Reaktionen: Bürgermeister: Asylheim-Anschlag konterkariert Hilfsbereitschaft

Erstveröffentlicht: 
10.03.2015

Dummejungenstreich oder Anschlag mit fremdenfeindlichem Hintergrund? Die Gründe für den Vandalismus im Malterdinger Asylheim liegen im Dunkeln – die Reaktionen fallen deutlich aus.

 

Einen Tag nach Entdeckung der Verwüstungen im künftigen Flüchtlingsheim im Malterdinger Unterwald sind die Motive der Täter nach wie vor unklar. Die Polizei ermittelt, Kriminaltechniker haben Blutspuren gefunden. Bürgermeister Hartwig Bußhardt zeigt sich verärgert. "Wir haben eine Willkommenskultur", sagt er, "und diese Hilfsbereitschaft wird jetzt konterkariert."

 

"Wir verurteilen diese Tat auf das Schärfste." Hanno Hurth

 

Pressekonferenz im Malterdinger Rathauses. Montag, 13 Uhr. Das Fernsehen ist da, das Radio ist da, die Zeitungen. Kameras laufen, Fotoapparate klicken, TV-Mitarbeiter ziehen die Gardinen hinter Bürgermeister Hartwig Bußhardt, Landrat Hanno Hurth und Polizeisprecher Dirk Klose zu: Gegenlicht. Hurth redet als erster: "Wir verurteilen diese Tat auf das Schärfste", sagt er.

Eigentlich ist nicht viel passiert: Der Sachschaden, den die Polizei zunächst auf rund 50.000 Euro geschätzt hat, liegt wohl bei nicht einmal 10.000 Euro. Trotzdem ist das Thema brisant: Gibt es in der 3000-Einwohner-Gemeinde Malterdingen Ausländerfeinde? Menschen, die bereit sind, Scheiben einzuschlagen und ein Gebäude zu demolieren, weil sie keine Fremden im Dorf wollen? Bußhardt verweist auf den Freundeskreis zur Unterstützung von Flüchtlingen, der sich im Ort gegründet hat. "Das sind Menschen, die bereit sind, Flüchtlinge willkommen zu heißen, ihnen zu helfen – bei Behördengängen, bei Arztbesuchen oder der Frage, wie man eine Fahrkarte am Bahnhof kauft." Die Tat, sagt Landrat Hanno Hurth,"widerspreche" der Hilfsbereitschaft vieler Bürger.

Landrat sieht keine Notwendigkeit für Sicherheitsdienst

Bußhardt erzählt den Journalisten, wie Malterdingen zu seinem Flüchtlingsheim kam. "Wir haben uns freiwillig bereiterklärt, als Standort zur Verfügung zu stehen", sagt er. Zusätzlich zu dem bereits bestehenden Gebäude für 20 Flüchtlinge soll auf dem Grundstück ein Sechsfamilienhaus entstehen, das Ende des Jahres bezugsfertig sein soll – dort werden dann vierzig Menschen wohnen. Die Entscheidung für den Neubau sei im Gemeinderat einstimmig gefallen, sagt Bußhardt. "Die Baugenehmigung liegt seit ein paar Tagen vor, wir wollen zügig beginnen."

 

Ein Reporter fragt, ob Gemeinde oder Landkreis jetzt einen Sicherheitsdienst für das Gebäude engagieren, das Ende des Monats von den ersten Flüchtlingen bezogen werden soll. Landrat Hurth schüttelt den Kopf. "Im Moment sehen wir dazu keine Notwendigkeit", sagt er. "Ich habe mit dem Revierleiter der Emmendinger Polizei gesprochen. Die wissen, wo Flüchtlinge untergebracht sind – und schauen mit ihren Streifen regelmäßig vorbei."

 


 

Hilfsangebote und Zeugenaufruf

 

Helfen: Das nächste öffentliche Treffen des Freundeskreis zur Unterstützung von Flüchtlingen findet am Dienstag, 17. März, um 18 Uhr im Bürgersaal des Malterdinger Rathauses statt.
Melden: Die Kriminalpolizei hofft auf Hinweise: Wem sind zwischen Freitagnachmittag und Sonntagmorgen in der Nähe des Malterdinger Bahnhofs verdächtige Personen oder Fahrzeuge aufgefallen? Zeugentelefon: 0761/XXXXXXX.