Aalen: Eine Rede, viele Krisen - Roderich Kiesewetter beim CV-Stiftungsfest in Aalen

Erstveröffentlicht: 
26.11.2014

Im November treffen sich die Herren des Cartellverbands der katholischen Studentenverbindungen (CV) zum Stiftungsfest. Zwischen Gottesdienst und Festessen hören sie einen Vortrag, diesmal sprach der Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter im Stadthallenrestaurant über die Gleichzeitigkeit aktueller Krisen weltweit.


Aalen. Nach dem jungen Saxophonquartett der Musikschule begrüßt Rechtsanwalt Grothe den Referenten. Kiesewetter sei am Sonntagmorgen erst aus dem Flugzeug gekommen. Man sehe es ihm an und sei umso glücklicher, dass er den Weg zum CV gefunden habe. Kiesewetter ging sehr kurz auf die Schlagzeilen seines politisch aktiven Sohnes ein: "Bin froh, dass er so schnell mit seinem Rücktritt vom Vorstandsamt reagiert hat." Und dann hielt der Oberst a.D. die halbe Hundertschaft im Saal nachgerade in Atem mit einem präzisen, klar strukturierten und spannenden Vortrag. In mehrfacher Hinsicht, erlebe Deutschland derzeit einen Paradigmenwechsel, zum Beispiel: "Wir sind nicht mehr von Freunden umgeben, die ihrerseits von Freunden umgeben sind." Die militärische Komponente der Außenpolitik sei relevanter geworden, was sich auch in der Innenpolitik auswirke. Noch gebe Deutschland überdurchschnittlich viel Geld in den sozialen Sicherungssystemen aus.

Die Ukrainekrise. ("Die Ukraine ist ein zerfallender Staat") werde beeinflusst von Ängsten in Russland, dass das eigene Land in internationaler Bedeutungslosigkeit untergehe. Die Demokratie sei gefährdet, die Wertschätzung des Landes in der Welt beeinträchtigt. Kiesewetter erinnerte, dass es noch nicht so lange her sei, dass in Nato­Kreisen darüber nachgedacht worden sei, Russland in die Nato zu integrieren. Er plädierte dafür, den russischen Präsidenten Putin zurückzuholen auf die internationale Bühne, ihn dort nicht an den Rand zu drängen und Provokationen zu vermeiden.

Und weiter mit den gleichzeitigen Krisen: In Afrika tobe akut ein Verteilungskampf um Einfluss und Bodenschätze, den China mit dein Rest der Welt führe. Kiesewetter mahnte ein Gesamtkonzept der europäischen Politik mit und für Afrika an. Im Nahen Osten gelte es, das nukleare Wettrüsten zu verhindern und dafür zu sorgen, dass die Mittel in die soziale Sicherheit in den Ländern angelegt würden. Kiesewetter bemerkte mit Blick auf Syrien, dass in bestimmten Lagen ein diktatorisches System Vorteile gegenüber demokratischen Strukturen haben könne, dann nämlich, wenn es keine aufgeklärte Bevölkerung gibt, wenn religiöse Toleranz ebenso fehle wie wirtschaftliche Stabilität.

Nach 35 Minuten bedankte sich das Publikum mit herzlichem Applaus.