Alex lebt in unseren Herzen und in unseren Kämpfen weiter!

Alex lebt in unseren Herzen und in unseren Kämpfen weiter!

Wir verfassen diese Mitteilung in tiefster Bestürzung und großer Trauer. Wir haben unsere Freundin, Schwester und Mitstreiterin Alex am 2. Juni verloren. Nach Monaten unermüdlicher Versuche, den Ansprüchen dieser Gesellschaft gerecht zu werden, hat sie sich dazu entschieden, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Wir trauern um Alex und wünschen ihrer Familie, ihren Angehörigen, Bekannten, Freundinnen und Freunden, sowie ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern unser herzlichstes Beileid.

 

Eine Revolutionärin hat sich verabschiedet


Einige werden sich an Alex aus der Schul- und Universitätszeit erinnern. Andere werden sie als eine gute Freundin in Erinnerung haben, die für ihre Freundinnen und Freunde sogar in Momenten da war, wo sie es selbst nicht einfach hatte. Andere wiederum werden sich an sie als kämpfende Genossin auf Demonstrationen, Veranstaltungen und Versammlungen erinnern.
Wir wissen; ihre Familie, ihre Angehörigen, ihr engster Freundeskreis und die revolutionär linke Bewegung haben einen großen Verlust erlitten, dessen Schmerz nicht mit Worten wiedergegeben werden kann.


Denn es gibt keine Worte, die diesen Schmerz beschreiben können. Wir haben Alex geliebt. Über die letzten Jahre hinweg haben wir zusammen gegen das Unrecht dieser Welt gekämpft, uns gegenseitig gegen die Zwänge dieser autoritären Gesellschaft zur Wehr gesetzt, wir haben unser Brot geteilt, gemeinsam haben wir uns den schweren und strapaziösen Hürden des Lebens gestellt und gemeinsam haben wir schöne Zeiten und Momente voller Liebe, Widerstand und Rebellion gelebt. Alex wird uns sehr fehlen!

 

Alex hat uns zu früh verlassen


Alexandra Maria Kiss wurde am 1. Juli 1984 als Tochter eines jungen Ingenieurspaares in der ungarischen Hauptstadt Budapest geboren. Mit ihrem ungarischen Vater und ihrer bulgarischen Mutter verbrachte sie ihre ersten zwei Kindheitsjahre gemeinsam mit ihrem Bruder in Budapest. Im Jahr des Tschernobyl-Unglücks, das von den Regimen der Warschauer Vertragsorganisation vor der eigenen Bevölkerung vertuscht wurde, emigrierte die Familie aus beruflichen Gründen 1986 nach Deutschland und ließ sich im schwäbischen Leonberg nieder.


Alex besuchte dort die Schule bis zur 10. Klasse. Die Familie zog nach Stuttgart, wo Alex ab 2001 das Gymnasium fortsetzte. Als die US-Aggression im Nahen Osten mit den Kriegsvorbereitungen gegen den Irak zu weltweiten Massenprotesten führte, war Alex unter den Demonstrierenden. Der Krieg hatte sie politisiert und dazu geführt, dass sie sich im BAZ (Bedingt Autonomes Zentrum) in Stuttgart organisierte.


Mit dem Beginn ihrer rebellischen Jahre zog Alex im Jahr 2003 in die Ex-Steffi, das ehemals besetzte Haus in Karlsruhe. Bis zu ihrem Abitur 2004 pendelte sie von Karlsruhe nach Stuttgart zum Unterricht und machte ihr Abitur. Den politischen Kampf, der bereits zur Drehscheibe ihres Lebens geworden war, setzte sie organisiert im BAZ fort, arbeitete im dortigen Infoladen und widmete sich im Anschluss an die Proteste gegen den Irak-Krieg vermehrt der Antifa-Arbeit.


Nach ihrem Abitur zog sie zurück nach Stuttgart und studierte ab 2005 an der Uni in Tübingen, was sie nach rund einem Jahr abbrach. Während ihres Studiums hatte Alex Ende 2005 bereits ihre erste psychische Krise erlitten. Die Ärzte attestierten Alex eine „Depression mit Verfolgungsmanie“.


