NRW: Nichts ist Vergessen! Am 07. Januar von NRW nach Dessau!

NRW: Nichts ist Vergessen! Am 07. Januar von NRW nach Dessau!

Zum zehnten Todestag des ermordeten Flüchtlings Oury Jalloh rufen auch verschiedene antirassistische und antifaschistische Gruppen und Initiativen aus NRW dazu auf, sich an der Gedenkdemonstration in Dessau zu beteiligen.

10 Jahre ist es nun her, das Oury Jalloh in einer Dessauer Polizeiwache bei lebendigem Leib verbrannt wurde. Seitdem kämpfen die Freund_innen und Angehörige des ermordeten Flüchtlings aus Sierra Leone um die Aufklärung seines Todes.

 

Drohungen, Polizeigewalt, Razzien, etliche Gerichtsverfahren und weitere verschiedene Formen der Repression gegen die Mitglieder der Initiative waren die Reaktion der Behörden. Die Initiative hat dennoch nie aufgehört dafür zu kämpfen, dass ein rassistischer Mord in Deutschland nicht weiter verschwiegen werden kann.

 

Zum zehnten Todestag rufen auch verschiedene antirassistische und antifaschistische Gruppen und Initiativen aus NRW dazu auf, sich an der Gedenkdemonstration in Dessau zu beteiligen. Dazu wird eine gemeinsame Anfahrt mit der KARAWANE Wuppertal organisiert. Die Bustickets sind ab sofort erhältlich, Mail an: wuppkarawane@yahoo.de! So fahren wir Mittwoch (07.01.15) früh Morgens los und sind am selben Abend wieder in NRW. Weitere Informationen aus NRW gibt es auf Facebook(f)!

 

Eine Liste der unterstützenden Gruppen und Initiativen wird in den nächsten Tagen veröffentlicht! Ihr möchtet den Aufruf unterstützen? Mail an: nichtsvergessen@riseup.net!

 

Um möglichst vielen Menschen die Fahrt nach Dessau zu ermöglichen, werden Spenden gesammelt und können unter dem Stichwort „Oury Jalloh NRW“ auf folgendes Konto überwiesen werden:

 

Förderverein Karawane e.V.
Kto.Nr.: 40 30 780 800
BLZ: 430 609 67 GLS Gemeinschaftsbank eG
IBAN: DE28430609674030780800
BIC: GENODEM1GLS


Weiter Hintergründe und der aktuelle Stand im Mordfall Oury Jalloh:


In mehreren Gerichtsverfahren sind Staatsanwaltschaft und Gerichte in ihren Ermittlungen ausschließlich der völlig unrealistischen Selbstmordthese nachgegangen. An Händen und Füßen gefesselt, auf einer feuerfest ummantelten Matratze in einer gefliesten Polizeizelle soll er diese Matratze selbst entzündet haben.

 

Ein unabhängiges und selbst finanziertes Brandgutachten(1) der Initiative stellt 2013 fest, dass dies ohne Brandbeschleuniger nicht möglich ist. Daraufhin stellen Aktivist*innen der Initiative Anzeige wegen Mordes beim Generalbundesanwalt. Der erklärt sich für nicht zuständig und gibt den Fall an die Staatsanwaltschaft Dessau ab. Der Forderung an die Dessauer Staatsanwaltschaft, endlich umfassende Brandversuche durchzuführen, um die Entstehung des unstrittigen Brandbildes vom 7.1.2005 in Zelle Nr. 5 zu ermitteln, wird bis heute nicht einmal ansatzweise nachgegangen, auch wenn Oberstaatsanwalt Bittmann unter dem Eindruck des Gutachtens noch das Gegenteil behauptete(2).

 

Eine Schlüsselstellung nimmt aber nach wie vor das Feuerzeug ein: Am 10.1.2005, drei Tage nach dem Brand, wird ein Feuerzeugrest in die Asservatenliste hinzugefügt. Trotz mehrmaliger Leibesvisitationen soll Oury Jalloh ein Feuerzeug in die Zelle geschmuggelt haben und so in der Lage gewesen sein, den Brand selbst zu entfachen. Angeblich wurde es in einem geschmolzenen Matratzenblock gefunden, der sich unter dem Rücken von Oury’s Leiche befand. Bei einer 2013 durchgeführten eingehenden Untersuchung des Feuerzeugrests wird jedoch festgestellt, dass es keinerlei DNA oder sonstige Spuren von Oury Jalloh, seiner Kleidung oder der Matratze enthält, wohl aber eingeschmolzene Polyesterfasern, die keinem besonderen Kleidungsstück mehr zugeordnet werden können und unverkohlte, anhaftende Tierhaare. Oury Jalloh trug erwiesenermaßen Baumwollkleidung, als er ermordet wurde. Das Feuerzeug kann somit unmöglich in dieser Zelle gewesen sein, geschweige denn als Tatwerkzeug infrage kommen.

 

Dennoch stützt sich die Staatsanwaltschaft Dessau nach wie vor ausschließlich auf ein erwiesenermaßen gefälschtes Beweisstück und deckt damit aktiv dieses Staatsverbrechen!

 

Eine nachträgliche und von der Initiative finanzierte Obduktion ergab, dass Oury Jalloh einen Nasenbeinbruch und weder Stresshormone noch Kohlenmonoxid im Blut hatte, was lt. Rechtsmedizin darauf hinweist, dass er zum Zeitpunkt des Brandes bereits ohnmächtig oder tot gewesen sein oder durch die Verwendung von Brandbeschleuniger innerhalb kürzester Zeit einen tödlichen Schock erlitten haben musste.

 

Wichtige Beweismittel verschwanden, Aussagen widersprachen sich, Falschaussagen wurden festgestellt, Standarduntersuchungen am Tatort wurden nicht durchgeführt. Zwei weitere, bis heute nicht aufgeklärte Todesfälle werden zudem mit der Dessauer Polizeiwache in Verbindung gebracht(3). Die Liste an ungeheuerlichen und schmerzhaften Skurrilitäten und Vertuschungen aus den letzten zehn Jahren lässt sich noch lange fortsetzen.

 

Die Erfahrungen der jährlichen Demonstrationen am 07.01. in Dessau zeigten den solidarischen Menschen und Gruppen aus NRW immer wieder, welch trauriger Ort dieses Dessau in Sachsen-Anhalt ist und wie wichtig die Unterstützung für die black community und antirassistische Präsenz in der Stadt ist. Derzeit steht die Initiative – pünktlich zu den Vorbereitungen des zehnjährigen Gedenkens an Oury Jalloh – wieder einmal vor Gericht(4). Nicht als Kläger_in, sondern als Angeklagte, u.a. in Folge des brutalen Polizeieinsatzes bei der Demo in 2012(5).

NICHTS IST VERGESSEN! OURY JALLOH DAS WAR MORD!
AM 07. JANUAR VON NRW NACH DESSAU!

 

nichtsvergessen.blogsport.de


Quellen, Links:
(f) facebook.com/pages/Oury-Jalloh-Solidarit%C3%A4t-aus-NRW/406153686203572