[HB] Nachtrag Hausbesetzung Duisburgerstraße

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Nachtrag zur Hausbesetzung in der Bremer Neustadt am 28.10.

Seit der Hausbesetzung in der Duisburgerstraße in der Neustadt sind einige Wochen vergangen. Dieser Text soll den aktuellen Stand der Dinge öffentlich machen, einige Punkte aufzeigen die uns nach der Besetzung aufgefallen sind und uns selber als Reflexion dienen. Ohne geteiltes Wissen kann keine Bewegung entstehen. Deshalb möchten wir unsere Erfahrungen teilen, damit andere darauf zurückgreifen und selbst aktiv werden können.

 

Nachdem uns Hr.Enning am 28.10. schriftlich zugesichert hat in den kommenden 2 Wochen nach Bremen zu kommen, um ein Gespräch über die Nutzung des Gebäudes in der Duisburgerstr. zu führen, haben wir das Gebäude am selben Tag wieder verlassen.

 

In den darauf folgenden 3-4 Wochen versuchten wir telefonisch einen persönlichen Kontakt zu Hr. Enning herzustellen, was aber immer wieder scheiterte. Laut seiner Sekretärin war er stets geschäftlich unterwegs und anderweitig nicht zu erreichen. Eine Kontaktaufnahme seinerseits fand nicht statt. Stattdesen beauftragte Hr. Enning das Bremer Umweltinstitut, eine Untersuchung durchzuführen welche die Nicht-Nutzbarkeit des Gebäudes im gegenwärtigem Zustand feststellen sollte. Am 25.11. erreichte uns ein Schreiben in welchem Hr.Enning erklärte, dass er auf eigene Kosten und in unserem Interesse gehandelt habe. Den vorläufigen Untersuchungsbericht hat er passender Weise gleich beigefügt.

 

Auf Grund des vorläufigen Ergebnisses und der vermeintlichen Tatsache, dass das Gebäude im Frühjahr 2015 abgerissen werden soll (obwohl laut seiner Aussage am 28.10. noch nicht einmal der Antrag auf Abriss gestellt wurde) sieht Hr. Enning nun keinen Gesprächsbedarf mehr. Das Verhalten von Hr. Enning zeigt uns, dass er kein Interesse an einer neuen Nutzung des Gebäudes hat, sondern diese aktiv verhindert. Nach 20 Jahren soll nun schnell abgerissen werden, um Platz für eine überdachte Staubsauger-Anlage zu schaffen. Na - Herzlichen Glückwunsch.

 

Aus den beiden letzten Besetzungen scheint sich ein Muster zu ergeben: Für die Bullen hat eine schnelle Lösung des "Problems" Priorität. Sie möchte die Besetzer_innen so schnell wie möglich aus dem Haus haben. Dafür werden auch Zugeständnisse wie Straffreiheit formuliert und auf Verhandlungen eingegangen. Wir denken, dass es in Zukunft wichtig ist Verhandlungen etc. nach eigenen Regeln laufen zu lassen, also selber Termine und Fristen für Verhandlungen zu setzen (vllt. erst am nächsten Tag) und das Gebäude so lange nicht zu verlassen.

 

Generell halten wir es für wichtig flexibel in der Wahl der Mittel zu sein. Wann wir verhandeln, oder nicht wollen wir selbst entscheiden. Sicher gibt es Bedingungen und Objekte wo dies mehr oder weniger Sinn macht. Wir sehen Verhandlungen aber immer nur als taktisches Mittel um an ein Haus zu kommen indem wir Zugeständnisse an die Eigentumsverhältnisse machen. Nicht-Verhandeln empfinden wir dabei als die weitaus sympathischere Variante.

 

Es war schön zu sehen, dass es doch etliche Menschen an einem kalten Dienstagmorgen zu einer kleinen Sponti vors Haus geschafft haben. Das hat den Menschen in und vor dem Haus großen Spaß gemacht. Ohne Essen oder auch Musik kann die Zeit während der Verhandlungen natürlich ganz schön lang werden. Da der organisatorische Aufwand für so etwas aber sehr hoch ist wäre es schön, wenn die Unterstützer_innen das nächste Mal Essen, Getränke und Musik mitbringen und sich auf einen längeren Aufenthalt einstellen (vielen Dank an dieser Stelle für rund 30 gratis Kaffee von der Shisha-Bar an der Ecke). Ausserdem haben sich die Leute im Haus sehr über die lautstarke Begrüßung bem Verlassen des Gebäudes gefreut.

 

Wie auch die Besetzer_innen des Hauses in der Innenstadt in ihrem Auswertungstext geschrieben haben, finden wir es richtig sich mit der Presse zu treffen bevor der Ort der Besetzung öffentlich gemacht wird. Auch wenn wir mit den Presseberichten nicht ganz zufrieden sind, hat sich diese Form unserer Meinung nach bewährt. Einzelne Presse-Menschen waren teilweise nervig aufdringlich, weshalb wir uns im Nachhinein ein "Abschirmteam" gewünscht hätten.

 

Es geht uns nicht nur darum ein Haus zu haben, sondern einen Ort, an dem wir uns organisieren können, existierende Kämpfe intensivieren und ganz Neue aufnehmen können. Um dies zu realisieren erhoffen wir uns eine kritische und solidarische Bezugnahme zu dieser Aktion und vor allem, dass andere auch anfangen Häuser zu besetzen. Auf welche Art auch immer. Wir freuen uns schon euch zu supporten.

 

In diesem Sinne...

Die Hausbesetzer_innen aus der Duisburgerstraße