Nach der Auflösung des BAZ im Jahr 2006 führte sie ihre politische Arbeit durch ihr Engagement im Stuttgarter Subversiv fort und beteiligte sich an den Protesten gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm. Zeitgleich arbeitete sie etwa ein Jahr bis 2008 im Katharinenhospital in Stuttgart und begann erneut ein Studium an der Uni in Stuttgart, wo sie sich den Sozialwissenschaften widmete. Dieses Studium brach sie 2008 wieder ab, da sie die dortigen Dozenten als zu systemkonform und zu unkritisch bewertete.


Während sie weiterhin in Subversiv aktiv war, begann 2008 ein §129b-Prozess gegen migrantische Linke, wo sie die Prozesse kritisch beobachtete und sich im Rahmen des „Komitee gegen §§129“ an der Solidaritäts- und Öffentlichkeitsarbeit beteiligte. Im Zuge der Solidaritätsarbeit schloss sie sich dem „Netzwerk Freiheit für alle politischen Gefangenen“ an und arbeitete intensiv in diversen Arbeitsfeldern am „Gefangenen Info“ mit.


Im Herbst 2009 zog sie nach Berlin, wo sie ihre politischen Aktivitäten im Antirepressionsbereich fortsetzte und sich auf ein Studium an der Humboldt-Universität vorbereitete. Dieses Studium trat sie 2010 an und studierte bis 2011 Kulturwissenschaften. Sie arbeitete fortwährend im „Netzwerk Freiheit für alle politischen Gefangenen“, kümmerte sich intensivst um Erstellung und Vertrieb des „Gefangenen Infos“ und wirkte am Aufbau der Berliner „Zusammen Kämpfen“-Gruppe mit. Aufgrund erneuter psychischer Probleme und Depressionen zog sie im Sommer 2011 zurück nach Stuttgart. Dort wurde sie über den Herbst 2011 hinweg ärztlich behandelt, wo dieses Mal „Borderline“ diagnostiziert wurde.


Ab 2012 setzte sich ihr politisches Engagement in verschiedenen Bereichen in Stuttgart fort. So setzte sie sich für die Schaffung eines Sozialen Zentrums ein, beteiligte sich an diversen antifaschistischen Mobilisierungen und war weiterhin im Antirepressionsbereich aktiv.


Im Mai 2013 war sie eine der insgesamt neun Betroffenen vom staatlichen Repressionsschlag gegen vermeintliche Mitglieder des „RAZ/RL/radikal“-Konstruktes. Ihr politisches Engagement setzte sie trotz der immer andauernden psychischen Probleme und der repressiven Situation fort und beteiligte sich an der Soligruppe zu dem §129-Verfahren. Sie ging jederzeit offen damit um, dass sie mit den Konsequenzen des Repressionsschlages zu kämpfen hatte, versuchte aber dennoch im Rahmen ihrer Möglichkeiten ihre Ideen einzubringen und umzusetzen.


Im November 2013 folgte der erneute Umzug nach Berlin, dem ein weiterer psychischer Zusammenbruch unmittelbar folgte und monatelange Krankenhausaufenthalte mit sich bringen sollte. Die Ärzte stellten nun „paranoide Schizophrenie“ fest und versuchten, Alex medikamentös zu behandeln, was ihnen aber nicht gelingen sollte. Alex, die sich durch die Medikamente betäubt fühlte und sich immer mehr als Last für ihre Mitmenschen empfand, hatte die Freude am Leben verloren. Nach einem gescheiterten Suizidversuch im Mai 2014, nahm sie sich am 2. Juni 2014 in Stuttgart-Feuerbach das Leben.

 

Wir sind voller Trauer, voller Zorn!


Wir haben einen großen Verlust erlitten und fragen uns, wer oder was uns unsere Alex genommen hat. Wir kommen leider zu keiner einfachen Antwort. Mit Gewissheit können wir nur sagen, dass wir als Kollektiv nicht in der Lage waren, Alex bei dem Kampf gegen die gesellschaftlichen Ansprüche und Zwänge in der Form zu unterstützen, wie sie es benötigt hätte. Obgleich wir die gleichen Ziele teilten und gemeinsam für die Befreiung der Menschen kämpften, hatten wir keine richtigen Antworten auf die tiefsten Bedürfnisse und Nöte einer Mitstreiterin.

