Für kommenden Samstag mobilisiert „Der III. Weg“ zu einer Demonstration nach Wunsiedel. Es soll sich um eine Ersatzveranstaltung für die geschichtsrevisionistischen Aufmärsche in Dresden handeln.
Von Johannes Hartl
Unter dem Motto „Ein Licht für Dresden“ mobilisiert die Neonazi-Partei „Der III. Weg“ auf ihrer Homepage zu einem „Trauerzug der nationalen Bewegung“, der bereits am Samstag dieser Woche im oberfränkischen Wunsiedel stattfinden soll. Eigenen Angaben zufolge wollen sich die Neonazis am 14. Februar ab 16.00 Uhr am örtlichen Busbahnhof versammeln, um durch die Fichtelgebirgsstadt zu marschieren. Damit solle im Rahmen eines „erleuchtenden Schweigemarsches“ zum „70. Jahrestags der Bombardierung von Dresden“ auf „die unzähligen Opfer alliierter Kriegsverbrechen aufmerksam“ gemacht werden, heißt es in der Ankündigung der Neonazis. Im selben geschichtsrevisionistischen Duktus werden die Alliierten in dem Mobilisierungsaufruf außerdem als „englische und amerikanische Luftgangster“ bezeichnet, die „imperialistische Kriegsgräuel“ sowie „widerliche Völkerverbrechen gegen die Menschlichkeit“ begangen hätten. Angemeldet wurde die Versammlung laut einem Bericht des „Nordbayerischen Kuriers“ von dem Leiter des „III.-Weg-Stützpunkts Hochfranken-Vogtland“, Rico Döhler.
Thematisch handelt es sich bei dem Aufzug um eine Ersatzveranstaltung für die geschichtsrevisionistischen Demonstrationen in Dresden, die jährlich von der Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland angemeldet wurden und bisweilen mehrere tausende Neonazis in die sächsische Stadt an der Elbe mobilisieren konnten. Nachdem im Laufe der Jahre die Gegenproteste aber immer öfter die Aufmarschroute in Dresden blockiert und massiv eingeschränkt hatten, verlor der braune „Trauermarsch“ für die Szene zusehends an Attraktivität. Rechtsextreme Gruppierungen, die sich in der Vergangenheit an den Veranstaltungen in Dresden beteiligt hatten, wichen deshalb oftmals auf alternative Demonstrationen in anderen Orten aus.
Das inzwischen verbotene bayerische Neonazi-Netzwerk „Freies Netz Süd“ (FNS), dessen Kader sich beim „III. Weg“ neu organisieren (bnr.de berichtete), nahm in der Vergangenheit beispielsweise an Aufmärschen tschechischer Neonazis, die ebenfalls unter dem Motto „Ein Licht für Dresden“ standen, teil. So waren bayerische Rechtsextremisten im Februar 2013 mit einer Delegation mit Namen des FNS an einem Aufmarsch in Ostrava, einer Partnerstadt von Dresden, sowie 2014 als „III. Weg“ an einer Demonstration in Karlovy Vary (Karlsbad) dabei.
In diesem Jahr richtet die Partei nun erstmals einen eigenen zentralen Aufmarsch aus, der organisatorisch in den Händen deutscher Neonazis liegt. Dass dafür ausgerechnet Wunsiedel ausgewählt wurde, dürfte indes kein Zufall sein: In seiner Mobilisierung hebt „Der III. Weg“ die Stadt im Fichtelgebirge extra als „Negativ-Beispiel“ hervor, wenn es darum gehe, „wie in heutigen Tagen mit den Toten unseres Volkes umgegangen wird“. Dabei dürfte sich die Neonazi-Partei vor allem auf den Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß beziehen, zu dessen „Ehren“ Rechtsextremisten in die oberfränkische Stadt pilgerten. Heß war lange Jahre auf dem dortigen Friedhof beerdigt, bevor die Stadt 2011 mit Zustimmung seiner Hinterbliebenen das Grab auflösen ließ.