[Plauen] Stadtrat und "Der III.Weg" besichtigen gemeinsam Asylbewerber*Innenunterkunft

Thomas Lauter (NPD-Stadtrat) auf der 1. Mai-Demonstration des FNS in Plauen 2014.

Ausgerechnet kurz bevor sich der Tod des Libyers Ahmed J. aufgrund skandalöser Zustände in der Plauener Asylbewerber_Innenunterkunft in der Kasernenstraße zum ersten Mal jährt, konnten Neonazis der Partei “III. Weg” eine Heimbegehung des Plauener Stadtrates nutzen, um das Wohnheim von Innen zu betrachten. Dies veröffentlichte die neonazistische Partei auf ihrer Facebookseite.

 

Am 12. Februar tagte der Bildungs- und Sozialausschuss des Plauener Stadtrates, an dem auch Thomas Lauter, Stadtrat der NPD, teilnahm. Da es sich dabei um eine öffentliche Sitzung handelte, in welcher auch das Thema "Asylbewerber" (Zitat aus der Einladung an die Mitglieder des Ausschusses) besprochen werden sollte, war sich der nationalistische Stadtrat nicht zu fein, mit einer Delegation von "stämmigen jungen Männern" (Zitat "Vogtland Anzeiger") auf der Stadtratssitzung aufzukreuzen. Allerdings waren Lauters Kameraden größtenteils weder Mitglieder in der NPD noch in deren Jugendorganisation JN. Mindestens drei seiner vier Begleiter sind bei der Partei „III.Weg“ aktiv, welche aus dem verbotenen Kameradschaftsdachverband Freies Netz Süd hervorging. Mit dabei: Tony Gentsch, Thomas Heyer und Marcus Wawra, alle drei wohnhaft in Plauen.

Schon länger verbreitet die Truppe um Gentsch im Internet in einer eigens gegründeten Facebook-Gruppe rassistische Hetze. NPD-Stadtrat Thomas Lauter kündigte in einem Facebook-Post in der Gruppe an, das Heim zu besichtigen. Der sich gerne als seriöser Geschaftsmann gebende Lauter (er ist Inhaber des Kopierladens Copy-Cat in der Plauener Dobenaustraße 20 ) verfügt über beste Kontakte zu organisierten Kameradschaftskreisen im Vogtland. Ein Bild zeigt Lauter inmitten der III.Weg-Mitglieder Thomas Heyer, Marcus Wawra und René Hagedorn. Letzterer war einst Betreiber der Internetseite “Widerstand Oelsnitz” und sitzt derzeit im Knast. Dass Lauters Adressbüchlein mit Kontakten zu kameradschaftlich organisierten Nazis gefüllt ist, ist nicht weiter verwunderlich. Er lief selbst zum 01. Mai letzten Jahres bei der "Arbeiterkampftag"-Demo mit, welche vom Freien Netz Süd organisiert wurde. Neben intellektuellen Forderungen wie "Arbeit, Freiheit, Brot!" spiegelte sich der geistige Horizont der Teilnehmer_Innen auch im Demomotto "Arbeit zuerst für Deutsche" wider. Auch während der Sitzung äußerte sich Lauter extrem rassistisch, was aber bis auf zwei der im Stadtrat tagenden Personen niemand zu interessieren schien. Uns stellt sich dabei die Frage, warum sich an einem Ort, an dem Politik gemacht wird, nahezu niemand in der Position sieht, rassistischem Gedankengut offen zu widersprechen. Sind es doch genau jene, die sonst am lautesten mit Wörtern wie Nächstenliebe, Toleranz und Menschlichkeit Imagepflege für die Stadt betreiben.

So richtig ekelhaft wurde es jedoch erst im Anhang der Sitzung, als ein Rundgang durch das Asylbewerber_Innenheim in der Kasernenstraße anstand. Diese Gelegenheit nutzten Lauters Gäste um Bilder vom Inneren des Heims und teilweise von dessen Bewohner_Innen zu machen. Auf der Internetpräsenz des III. Wegs wurde angekündigt, einen Bericht über den Besuch zu veröffentlichen. Dass nun ausgerechnet der Plauener Stadtrat den Neonazis ungehinderten Zutritt zur größten Gemeinschaftsunterkunft des Vogtlandkreises ermöglichte, ist ein Skandal. Doppelt schwer wiegt dabei, dass der Rundgang auch noch einen Tag vor dem Jahrestag des 2014 verstorbenen Ahmed J. stattfand.

Worin besteht der Sinn einer öffentlichen Heimbegehung? Wo ist die Rücksicht auf die Bewohner_Innen, deren Privatsphäre dabei völlig unbeachtet bleibt? Warum ist der Sozialbürgermeister Levente Sárközy weder willens noch in der Lage, eine Heimbegehung einzig autorisierten Personen (Sachverständigen, Stadträt_Innen) zu ermöglichen, oder zumindest eindeutig erkennbare Neonazis (mit III.Weg-Jacken bekleidet) auszuschließen? Und wer stellt eigentlich sicher, dass die Rassist_Innentruppe des III. Wegs ihr nun dank der Idiotie der Verantwortlichen in Plauen erworbenes Insiderwissen nicht nutzen, um gezielte Angriffe auf die ihnen verhassten Geflüchteten vorzunehmen?

die Antifaschistischen Gruppen des Vogtlandes (AGV)
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