Unangemeldete Demo zieht mit 40 Teilnehmenden durch Berlin Neukölln. Praktische Solidarität mit kämpfenden Geflüchteten, aus Anlass des March for Freedom und der Räumung am Breitscheidplatz.
Heute Abend versammelten sich 30 bis 40 Leute am Reuterplatz in Berlin Neukoelln, um ihrer Solidaritaet mit den Gefluechteten im Kampf Ausdruck zu verleihen. Konkrete Anlaesse waren die Raeumung am Breitscheidplatz sowie der aktuelle March for freedom von Strasbourg nach Bruessel.
Die Demo wurde nicht oeffentlich beworben und nicht angemeldet. Es benoetigte keine grosze Anzahl an Menschen, um fuer einen Moment die Strasze zu erobern, die Aufmerksamkeit der Umherstehenden auf die Inhalte zu lenken und den Verkehr zu blockieren. Alles was es benoetigte, war eine Hand voll Vertrauter, Ideen und einige vorherige Absprachen. Wir wuerden uns deswegen freuen, wenn soetwas viel oefter passiert. Problem war, dass sich die Demo nicht gegen die eintreffende Polizei behaupten konnte und so wurde sie mit dem (vermutlich anfangs eher zufaelligen) Eintreffen von letztendlich 3 Streifenwagen seitens der Demo aufgeloest. Eher frueher (zu frueh?) als zu spaet. Soweit beobachtet, gab es keine Festnahmen oder Personalienfeststellungen.
Anbei noch der Flyer auf deutsch und englisch, der an Umherstehende verteilt wurde.
Gruesze an den March for Freedom, wir hoffen ihr koennt untereinander zusammenwachsen und seid erfolgreich in euren Bemuehungen.
Gruesze an die Geraeumten vom Breitscheidplatz, wir hoffen das war erst der Anfang und euer Kampf geht weiter und vor Allem, dass die Gefangen wieder raus und zu euch kommen.
Gruesze an die "Gruppe Informale", euer Feuer hat uns ganz warm ums Herz werden lassen.
Und Gruesze an alle Kaempfenden weltweit, wir stehen zusammen.
Wir sind heute auf der Straße, in Solidarität mit den kämpfenden Geflüchteten in Berlin, Deutschland, Europa, weltweit.
„Marsch für die Freiheit“
Momentan läuft ein wochenlanger Protestzug von Geflüchteten und Unterstützenden zu Fuß von Strasbourg nach Brüssel, wo das EU-Parlament sitzt. An dem „Marsch für die Freiheit“ nehmen Asylsuchende und Geflüchtete aus mehreren europäischen Staaten teil, sie setzen sich über die Isolation und Grenzen hinweg und formen ein starkes Kollektiv.
Zerschlagung von Protest in Berlin
Am Dienstag den 20.6.14 versuchte die Berliner Polizei im Auftrag von Innensenator Frank Henkel (CDU) solch eine Gemeinschaft zu zerstören. Am Breitscheidplatz an der Gedächtniskirche hatten Geflüchtete für mehrere Tage eine Mahnwache abgehalten, nachdem ihnen das Kirchenasyl nach einem über eine Woche dauernden Hungerstreik verwehrt wurde. Die Polizei nahm mehrere von ihnen fest und steckte sie getrennt voneinander in Isolationslager in Sachsen-Anhalt, einer von ihnen soll abgeschoben werden.
Andauernde Proteste gegen das europäische Asylsystem
Diese beiden exemplarischen Ereignisse reihen sich ein in eine Kette von Kämpfen, welche sich seit nun drei Jahren fortsetzt. Im Januar 2012 hatte der Asylbewerber Mohammed Rahsepar in einem der Lager in Bayern Selbstmord begangen. (Gestern wurde der Richardplatz symbolisch in Mohammed-Rahsepar-Platz umbenannt.) Daraufhin wurden von weiteren Asylsuchenden Plätze, Straßen und Häuser besetzt, viele gingen in den Hungerstreik. Ihre Stimmen sind in der Öffentlichkeit klar und deutlich hörbar und werden, solange gekämpft wird, nicht wieder verstummen. Geflüchtete stehen in Deutschland einem rassistischen Apparat gegenüber, der systematisch ausgrenzt und nur dann zwangsweise integriert, wenn es dem „Standort Deutschland“ und der kolonialen Ordnung zugute kommt. Hohe Bürokratische Hürden, Arbeitsverbote, Isolation in abgelegenen Lagern und Wohnheimen, Polizeikontrollen und rassistische Bürgermobs sind nur einige der Dinge, die hier warten, wenn man es überhaupt an den zunehmend militarisierten Außengrenzen Europas vorbei schafft. Es herrscht de facto ein Krieg gegen Geflüchtete – und Deutschland ist ganz vorn mit dabei.
