Fackeln am Denkmal und Demonstration durch Eisenacher Innenstadt

Etwa 200 Gegner des Burschentages werden auf ihrem Protestzug durch die Innenstadtstadt von einem Großaufgebot an Polizeikräften begleitet.
Erstveröffentlicht: 
15.06.2014

Eisenach. Beim Burschentag wurden alle Strophen des Deutschlandliedes gesungen. Es erschienen weniger Demonstranten als erwartet.

 

Dass man den traditionellen Festakt nicht mehr auf der Wartburg feiern kann, schmerzt die Deutsche Burschenschaft zwar, aber man zeigt Verständnis für die Entscheidung des Stiftungsrates. Dennoch besuchten Burschenschafter in ihren Farben die Burg, tranken dort ein Bier und sangen das Lied "Unsere Gedanken sind frei", wie DB-Pressesprecher Walter Tributsch wissen ließ.

 

Auch dass man nur noch wenige Jahre in der Eisenacher Werner-Aßmann-Halle tagen kann, sieht man in der Burschenschaft gelassen. Tributsch: "So eine Zierde ist die Aßmannhalle nun auch wieder nicht." Man will sich dann um eine andere Tagungsstätte in der näheren Umgebung umschauen.

 

Kritik auch an dem Verhalten der Eisenacher

 

Dass in Eisenach auch künftig der Deutsche Burschentag stattfindet, daran lässt man keinen Zweifel. Der Besuch der Stadt und des Denkmals auf der Göpelskuppe sowie das größte Zusammensein im Jahr sind den Burschenschaftern wichtig und ein Höhepunkt.

 

Freitagabend fand der Festakt am Denkmal statt. Die Totenehrung allerdings erfolgte unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Man habe in der Vergangenheit immer wieder mit Störungen zurechtkommen müssen. Das gebühre der Ehrung nicht, so die Begründung.

 

Die zunehmend ablehnende Haltung der Eisenacher Stadtverwaltung sieht Walter Tributsch in der politischen Konstellation begründet. Der Oberbürgermeisterin wird aufgrund ihrer politischen Ansicht das Demokratieverständnis abgesprochen. "Die Burschenschaft tritt seit 200 Jahren für die Menschenrechte ein. Das ist unsere Tradition. Die Politik hat ein Ablaufdatum" meint Tributsch und ist sich sicher, dass eine neue Stadtspitze der Burschenschaft anders gegenübertritt.

 

Man sei in der Stadt immer wieder mit Menschen im Gespräch und könne da keine Ablehnung erfahren. Dennoch stößt man doch leider auf Unwissenheit, bemerkte Tributsch.

 

Schätzungsweise 380 Teilnehmer besuchten vier Tage lang den Burschentag in Eisenach. Die Deutsche Burschenschaft wird zunehmend kritisch gesehen und ihr ein Rechtsruck bescheinigt. Liberale Burschenschaften verließen bereits den Dachverband. Am Denkmal wurden alle Strophen des Deutschlandliedes gesungen.

 

Weniger Teilnehmer als erwartet hatte die Demonstration des Bündnisses gegen den Burschentag. Etwa 300 wurden erwartet, knapp 200 Vertreter eines Bündnisses antifaschistischer und feministischer Gruppen waren aus verschiedenen Teilen der Republik nach Eisenach gekommen oder wie zahlreiche Marburger mit einem (polizeieskortiertem) Sonderbus.

 

Trotz der Aufrufe des Bündnisses und der linken Jugend der Wartburgregion an die Eisenacher zu mehr Widerstand gegen die Deutsche Burschenschaft, war der Anteil an Demonstranten aus dem lokalen Umfeld verschwindend gering. Für die Linksjugend ist es erschreckend, dass die Burschenschaften in der Mitte der Eisenacher Gesellschaft nicht als nationaler Männerbund, sondern oft noch als "normale Studentenverbindung" angesehen würden.

 

Die wegen ihres politischen Rechtsrucks in die Kritik geratene DB feierte ihren Burschentag in der Werner-Aßmann-Halle und am Burschenschaftsdenkmal nach traditionellem Muster.

 

Die Kritik der Demonstrierenden, in der Mehrheit junge Menschen aus anderen deutschen Städten, richtete sich nicht nur gegen die "rassistischen und sexistischen Positionen der Deutschen Burschenschaft", sondern auch gegen die Eisenacher. Die Menschen setzten sich zu wenig mit den Burschenschaften auseinander, hieß es auf der Demo durch die Innenstadt, die Kundgebungen auf dem Markt und am Frauenberg beinhaltete.

 

Heiko Kleinschmidt und Jensen Zlotowicz / 15.06.14 / TA/TLZ