Leipzig. Die Zahl der Gegenveranstaltungen zum geplanten Aufzug des Bündnisses Legida (Leipzig gegen die Islamisierung des Abendlandes) wächst. Wie das Ordnungsamt am Freitag mitteilte, sind mittlerweile fünf Kundgebungen angemeldet, die ein Zeichen für ein buntes Leipzig setzen wollen. Legida selbst hat die Zahl der erwarteten Teilnehmer derweil deutlich zurückgenommen. Das Ordnungsamt hat außerdem nur eine stationäre Kundgebung genehmigt.
Unter Berücksichtigung der aktuellen polizeilichen Einschätzung sei die
angemeldete Legida-Demonstration von 19-22 Uhr auf eine Kundgebung auf
dem Augustusplatz beschränkt worden, teilte die Stadt am
Freitagnachmittag mit. Bei ihrem vierten sogenannten "Abendspaziergang"
wollte Legida über die bereits erprobte Route über den Roßplatz und den
Martin-Luther-Ring bis zur Harkortstraße und zurück laufen.
Es
gelte aber das Erstanmelderprinzip, erklärte die Versammlungsbehörde.
Danach sei die zuvor vom evangelischen Kirchenbezirk angemeldete
Veranstaltung „Willkommen in Leipzig – eine weltoffene Stadt der
Vielfalt“ zu berücksichtigen gewesen. Diese hatte den Ring bereits als
Demonstrationsweg belegt.
Gleichzeitig wurde am Freitag bekannt,
dass die islam- und fremdenfeindliche Initiative Legida mittlerweile mit
deutlich weniger Zulauf rechnet. Hieß es bisher von Seiten des
Ordnungsamtes, dass die Legida-Organisatoren am Montag abermals von 5000
bis 10.000 Sympathisanten ausgehen, sieht das jetzt anders aus: Nach
Angaben der Stadt werden lediglich 1000 bis 1500 Teilnehmer erwartet.
Das entspricht der tatsächlichen Zahl der Legidisten, die zur letzten
genehmigten Veranstaltung am 30. Januar auf dem Augustusplatz auftraten.
Zu den Auflagen für die angemeldeten fünf Gegenveranstaltungen
äußerte sich das Ordnungsamt noch nicht. Das Netzwerk NoLegida wirbt
unterdessen auf seiner Facebookseite für kreativen Protest am
Rosenmontag: „Wieso nicht das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden?
Karneval gegen Rechts!“.
Polizei spricht von hohem Aggressionspotenzial
Mit einer ernsten Lage sehen sich dagegen Polizei und Bundespolizei am
Montag abermals konfrontiert. Die Bundespolizei kündigte am Freitag an,
wieder mehrere hundert Beamte einzusetzen, um „Gefahren für Reisende und
an Bahnanlagen abzuwehren“. Diese Taktik war am vergangenen Montag
aufgegangen. Dagegen hatte es an den Legida-Demoabenden zuvor Anschläge
auf Signalanlagen gegeben, die vermutlich Legida-Sympathisanten an der
Anreise hindern sollten.
Die Leipziger Polizeidirektion hat abermals über das Sächsische Innenministerium Kräfte von der Bundespolizei und auch aus anderen Bundesländern angefordert, so Sprecher Uwe Voigt auf
Anfrage. Eine Entscheidung, wie viele Hundertschaften in Leipzig zum
Einsatz kommen werden, gebe es noch nicht. Die Polizei geht weiterhin
davon aus, dass es „ein hohes Gewalt- und Aggressionspotenzial auf
beiden Seiten“ der Versammlungen gebe – ungeachtet der Tatsache, dass
der überwiegende Teil der Demonstrationsteilnehmer friedlich sei.
Diese Kundgebungen und Aufzüge sind offiziell angemeldet, eine Bestätigung der Versammlungsbehörde steht noch aus (Stand Freitag):
Legida - Leipzig gegen die Islamisierung des Abendlandes, Stationäre Kundgebung auf dem Augustusplatz, 18.30-20.30 Uhr, 1000-1500 Teilnehmer.
Willkommen in Leipzig – eine weltoffene Stadt der Vielfalt,
Superintendentur des evangelischen Kirchenbezirks Leipzig,
Demonstration nach dem Friedensgebet ab Nikolaikirchhof über Innenstadt,
Abschluss am Augustusplatz, 18-20 Uhr, 1000 Teilnehmer.
Willkommen in Leipzig – eine weltoffene Stadt der Vielfalt, Bündnis 8. Mai, Nikolaikirchhof, 15.30-21 Uhr, 200 Teilnehmer.
„LEGIDA- Das Original. Leipziger Ethanolfreunde gegen die Illegalisierung des Alkohols“, (satirische) Kundgebung auf dem Augustusplatz, 18-19 Uhr, 100 Teilnehmer.
Leipziger Friedenswache – Nein zu Krieg und Fremdenfeindlichkeit, Richard-Wagner-Straße (Höhe Aqua), 200 Teilnehmer.
Gegen jeden Rassismus – Refugees Welcome,
Aufzug über Universitätsstraße, Grimmaische Straße, Reichsstraße, Am
Hallischen Tor, Richard-Wagner-Straße und Goethestraße, 300 Teilnehmer.