Für uns stellt sich daher mehr denn je die Frage, welche Rolle ein Kollektiv, eine politische bzw. soziale Struktur zur Unterstützung ihrer Angehörigen spielen muss und kann. Und was wir nicht zulassen können, ist in ähnlichen Situationen ausweglos bleiben zu müssen oder den Tod von weiteren Menschen in unserem sozialen und politischen Umfeld hinzunehmen. Dies ist und bleibt eine erschütternde Erfahrung, die wir weder uns noch anderen zumuten möchten.


Zweifellos sind die autoritären und kapitalistischen Verhältnisse Hauptursache für das Verwelken unzähliger Leben. Die Verhältnisse, in denen wir leben müssen, sind gekennzeichnet durch permanente Vorschriften, die ein würdevolles Leben nicht nur erschweren, sondern für viele unmöglich machen. Von Geburt an wird uns vermittelt, dass wir nur soviel wert sind, wie wir leisten. Und dieses Denken ist tief in unseren Köpfen verwurzelt und zehrt an Nerven und Verstand. Und funktioniert ein Mensch nicht mehr im Sinne der Verwertungslogik, so treten Instanzen in Kraft, die uns mit Therapien und Medikamenten wieder „gesellschaftsfähig“ machen sollen. Und wir wissen, dass auch unsere Alex unter autoritären Strukturen zu leiden hatte, gesellschaftlichen Ansprüchen und Zwängen ausgesetzt war, unter Leistungsdruck stand und darüber hinaus auch noch zur Zielscheibe der staatlichen Repressionsmaschinerie wurde.

 

Um es auf den Punkt zu bringen:
Diese Verhältnisse machen uns krank! Und sie kosten uns Leben! Alles, was nicht funktioniert, gerät unter die Räder. Und die Mechanismen, die sich um die „Gescheiterten“ kümmern sollen, sie funktionieren noch viel weniger! Was bleibt ist tiefe Trauer und der Zorn auf das kapitalistische System und seinen Repressionsapparat.

 

Wir werden die Erinnerung an Alex wach halten!


Wir sind es unserer lieben Freundin, Schwester und Mitkämpferin schuldig, die Erinnerung an sie wach zu halten und unserer Aufgabe nachzukommen, den Menschen und die Revolutionärin, die sie war, auf angemessene und würdige Weise in unseren Herzen und in unseren Kämpfen am Leben zu erhalten.
Denn für uns war sie Freundin, Schwester und Mitstreiterin in einem. Sie hat ihre Ideale gepflegt und nicht mit zweierlei Maß gemessen. Wir werden sie als aufrichtigen Menschen reinen Herzens in Erinnerung behalten, der uns leider viel zu früh verlassen hat. Ihre Aufrichtigkeit, ihr Glaube an das Gute im Menschen und ihr Kampf für die Revolution sind Ideale, die sie uns vermacht hat. Diese Ideale und die Erinnerung an sie werden wir in unseren Herzen und in unseren Kämpfen tragen. Dies soll unser Versprechen an Alex sein.

 

Wir trauern um Alex!
Der Kampf geht weiter!

 

9. Juni 2014
Netzwerk Freiheit für alle politischen Gefangenen
Zusammen Kämpfen
Gefangenen Info
Soligruppe

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Ein schöner Text mit sehr schönen Worten, der er einem Menschen, den man verloren hat, nicht gerechter werden könnte!

 

Regt zum eigenen Reflektieren an!

 

RIP Alex

Obwohl ich Alex nie gekannt habe, bekomme ich von diesem Text Tränen in den Augen; lange her, dass ich das letzte Mal sowas empfunden hatte. Es ist wie ein Weckruf der eigenen Gefühle, ein Weckruf daran, dass in diesem scheiß postmodernen Kapitalismus, in welchem alles zur Simulation verkommt, dass der "Text" der Repression reale Menschenleben fordert; der Tod als letzte Antwort allein mag den Sinnverlust noch zu erschüttern und sagen, dass es hier wirklich um etwas geht, dass nun ein gelieber Mensch, eine geliebte Genossin aufgehört hat zu sein und NICHTS KANN SIE WIEDER ZURÜCK BRINGEN!! Mir laufen kalte Schauer den Rücken runter, wenn ich daran denke, wie es Alex ergangen sein muss, wie sie immer weiter psychologisiert, pathologisiert, zugerichtet und unterworfen wurde und trotzdem versucht hat, sich dem zu entziehen und zu widersetzen, widerständig zu sein, aber letztendlich dazu getrieben worden ist, den absoluten Exodus zu wählen (als ob noch von Wahl gesprochen werden kann).

