Polizei verringert ihre Präsenz / Keine ernsten Zwischenfälle beim achten "Abendspaziergang"
Von Klaus Staeubert
Es scheint ein Stück Normalität in den allmontäglichen Demo-Alltag in
Leipzig einzuziehen. Rund um den Augustusplatz, der gestern Abend
Schauplatz des mittlerweile achten Treffens der Bewegung "Leipzig gegen
die Islamisierung des Abendlandes" (Legida) war, lief das Leben in der
Innenstadt entspannt weiter. Mit jeweils knapp 1000 Teilnehmern hielten
sich die Lager von Legida und NoLegida nahezu die Waage. Die Polizei
hatte ihre Präsenz deutlich verringert und sprach von einem "im
wesentlichen störungsfreien Verlauf". 18 Straftaten wurden registriert,
zwei Personen vorübergehend in Gewahrsam genommen. Auf dem Parkplatz
eines Baumarktes in Bahnhofsnähe brannte ein Auto.
Nach einer Woche Pause kehrte Legida unter dem Motto "Gemeinsam für
Deutschland" auf die Straße zurück. Auffälligste Veränderung: Es waren
so wenige Sicherheitskräfte da wie noch nie. Gegenüber der LVZ sprach
Polizeipräsident Bernd Merbitz von neun Hundertschaften. Sonst waren
weit über 1000 Beamte aus der ganzen Bundesrepublik zusammengezogen
worden, um einen friedlichen Verlauf der "Abendspaziergänge" von Legida
und der Gegendemonstrationen zu sichern. Erstmals blieb die Goethestraße
wieder frei zugänglich. Zuletzt sie, sehr zum Leidwesen der Inhaber der
dortigen Geschäfte, meist schon ab Nachmittag hermetisch abgeriegelt.
Eine halbe Stunde dauerte gestern der "Abendspaziergang" über Teile des
östlichen Ringes und die Querstraße zurück zum Augustusplatz. Während
des Marsches versuchten Gegendemonstranten immer wieder auf die Route zu
kommen. Vergeblich. Eine Frau hielt unter Beschimpfungen ein Plakat mit
einem nach unten gerichteten Daumen aus dem Fenster, vor dem der Zug
vorbeizog.
Nach der Runde wurde Lutz Bachmann, der Begründer der Pegida-Bewegung in
Dresden, für kurze Zeit live nach Leipzig zugeschaltet. Legida-Chef
Silvio Rösler distanzierte sich von dem Anschlag auf die Geschäftsstelle
und Redaktion der LVZ in Eilenburg in der vergangenen Woche.
Erstmals auf der Rednerliste stand Heiko Bernardy. Von ihm hatte sich
die Thüringer AfD-Landtagsfraktion nach einem Auftritt im Januar in Suhl
getrennt, um ein Zeichen gegen "fremdenfeindliche Umtriebe" zu setzen.
Gestern in Leipzig diffamierte er Legida-Gegner, indem er sie als
arbeitsscheu beschimpfte. "Über die Hälfte dieser Rabauken ist nicht mal
erwerbstätig", schrie er unter Beifall den lautstarken Gegnern auf der
anderen Seite des Platzes entgegen.
Studenten des Instituts für Soziologie der Universität Leipzig zählten
im Rahmen eines Studienprojektes wieder die Teilnehmer auf beiden
Seiten. 750 bis 1000 Personen waren danach bei der Legida-Kundgebung,
genauso viele wie bei den Protestveranstaltungen.
Nächste Woche will Legida wieder in Leipzig laufen.