Am 8. Mai 2015 jährt sich zum 70sten Mal die endgültige Kapitulation der Wehrmacht und damit die Befreiung vom Hitlerfaschismus. Stellvertretend steht dieser Tag für die Befreiung aller in KZs Inhaftierten und Verfolgten des Naziregimes durch Soldat*innen der alliierten Militärs sowie durch Selbstbefreiung.
Ein Anlass zum Feiern!
Die deutsche Gedenkkultur hinterfragen, denn deutsche Täter*innen sind keine Opfer!
Laut Zeitungsberichten zu einer Studie der Bertelsmann Stiftung, veröffentlicht im Januar 2015, wollen 81 Prozent der deutschen Bevölkerung die Geschichte der Judenverfolgung hinter sich lassen. Gänzlich vergessen und einen Schlussstrich unter das Thema Holocaust ziehen wollen 58 Prozent, bei den unter 40-jährigen sogar 67 Prozent. Die Auswirkungen sehen wir bereits. Vor allem jüngere Generationen haben den Partypatriotismus für sich entdeckt und plädieren für Heimatverbundenheit und Nationalstolz.
Parallel zu dieser Entwicklung erstarken rechte Parteien in Europa, die mit Sündenbockrhetorik, Leistungszwang, Fremdenfeindlichkeit und Feindschaft gegen veränderte Formen von Familien- und Beziehungskonzepten auftreten. Montagsmahnwachen, durchzogen von antisemitischen Verschwörungstheorien, und islamfeindliche Pegida-Aufmärsche, bei denen sich Mitglieder von “NPD”, “Dritter Weg”(ehemals Freies Netz Süd), den Parteien “Die Rechte” und “Die Freiheit” und andere aktive Neonazis als besorgte Bürger*innen verkaufen wollen, welche gegen vermeintlichen Asylmissbrauch hetzen, bilden zusammen mit zahlreichen Frustrierten und von der parlamentarischen Politik Enttäuschten einen braunen Sumpf in den immer mehr Bürger*innen eintauchen. In deren Reden, auf Plakaten und in Sprechchören taucht außerdem immer wieder der Begriff der „Lügenpresse“ auf. Das ist eindeutig Nazirhetorik, auch die NSDAP nutzte gerne diesen Begriff um Medien- und Meinungsvielfalt zu diffamieren. Auch tauchen auf diesen Demos immer wieder – wenn man sie kennt – ganz eindeutig zu identifizierende Nazisymbole auf. Doch wo kein Interesse mehr besteht, sich mit dem Nationalsozialismus in Deutschland (und Europa) auseinanderzusetzen, verwundert es nicht, dass Vielen tatsächlich zu entgehen scheint, unter welchen Zeichen, zwischen welchen Symbolen und mit welchen Kräften sie kooperieren und demonstrieren und was daraus entstehen kann. Sie liefern dabei zusammen mit Politiker*innen, vor allem aus dem konservativen Lager, die ihre Forderungen aufgreifen, den Hintergrund und die gefühlte Legitimation für die immer stärker steigende Anzahl von Angriffen auf Moscheen, Synagogen, Asylbewerber*innen und deren Unterkünfte.
Bamberger Gedenkkultur angreifen!
Einer mangelnden kritischen Auseinandersetzung ist wohl auch geschuldet, dass vor allem Stauffenberg als Galionsfigur des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus gefeiert wird. Auch und gerade in Bamberg findet diese Verehrung statt, wo in zahlreichen Ausstellungen und auf Gedenktafeln Stauffenberg verklärt und als Held gefeiert wird. Dabei hat Stauffenberg als antidemokratischer Nationalist das Naziregime unterstützt, bis sich die militärische Niederlage abzeichnete, und die ursprünglichen Ziele, wie die Revision von Versailles und damit die Abschaffung des Mehrparteiensystems, die (Rück-) Eroberung „deutschen Lebensraumes im Osten“ und der Vormachtstellung eines deutschen Reiches in der Welt somit nicht mehr zu erreichen waren und Hitler als Verräter dieser Ziele gesehen wurde. Seine Motive sich gegen Hitler zu stellen sind also durchaus kritischer zu betrachten, als das gemeinhin getan wird. Antifaschistisch waren diese jedenfalls nicht. Ein Schlag ins Gesicht für all diejenigen Antifaschist*innen, die erbittert gegen die Naziherrschaft kämpften. Wie ein Schlag ins Gesicht für jüdische Opfer muss es wohl auch sein, wenn, wie hier in Bamberg, direkt neben der Gedenktafel für die durch Nazis ermordeten Opfer, zusätzlich „in unauslöschlicher Dankbarkeit“ den gefallenen Wehrmachtssoldaten gedacht wird. Bei der Gedenkfeier der Stadt zum 8. Mai wird als Krönung der Widerwärtigkeit an beiden Gedenktafeln gleichzeitig ein Kranz niedergelegt.
Eine andere Gedenkkultur ist nötig und möglich!
Deshalb feiern wir am 8.Mai die Befreiung, und gedenken und danken den
alliierten Soldat*innen, den Partisan*innen und all jenen, die in den
Bergen Italiens und Griechenlands, in den Wäldern Polens und
Weißrusslands, in Frankreich und den Ghettos in Osteuropa, aber auch
allen anderen Orten auf der Welt tapfer und verzweifelt Widerstand
leisteten. Wir tragen auch den Protest gegen Nationalismus,
Patriotismus, Antisemitismus, Islamfeindlichkeit, Xenophobie und andere
menschenverachtende Einstellungen auf die Straße! Wir stellen uns gegen
jede Schlussstrichmentalität, Relativierung und Verharmlosung der Shoa
so wie aller NS-Verbrechen!
Wir sind nicht der Meinung, dass dieser Tag ein Tag des stillen Gedenkens sein sollte, deshalb:
Am 8. Mai das Ende des Nationalsozialismus und damit die Befreiung feiern!
Raus zur Tanzdemo!
8. Mai, 17 Uhr, Bahnhofsvorplatz Bamberg
Außer der Demo wird es unter anderem bereits am 07. Mai einen Vortrag zum Thema Bamberg im Nationalsozialismus geben.
Weiterhin wird am Abend des 08. ein Konzert stattfinden.
Weitere Infos findet ihr in Kürze auf: https://feierkomiteebamberg.wordpress.com/