Ich habe Alex nie gekannt und trotzdem erschüttert mich ihr Tod und trotzdem laufen mir die Tränen die Wangen runter und lassen Spuren der Ohnmacht und Wut auf meiner Haut zurück!

 

In tiefer Solidarität und Trauer an ihre Angehörigen, Genoss_innen, Freund_innen, politischen Mitstreiter_innen!

Und unendlicher Hass und Wut auf dieses System und diesem Staat, welcher uns Alex genommen hat!

RIP Alex. Danke für alles was du getan hast.

Danke für die Leute, die die Trauerrede geschrieben haben. Seit langem der ansprechenste Text, der aus Stuttgart kommt.

 

Er sollte uns auch ein Ansporn sein aufeinander Acht zu geben in unseren Kämpfen. Und uns gegenseitig zu unterstützen. Nicht nur politisch. Auch im Alltag und in unserer seelischen Verfassung. Jedem Menschen kann es so gehen wie Alex. Dann brauchen wir Freunde und Genossen, die uns unterstützen...Solidarität ist auch ein Gefühl...

Danke, dass ihr uns daran habt teilnehmen lassen, letztendlich steht Alex nämlich auch für die vielen anderen Menschen, denen es ähnlich geht. Und darüber zu schweigen, das macht schon der Rest der Gesellschaft. Alles Gute und viel Kraft an Euch und an uns als Bewegung.

ich hasse betroffenheitspathos. ich teile auch nicht die beiden letzten absätze des obigen textes. aber da ich alex kannte und mich ihr suizid sehr betroffen und traurig macht, teilte ich diesen text. denn zumindest die passagen, die sich mit alex und ihrem leben befassen, sind sehr treffend formuliert. mir macht die überlegung, was wohl schuld an ihrem tod war - ihre eigene körperchemie und die daraus resultierende psychische erkrankung oder die umstände, unter denen wir hier und heute alle leben - sehr zu schaffen. ich werde diese frage nie beantwortet bekommen. ich werde sie vermissen: ein empathischer, liebenswerter, herzlicher, hilfsbereiter und sehr idealistischer mensch hat uns verlassen. das schmerzt. ich werde sie in erinnerung behalten. und das ist hier keine phrase! mehr kann ich leider nicht tun. da ist diese ohnmacht und auch ein bißchen wut. - die welt ist ein kleines stück schlechter ohne dich alex. dein warmes lachen konnte vereiste gefühle auftauen, ein paar werden jetzt wohl gefroren bleiben.

Ich finde das hier vor diesem Hintergrund sich eine Bewertung oder Diskussion des authentischen Ausdrucks eines betroffenen Kollektives sich verbietet!

Dies ist kein Aufruf! Es ist ein trauerndes Statement!

Fertig!

Da gibt es nichts zu bewerten - nur auf- oder hinzunehmen!

Einen Nachruf zu kommentieren zeugt echt von Unsensibilität!

Manchmal ist Klappe halten enfach angebrachter.

Das Thema zu diskutieren ist absolut wichtig -aber nicht innerhalb dieses Post's.

 

mein Beileid, Verständnis und Wünsche an euch, die FreundInnen, MitstereiterInnen und die Familie...

schließe ich mich diesem Kommentar an...Leb wohl Alex

Statt alles auf Staat und Verhältnisse zu schieben, wäre dies ein Anlass mal über den Umgang untereinander nachzudenken. Wird nicht auch bei "uns" auf Leut geschissen, wenn sie nicht mehr funktiionieren, soll heißen politische Leistung bringen? Wieviel Linke definieren sich nur über ihre Zugehörigkeit und übersehen, das sie als mensch egal sind? Und nicht wenige nehmen das Zeug wohl zu ernst und sind über die zu erwartenden Mißerfolge derart gefrustet, das sie sich grad umbringen könnten? Zum Glück tun sie es doch nicht. Man soll sich eben nicht zu sehr reinsteigern. Es gibt noch ein anderes Leben und Politik ist nicht alles. Dürfen wir mal darüber nachdenken, jenseits der pathetischen Nachrufe?

Eigentlich ist hier eine Diskussion unpassend, aber unwidersprochen lassen möchte ich dein Statement nicht.