Solidarität
Dennoch oder gerade deswegen wächst in Deutschland eine Bewegung von Asylsuchenden gegen die Politik und systematische Ausgrenzung und wir wollen dieser tatkräftig zur Seite stehen. Nicht nur das, wir wünschen uns die Verbindung mit unseren eigenen Kämpfen – ob gegen steigende Mieten und Verdrängung, für freie Bildung und gegen die Lohnarbeit... Diese Bewegungen eröffnen Konfliktfelder, welche Raum für Veränderungen bieten und werden umso stärker, wenn wir lernen, sie zu verbinden. Wir finden uns wieder im Streben der Geflüchteten nach einer Welt ohne Grenzen und Ausbeutung und einem Leben in Freiheit und Selbstbestimmung.
Forderungen
Deswegen tragen wir heute mit dieser Demonstration die Forderungen unserer Gefährt_innen weiter:
Legale Fluchtwege nach Europa!
Die Rettung von Menschenleben hat oberste Priorität!
Ein menschliches Asylsystem auf Grundlage der Solidarität!
Vollkommene Bewegungsfreiheit und Selbstbestimmung!
Abschaffung der Isolationslager und freie Wahl des Wohnortes!
Gleiches Recht auf Arbeit und Bildung!
Stop aller Abschiebungen!
Das Ende der rassistischen Politik und ihrer Institutionen und des Krieges gegen Geflüchtete!
Unterstützen wir diese Forderungen und bringen wir unsere eigenen Perspektiven mit ein! Für eine Welt ohne Grenzen, Isolation, Krieg und Rassismus. Für die soziale Revolte und ein ganz anderes Ganzes!
Einige Anarchist_innen
We are today on the street in solidarity with the struggling refugees in Berlin, Germany, Europe, worldwide.
„March for Freedom“
Right now a week-long protest march of refugees and supporters is walking by foot from Strasbourg towards Brussels, where the parliament of the EU is based. Asylum seekers and refugees of various european states are participating in the „March for freedom“, they defy isolation and borders and create a strong collective.
Dismantling of protest in Berlin
On tuesday 20th july 2014 Berlin police by order of Senator of the Interior Frank Henkel (CDU) tried to destroy such a collective. At Gedächtniskirche near Breitscheidplatz refugees hold a rally for several days, after church sanctuary was denied to them and they were on hungerstrike for more then a week. The police arrested several of them and put them seperated from each other in isolation camps in Saxony-Anhalt, one of them is in danger of deportation.
Ongoing protests against european asylum systematische
These two exemplary events line up in a chain of struggles that is going on now for three years. In january 2012 asylum seeker Mohammed Rahsepar committed suicide in one of the camps in Bavaria. (Yesterday Richardplatz was symbolically renamed Mohammed-Rahsepar-Plaza.) After that other asylum seekers started to occupie squares, streets and houses, many went on hunger strike. Their voices are loud and clear in public and will not be silenced, as long as the struggle continues. Refugees in Germany face a racist apparatus that marginalizes systematically and only integrates by force, when it benefits the 'business location Deutschland' and the colonial order. High administrative barriers, not beeing allowed to work, isolation in faraway camps and residential houses, police profiling and racist mobs are just a few of the things waiting here fo those, who manage to cross the increasingly militarized external borders of Europe. De facto there is a war against refugees – and Germany is at the very front.
Solidarity
Nevertheless or maybe therefore a movement of asylum seekers against the politics and the systematic isolation is growing in Germany and we want to stand by their sides with active support. Not only that, we aim for the connection with our own struggles – if against increasing rents and replacements, for free education and against wage labour... These movements open up fields of conflict, which offer space for real change and will grow stronger if we learn to combine them. We can identify with the refugee's pursuit for a world without borders and exploitation and life in freedom and self-determination.
Demands
This is why we spread the refugee's demands today with this demonstration:
Legal migration routes to Europe!
The rescue of human lives has highest priority!
A human asylum system based on solidarity!
Complete freedom of movement and self-determination!
Abolition of the isolation camps and free choice on place of residence!
Same right to work and education!
Stop of all deportations!
The end of the racist politics, its institutions and the war against refugees!
Let's support these demands and yield our own perspectives! For a world without borders, isolation, war and racism. For social revolt and an entirely different whole!
Some anarchists