bundesamtes für
Migration und Flüchtlinge dürften dieses Jahr rund 11430 Asylbewerber
nach Sachsen-Anhalt kommen, im Vorjahr waren es rund 6600. Zum
Vergleich: Im Jahr 2009 wurden in Sachsen-Anhalt 817 Anträge auf Asyl
gestellt.
Neubau soll 2016 Provisorium ablösen
Angesichts der steigenden Zahlen suche man nach einem geeigneten Ort,
um in einem anderen Landkreis eine zweite Anlaufstelle für Asylbewerber
in Sachsen-Anhalt zu bauen, sagte Stahlknecht. Wo diese Einrichtung
gebaut werden soll, sei noch unklar. Sie werde voraussichtlich Mitte
2016 fertig und solle mindestens Platz für 500 Personen bieten. Die
gemieteten Container seien ein Provisorium, bis es bessere Unterkünfte
gebe. Stahlknecht kündigte zudem an, Asylbewerber aus sicheren
Herkunftsländern künftig nicht mehr von der Zentralen Anlaufstelle auf
die Landkreise verteilen zu wollen. Der Großteil der Asylanträge dieser
Menschen werde abgelehnt, sagte der Minister zur Begründung.
Grüne und Linke im Landtag reagierten empört auf diese Pläne. "Container
sind angesichts der Enge und der mangelnden Privatsphäre wahrlich keine
gute Lösung", sagte die Linken-Politikerin Henriette Quade. Durch die
Containerunterbringung müssten Tausende Menschen leiden und die Qualität
der Asylverfahren werde sinken, sagte Sören Herbst von den Grünen.