1. Unser Umgang untereinander ist (leider) auch bedingt durch "Staat und Verhältnisse", da wir uns nicht völlig von den entsprechenden Zwängen lösen können.

2. Wem ist wer "als Mensch egal"? Im Kapitalismus zählt der Mensch nicht viel. Uns allen zu unterstellen, dass uns unsere Kamerad_innen egal sind, wäre recht frech.

Das es auch in der Szene oft an Wärme und Liebe fehlt... ja, das sehe ich auch so... daran können wir arbeiten. Es ist aber bereits mehr als in dem Teil der 'normalen' Gesellschaft, den ich kennen gelernt haben.

3. Was soll bitte "zu ernst" sein? Ich kann durchaus die vielen schlechten Dinge sehr ernst nehmen und mir trotdem darüber bewußt sein, dass meine Einflußmöglichkeiten begrenzt sind. Jeden Tag kämpfen und trotzdem Spaß am Leben haben. Mich stört, dass du eine solche Möglichkeit nicht nennst und implizierst ein sehr politisches Leben wurde Freude ausschließen. Denn um diese Möglichkeit sollten wir uns bemühen.

"...jeden Tag kämpfen..." ihr tut mir echt leid...!

"kamerad_innen" triffts bei euch ganz gut hab ich oft den eindruck. kann mir auch gut vorstellen das alex in eurem mackerhaufen auf nicht besonders viel empathisches  verständnis getroffen ist...

Ich teile mit Alex die Wut auf diese repressiven Verhältnisse, die uns normieren, vernutzen, einsperren, verfolgen, ermorden, in den Selbstmord treiben. Ich teile mit Alex auch die Verletzungen und Wunden, die uns von diesen repressiven Verhältnissen zugefügt werden. Es macht mich unendlich traurig, dass Alex am Ende ihres Weges etwas gefehlt hat, was mich trotzdem vorantreibt und mir den Mut gibt, nicht aufzugeben. Es ist die Hoffnung, dass der Tag kommen wird, an dem wir mit einem lustvollen und ohrenbetäubenden Paukenschlag endlich dieses Scheisssystem zum Einsturz bringen, damit der Weg freigemacht wird und das schöne Leben für uns alle beginnen kann. Dafür hat Alex gekämpft und dafür werde ich weiterkämpfen.

Ich finde die Nachricht schrecklich, im doppelten Sinn.

 

Ein junger Mensch nimmt sich aus Überforderung am Weltschmerz bzw. dem Streben, die Ungerechtigkeit zu beseitigen, das Leben.

 

Der Suizid wird politisiert und politisch ausgebeutet. Überlegt euch mal, ob ihr Alex (Die Ärzte attestierten Alex eine „Depression mit Verfolgungsmanie“) nicht auch ein Stück weit in diese Verzweiflungstat getrieben habt und ob ihr nicht auch andere in solche Taten treibt. Ich schreibe das, weil ich in meinem Freundeskreis einen ähnlichen Fall hatte ("Gerechte Welt Theorie").

 

Möge Alex und meine ehemalige Freundin in Frieden ruhen.

Dafür, dass dein Vorwurf an das Netzwerk so heftig ausfällt, ist deine Argumentation ganz schön dünn! Du sagst, das Netzwerk sei mitschuld und beschränkst dich auf vage Andeutungen aus deinem persönlichen Umfeld, wo keine/r mitkommt, der/die dich und dein Umfeld nicht kennt. Und auch die Behauptung, dass der Suizid "politisch ausgebeutet" würde, wird einfach mal so in den Raum gestellt, ohne sich die Mühe zu machen, zumindest eine Begründung für diese Annahme zu liefern.

Da dieser Beitrag noch nicht moderiert ist (ich hoffe für alle FreundInnen von Alex, dass er baldmöglichts gelöscht wird), sehe ich mich leider gezwungen, ihn zu kommentieren. Wenn eine politische Aktivistin sich das Leben nimmt, ist es keine Inszenierung oder "politische Ausbeutung" wenn man ihren Suizid in einen politischen Rahmen stellt, ihn analysiert und daraus Schlussfolgerungen zieht. Depression oder wie immer mensch die anhaltende und manchmal unüberwindbar wirkende Frustration und Verzweiflung bezeichnen mag, wird mit nichten von den Menschen ausgelöst, die mit einem Seite an Seite Widerstand gegen die alltägliche Scheiße leisten. Diese Gefühle entstehen nicht durch die GenossInnen mit denen man am Abend auch mal einen Trinken geht, lacht, weint, streitet, hasst und liebt. Sie entstehen jeden Tag, wenn man mit offenen Augen und Ohren durch die Welt geht und einen Menschen im Müll nach einer scheiß Pfandflasche wühlen sieht, die Nachrichten kaum mehr erträgt, in denen ein Menschenleben oft nur eine Randnotiz ist oder einfach mit all den anderen Frustrierten jeden Morgen im Bus zur Arbeit sitzt. Das kann einen in solch eine Verzweiflungstat treiben!

