Leipziger Separatisten: Satirische Initiativen suchen nach Landtagswahl Abspaltung

Erstveröffentlicht: 
09.09.2014

Leipzig. Seit mehr als einer Woche ist die Landtagswahl in Sachsen bereits Geschichte. An den Ergebnissen des Urnengangs haben Politiker und Bürger aber wohl noch länger zu knabbern. Während Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) trotz Wahlsiegen in 98,33 Prozent des Freistaates doch nicht allein regieren kann, denken Teile von Leipzig daran, sich abzuspalten. Demonstrativ oder virtuell. Oder beides.

 

Zwei (nicht ganz sooo ernst gemeinte) Initiativen sorgen seit Tagen im selbstreflexivsten Teil des Internets – besser bekannt als Facebook – mit ihren separatistischen Proklamationen für Furore. Die eine will im sächsischen Freistaat eine kreative und hippe Enklave gründen. Die andere Gruppe hat gleich die Autonomie im sonst so piefigen Connewitz im Sinn.

„Wir beabsichtigen die Gründung einer Teilrepublik mit eigener Legislative“, heißt es auf dem Portal der „BI Freistadt Leipzig“. Grund sei der schwarz-blau-braune Geist im Rest von Sachsen, so Initiator Dominic Schmidt. „In der einzigen Hochburg kreativer Gedanken und freier Meinungsäußerung gilt es den letzten Funken Ruhm und Ehre zu bewahren und der Alleinherrschaft des rechten Gedankengutes ein Ende zu setzen“, schreibt Schmidt in einer Pressemitteilung.

Alles „ausgezeichnet“ in der Freistadt – Clemen sorgt für Autonomie

Entlang der Grenzen von Zentrum, Schleußig, Plagwitz, Connewitz, Lindenau, Kleinzschocher, Reudnitz und Grünau soll ein „antifaschistischer Schutzwall mit antipopulistischen Wachtürmen“ entstehen. Ein politisches Programm hat die „BI Freistadt Leipzig“ auch gleich aufgestellt, darin gehört das Wörtchen „ausgezeichnet“ in allen Lebenslagen zum Standartrepertoire.

 

Es wäre übertrieben, die bisherigen Reaktionen auf die Idee der „Freistadt“ im Freistaat überschwänglich zu nennen. Deutlich mehr Anklang findet da bisher schon die „Autonome Republik Connewitz/Südvorstadt“. Gründer Sebastian kann allerdings längst nicht so viele Argumente ins Feld führen. Manchmal ist weniger offenbar mehr.

Der Connewitzer Republik-Chef beruft sich beim „Warum?“ lediglich auf ein resigniertes Politiker-Statement: „Das war eine Schnapsidee als Reaktion auf einen Post von Robert Clemen“, erklärt Sebastian. Nachdem Clemen seinen Wahlkreis im Süden der Messestadt nicht gewinnen konnte, schrieb er bei Facebook in Richtung der Wahlgewinnerin: „Ich hoffe, dass Chaos-Jule es nicht gelingt, Connewitz und die Südvorstadt zur autonomen Republik umzugestalten.“

Und jetzt hat der Clemen den Salat: Die Autonome Connewitzer Republik wird im Netz bereits von 1600 Menschen unterstützt. „Dass das hier mehr als 100 meiner Freunde liken, hätte ich ja nicht erwartet“, sagt Sebastian und schiebt hinterher: „Mir ist noch nicht ganz klar, was ich damit anfangen soll. Es kann auch gut sein, dass ich das hier in einem Monat wieder lösche.“ Dabei geht’s ihm zumindest besser als dem Christdemokraten. Der rote Connewutzer Fleck im sonst so schwarzen Freistaat, der bleibt bis 2019.

Internet: www.facebook.com/arcsvs , www.facebook.com/republikconnewitz , www.facebook.com/freistadtleipzig