H/DO: NRW-Neonazis bei HoGeSa-Kundgebung in Hannover

Erstveröffentlicht: 
17.11.2014

HANNOVER/DORTMUND – Zwischen 2000 und 3000 Menschen nahmen am Samstag an der Kundgebung der „Hooligans gegen Salafisten”(HoGeSa) in Hannover teil. Wie zuvor bei den HoGeSa-Aktionen in Dortmund und Köln setzten sich die Teilnehmenden größtenteils aus rechten Hooligans und Neonazis zusammen, viele waren aus Nordrhein-Westfalen angereist. Auf der HoGeSa-Bühne in Hannover sprach zudem der Düsseldorfer Alexander Heumann. Er gründete im September die als Zusammenschluss von Rechtsaußen-Mitgliedern der AfD fungierende „Patriotische Plattform NRW“.

 

Von NRW nach Hannover

Bereits im Vorfeld hatte der Dortmunder Siegfried Borchardt im Internet bekannt gegeben, dass, sollte das Demonstrationsverbot in Hannover Bestand haben, es eine legale Alternative geben würde. Tatsächlich hatte seine Partei „Die Rechte” in Wuppertal mehrere Kundgebungen angemeldet. Offiziell sollte dort für ein „nationales Jugendzentrum” demonstriert werden, zugleich schuf die Neonazi-Partei damit eine Alternative zur HoGeSa-Demo in Hannover. Als klar war, dass in Hannover zumindest eine Kundgebung erlaubt ist, zog „Die Rechte“ die Anmeldungen kurzfristig zurück. Für einen großen Teil der nordrhein-westfälischen Neonazi-Szene begann der Samstag recht früh. Ab 8:30 Uhr versammelten sich am öffentlich beworbenen Anreisetreffpunkt von „Die Rechte“ am Dortmunder Hauptbahnhof mehr als 150 Personen, die meisten davon organisierte Neonazis. Neben Kadern der Partei „Die Rechte” aus Dortmund und Wuppertal fanden sich hier auch rechte Alt-Hools der „Borussenfront“ und jüngere Menschen aus dem Dortmunder Fußballumfeld ein. Bereits vor der Abreise in Richtung Hannover durchsuchte die Polizei einen Großteil der Gruppe. Bundespolizei und Staatsschutz hatten hierzu eigens einen Kontrollbereich eingerichtet. Für einen potenziellen Demoteilnehmer war die Reise hier wegen eines offenen Haftbefehls bereits zu Ende.

Rumstehen statt Randale

Anders als in Köln lief die HoGeSa-Standkundgebung in Hannover ohne größere Zwischenfälle ab. Die Polizei war hier deutlich besser vorbereitet und mit einem Großaufgebot im Einsatz. Der abgesperrte Versammlungsort hinter dem Hauptbahnhof war von Hundertschaften, Räumpanzern und Wasserwerfern gesäumt. Die Situation drohte lediglich kurzzeitig zu kippen, als mehrere hundert TeilnehmerInnen – darunter auch die angereisten Dortmunder Neonazis – den Versammlungsort vorzeitig verlassen wollten und von der Polizei daran gehindert wurden. Auch als die deutlich größere Gegendemo in Hörweite kam, kochte die Stimmung zwischenzeitig hoch. Ansonsten dürfte der Tag einem Großteil der angereisten Neonazis und auch den eher „aktionsorientierten” Hooligans wenig Freude und vor allem wenig Nervenkitzel geboten haben. Zwar wird der Verlauf der Kundgebung den Bemühungen der OrganisatorInnen zugute kommen, sich als friedliche Gruppe darzustellen – weite Teile der eigenen Klientel dürften hierdurch allerdings ihre Freude an HoGeSa verlieren. Wo sie in Köln problemlos Bier trinken, sich frei bewegen und Polizei, AnwohnerInnen und JournalistInnen angreifen konnten, haben Verwaltungsgericht und Polizei durch strenge Auflagen und deren Durchsetzung die Freiräume der HoGeSa-Teilnehmenden verengt. Nach Ende der Kundgebung kam es allerdings in der Innenstadt zu Übergriffen von rechten Hooligans und zu Schlägereien mit AntifaschistInnen.

Starke Beteiligung der organisierten extremen Rechten

Auch die zweite Großaktion von HoGeSa fand unter der Beteiligung der unterschiedlichsten Spektren der extremen Rechten statt. Neben den großen Abordnungen von „Die Rechte“ nahmen NPD-FunktionärInnen sowie zahlreiche Mitglieder von Neonazi-Kameradschaften teil. Zu sehen war aber ebenso ein Transparent des rassistischen Blogs „Politically Incorrect“ (PI). Auf der HoGeSa-Bühne sprach dann auch ein Redner mit engen Verbindungen zu PI: Michael Stürzenberger, der islamfeindliche Publizist ist bayrischer Landesvorsitzender der Kleinstpartei „Die Freiheit“. Auch ein weiterer Redner, Gernot Tegetmeyer, ist ein Funktionär dieser rechtspopulistischen Partei. Mit dem Düsseldorfer Rechtsanwalt Alexander Heumann sprach zudem der Vorsitzende der „Patriotischen Plattform NRW“, in der sich der Rechtsaußen-Flügel der „Alternativen für Deutschland“ (AfD) sammelt. (nrwrex berichtete) Heumann hatte nach den Ausschreitungen von Köln am 26. Oktober die Gründung eines „Außerparlamentarischen HoGeSa-Untersuchungsausschuss“ bekannt gegeben. Bereits in Köln hatten sich Teile des rechtspopulistischen Spektrums an der HoGeSa-Aktion beteiligt, als Anmelder fungierte damals der stellvertretende Vorsitzende von „pro NRW“ Dominik Roeseler (nrwrex berichtete).

Auftrittsverbot für „Kategorie C“

Die Rechtsrock-Band „Kategorie C” durfte hingegen aufgrund eines Beschlusses des Verwaltungsgerichts Hannover nicht erneut auftreten. Dafür standen abermals der Berliner Neonazi-Rapper „Villain051“ und Karin Mundt, Sängerin der Rechtsrock-Band „Wut aus Liebe“, auf der Bühne. Sie hatten kurz zuvor einen „Mobilisierungs-Song“ für die HoGeSa-Demonstration veröffentlicht. Er trägt den passenden Titel „Vereint euch“.