 

Irgendwelche Personen quasi zu beschuldigen, die eben greifbarer scheinen als eine Systematik und komplexere Zusammenhänge ist zwar einfacher, aber eben unter aller Sau! Da macht man es sich schon sehr leicht und ich wünsche allen Bekannten, FreundInnen und GenossInnen von Alex, dass sie sich so einen Schwachsinn nicht zu Herzen nehmen. Sicher, wir müssen immer überlegen, wie wir auch unsere Strukturen besser gestalten um auch mit psychischen Leiden, andere Krankheiten, Alter, Kinder, Armut etc. besser umgehen können, aber die zu beschuldigen, die es versuchen statt die Systematik, die es erst notwendig macht, sich solche Überlegungen zu machen, ist einfach nur arm.

 

Mit der Hoffnung, dass du dir das zu Herzen nimmst und auch für deinen persönlichen Verlust nicht nur die einfachste "Lösung" zu eigen machst.

 

Mein tiefstes Mitgefühl, an alle, die nun mit dem Schmerz klar kommen müssen, einen lieben Menschen verloren zu haben...

 

Alex war in erster Linie ein MENSCH! Könnte kotzen wenn ich hier diese psydo-revolutionäre Scheisse lese!

Danke, genau darum ging es mir.

 

Noch was, viele reden immer wieder für Menschlichkeit und nehmen dafür die Psychologie in Beschlag. Wenn euch aber mal ein Psycho die Leviten liest, dann gefällt das natürlich nicht. Noch mal, sensible Menschen ghören nicht in den politischen Kampf, sie reiben sich daran kaputt. Wer den Text über Alex als Fachperson liest, der weiß, was ich meine.

,,sensible Menschen g[e]hören nicht in den politischen Kampf, sie reiben sich daran kaputt." In der Konsequenz bedeutet das Faschismus, du Fachperson. Take care of each other!

Du hoffst auf schnelle Löschung? Verstehe, du hast Angst vor einer Auseinandersetzung die den traditionellen Rahmen der obligatorischen Kampf/Solidaritätsbekundungen verlässt und Fragen nach den Menschen stellt. Das Menschen als Menschen wahrgenommen werden und nicht als revolutionäre Kampfmaschinen. Könnte ja dazu führen, das wir mal die alten Gewissheiten hinterfragen.

Ich möchte keinem der ihr Nahestehenden vorwerfen, ihr hättet "es besser machen sollen",

nur wenn man die Kommentare liest kriegt man das Gefühl die Rolle des Umgangs miteinander wird oft unterschätzt.

 

Auch wenn wir zwangsläufig das System reproduzieren sollten wir versuchen immer Acht darauf geben BESTMÖGLICH mit den Mitmenschen & Mitstreiter*innen umzugehen!

Dass die Verwertungslogik des Systems und die Repression durch den Staat eine große Rolle spielen ist vor diesem Hintergrund klar, aber  manchmal scheint die Repression ein Blanko-Check für das eigene Verhalten zu sein (nicht überall und immer, aber oft.)

Es schadet nicht höhere Ansprüche an sich selbst zu haben! (das gilt für Jedes Individuum, jede*n Aktive*n)

 

der Umgang untereinander sollte eine größere Rolle spielen

- besonders wenn wir an Beispielen wie diesen sehen, wie stark Mensch in diesem System seien muss!

 

Das ist ebenso politisch, wie der große Kampf!

 

 

ist nicht "survival of the fittest", genau, was wir verhindern wollen? nicht nur die "starken" sollten politisch aktiv seien können, sonder alle Menschen!

 

(schön, Menschen vorzuwerfen, sie seien schwach, ohne zu wissen wie ihr Leben aussah und womit sie zu kämpfen hatten...)