Stephane Simon: Leipziger Redner bei Pegida-Kundgebung

Protest gegen „Pegida“ am 22. Dezember in Dresden. Foto: Johannes Grunert/flickr.

Mit nach Polizeiangaben 17.500 Personen ist der Zustrom zu Pegida gestern Abend in Dresden abermals gewachsen. Die Veranstalter sprachen gar von „weit über 20.000“ Teilnehmenden. Zur bereits zehnten Veranstaltung in Folge stand das Absingen von Weihnachtsliedern auf dem Programm der „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“. Sie hatten sich auf dem Theaterplatz getroffen.

 

Die Semperoper knipste dort alle Lichter aus. Und dann brannten einem Redner die Sicherungen durch: Der in Leipzig wohnhafte Stephane Pierre Roger Simon holte zu einer vulgären, knapp viertelstündigen Politikschelte aus. Seine Ansprache – mehrfach unterbrochen durch „Wir sind das Volk“-Rufe – gipfelte in der Beleidigung einer Linken-Politikerin, die er als „blöde, hässliche Fotze“ bezeichnete.

 

Stadtbekannter Hetzredner


Die Menge johlte. Doch mit der justiziablen Rede dürften sich weder Simon, noch die Pegida-Organisatoren einen Gefallen getan haben. Simon, der einmal Bundespolizist gewesen sein will, bewegt sich in Kreisen der so genannten „Reichsbürger“ um Holger Fröhner („Deutsche Polizei Hilfswerk“). Im Jahr 2013 trat er zudem als Unterstützer der Bürgerinitiative „Gohlis sagt Nein“ in Erscheinung, die unter maßgeblicher Anleitung der NPD gegen einen im Stadtteil geplanten Moscheebau vorgehen will.

 

Mehrfach nahm der wegen Nötigung längst gerichtsbekannte Simon an Veranstaltungen des nationalistischen „Compact“-Magazins teil, mit Chefredakteur Jürgen Elsässer will er nach eigenen Angaben befreundet sein. Und er engagierte sich in diesem Jahr bei den so genannten „Friedensmahnwachen“ in Leipzig – unter anderem an der Seite Holger Fröhners. Simons polternde Auftritte sind mitunter skurril, politisch aber eindeutig. Die Aktivitäten von „Gohlis sagt nein“ münden mittlerweile im Versuch, Pegida nach Leipzig zu exportieren. Am 12. Januar ist hier ein erster „Spaziergang“ nach Dresdner Vorbild geplant.

 

Polizei behindert Gegenprotest


Zwischenzeitlich hat Pegida erstmals eine Pause („Weihnachtsfrieden“) angekündigt. Der nächste Treff, bei dem dann auch wieder marschiert werden soll, ist für den 5. Januar angesetzt. Nicht abgerissen ist der antirassistische und antifaschistische Protest, dem sich gestern der Polizei zufolge etwa 4.500 Personen angeschlossen hatten.

 

Womöglich waren es mehr: Das Bündnis „Dresden nazifrei“ beanstandet, dass der Zugang zum Schlossplatz frühzeitig abgeriegelt wurde, ein Lautsprecherwagen durfte nicht betrieben werden. Er hätte womöglich gestört – bei der weltgrößten Aufführung von Brechts „Arturo Ui“.