Nach Asyl-Drama fordern Grüne Willkommenszentrum

Erstveröffentlicht: 
02.01.2015

Viele Reaktionen auf Abschiebung von 18-Jähriger

 

Von Martin Pelzl
Nach dem LVZ-Bericht über die nächtliche Abschiebung der 18-jährigen Tschetschenin Tamara S.* kurz vor Weihnachten ebbt die Welle der Kritik nicht ab. Der bündnisgrüne Kreisverband hat jetzt ein Willkommenszentrum für Flüchtlinge in der Messestadt gefordert. "Damit kann eine zentrale Anlauf- und Koordinationsstelle zur Betreuung und Beratung von Zufluchtsuchenden geschaffen werden", erklärte Vorstandssprecherin Christin Melcher. Dabei sollten ehrenamtliche und professionelle Unterstützer miteinander vernetzt werden.


"Der Fall der 18-jährigen Tschetschenin ist kein Einzelfall. Winterabschiebung, Abschiebung in der Nacht, das willkürliche Trennen von Flüchtlingsfamilien ist gängige Praxis. Sie ist unmenschlich und eines Rechtsstaates nicht würdig", so Melcher weiter. Co-Vorstandssprecher Lorenz Bücklein ergänzte: "Wir müssen der Verantwortung gegenüber den Zufluchtsuchenden gerecht werden. Dazu gehört auch professionelle Beratung und Hilfe." Das Willkommenszentrum könne zentrale Anlaufstelle für die Betreuung und Beratung von Zufluchtsuchenden sein. Daraus resultierende Kooperationen zwischen Vereinen und Initiativen, die sich mit dem Thema auskennen, und der Stadt könnten weiterhin dazu dienen, die benötigte Hilfe für die Zufluchtsuchenden in den Mittelpunkt der städtischen Bemühungen zu stellen.


Elk Messerschmidt, Leiter des Technisch-Ökologischen Projektzentrums Rabutz, ließ die LVZ unter der Überschrift "Ich bin entsetzt" wissen, dass er "eine ausführliche Stellungnahme von Leipzigs Oberbürgermeister, dem Einsatzleiter der Polizei und vor allem von dem Behördenangestellten" erwarte, der dieses Verbrechen angewiesen habe. Er würde sich freuen, wenn es gelingt, einen solchen Druck auszuüben, dass die Familie wieder nach Leipzig zurückkommt. "Wir brauchen dringend solche Familien, die sich richtig integrieren, ihre Kinder in die Schule schicken, ausbilden lassen und uns so beim Überwinden des akuten Fachkräftemangels helfen", so Messerschmidt.


Ähnlich sieht es Christopher Zenker von der SPD-Stadtratsfraktion. "Wir schließen uns der Forderung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags und des Zentralverbands des Deutschen Handwerks an, die ein Bleiberecht für jene Flüchtlinge fordern, die eine Ausbildung aufnehmen wollen." Auch die abgeschobene junge Tschetschenin, die gut im Umfeld integriert war, habe eine Ausbildung als Krankenpflegehelferin beginnen wollen. "Wir diskutieren beim Thema Flüchtlinge vorrangig über Kosten und Herausforderungen, statt die Potenziale und Chancen in den Blick zu nehmen, die uns diese Menschen bieten können. Flüchtlinge sollten vielmehr unkompliziert eine Arbeit beziehungsweise Ausbildung aufnehmen dürfen, denn nur so können wir ihnen die Möglichkeit geben, ein selbstbestimmtes Leben zu führen", so Zenker.


"Wer hat das veranlasst, welche herzlosen Polizisten waren das, warum erfolgte die Abschiebung in der Nacht zwischen 3 und 4 Uhr?", fragte Leser Andreas Baecke aus Leipzig. Und: "Ich schäme mich für die Leipziger Behörden." Leser Bernd Pietsch sagte: "Diese Vorgehensweise verstößt nicht nur gegen christlich-moralische Grundwerte, sondern auch gegen die im Grundgesetz verankerte Unantastbarkeit der Menschenwürde."


Thomaskirchenpfarrerin Britta Taddiken, die mit Kollegen die Online-Petition "Keine Winterabschiebung in Sachsen: Asyl ist eine Frage der Menschlichkeit!" initiierte, nahm in der Silvestermotette in der Thomaskirche Bezug auf das Asyl-Drama. "In welchem Geist wollen wir 2015 leben?", stellte sie als Frage in den Raum. "Müssen wir nicht darüber diskutieren, dass diese Abschiebepraxis eines Rechtsstaats nicht würdig ist?" Hier geschehe eine "menschenverachtende Praxis unter dem Mantel des Rechts".


Link zur Petition: http://goo.gl/pnJbWg