[Gö] Her mit dem gan­zen Leben – Fight for Fe­mi­nism!

Demo 8. März

AUF ZUM FRAUEN*KAMPFTAG 2014!!!

Mit die­ser For­de­rung gehen am In­ter­na­tio­na­len Frau­en*kampf­tag ver­schie­de­ne Grup­pen, In­sti­tu­tio­nen und Ein­zel­per­so­nen in Göt­tin­gen auf die Stra­ße, um ge­mein­sam für ein selbst­be­stimm­tes Leben und gegen die all­täg­li­che Ge­walt an Frau­en*, Les­ben und Trans* ein­zu­ste­hen. Nach wie vor wer­den in un­se­rer Ge­sell­schaft Frau­en*, Les­ben und Trans* in vie­ler­lei Hin­sicht be­nach­tei­ligt und Män­ner* pri­vi­le­giert. Die zwei­ge­schlecht­li­che Ord­nung macht sich in allen Le­bens­be­rei­chen be­merk­bar: Sie ver­teilt Macht, Geld und An­er­ken­nung höchst un­gleich. Sie legt uns nahe, dass und wie wir uns aus­schließ­lich als „Män­ner“ oder „Frau­en“ wahr­neh­men sol­len, wie wir den­ken und füh­len sol­len, wen und wie wir lie­ben sol­len, was wir zu tun und zu las­sen haben und eben auch, was uns zu­steht oder auch nicht.

 

Keine Zeit keine Zeit keine Zeit, hören wir immer wie­der – Su­per-​bu­sy-​Sein ist heut­zu­ta­ge schon fast ein Muss.

 

Unser All­tag ist von mor­gens bis abends durch­struk­tu­riert: Schu­le, Aus­bil­dung, Frei­zeit, Fa­mi­lie, Freund*innen oder Job – wenn man ei­ne_n hat – müs­sen in Ein­klang ge­bracht wer­den. Die so­ge­nann­te Lohnar­beit, die immer noch haupt­säch­lich männ­lich do­mi­niert wird, be­stimmt trotz mehr als hun­dert Jahre lan­gen Kämp­fen für kür­ze­re Ar­beits­zei­ten immer noch das Leben vie­ler. In ka­pi­ta­lis­tisch or­ga­ni­sier­ten Ge­sell­schaf­ten gilt Lohnar­beit als das ein­zi­ge Mit­tel, so­wohl für die Be­frie­di­gung un­se­rer Grund­be­dürf­nis­se zu sor­gen, als auch um am ge­sell­schaft­li­chen Leben teil­ha­ben zu kön­nen, An­er­ken­nung zu be­kom­men und Rech­te zu er­hal­ten.

 

Beim Wett­be­werb um mög­lichst exis­tenz­si­chern­de Ar­beits­plät­ze wer­den aber be­reits viele Men­schen aus­ge­schlos­sen und be­nach­tei­ligt, indem ihnen Zu­gän­ge ver­wehrt oder er­schwert wer­den. Eine Rolle spielt des­halb nicht nur die ge­samt­ge­sell­schaft­li­che Be­nach­tei­li­gung von Frau­en*, Les­ben, Trans*, son­dern auch, wel­chen Pass ich be­sit­ze, woher ich komme, wie ge­sund ich bin uvm.

 

Ca­ring for…Pa­tri­ar­chy?

 

In dem gan­zen Kon­kur­renz­zir­kus wer­den au­ßer­dem wei­te­re zum Leben wich­ti­ge Dinge ab­ge­spal­ten, die sich nicht daran mes­sen, wie total kom­pe­tent, fle­xi­bel, dy­na­misch und gut­aus­se­hend wir im Job sein sol­len. Dazu zäh­len (Für-)Sor­ge-​, Haus- und Be­zie­hungs­ar­beit und vie­les mehr. Diese un­sicht­ba­re, meist un­be­zahl­te und nicht an­er­kann­te Ar­beit wird in der BRD nach wie vor haupt­säch­lich von Frau­en* ge­leis­tet. Das ist eine not­wen­di­ge Vor­aus­set­zung dafür, dass Ar­beits­kraft wei­ter­hin zur Ver­fü­gung ge­stellt wer­den kann. Beide Be­rei­che, Lohn-​und (Für-) Sor­ge­ar­beit, sind grund­sätz­lich auf­ein­an­der an­ge­wie­sen. Damit ba­siert die ge­sam­te Or­ga­ni­sa­ti­on ge­sell­schaft­lich not­wen­di­ger Ar­beit auf einem ver­ge­schlecht­li­chen, pa­tri­ar­cha­len Ver­hält­nis. Sicht­bar wird die­ses auch darin, dass in Be­ru­fen, in denen der Frau­en*an­teil am Höchs­ten ist, die meis­ten Ar­beits­plät­ze un­si­cher und schlech­ter be­zahlt sind. Bes­ser­ver­die­nen­de Frau­en* mit guten Jobs wie­der­um kön­nen die Haus- und (Für-)Sor­ge­ar­beit als schlecht be­zahl­te an Men­schen ab­ge­ben, die auf dem Ar­beits­markt schlech­te­re Chan­cen haben. Dazu zäh­len vor allem Mi­grant*innen und Men­schen mit nied­ri­gen Bil­dungs­ab­schlüs­sen. Denn wie gut ich an der Ge­sell­schaft teil­ha­ben kann, ist ab­hän­gig davon, ob ich weiß-​deutsch, mit Pass, he­te­ro­se­xu­ell, kör­per­lich un­ver­sehrt, (bil­dungs-​)bür­ger­lich bin und damit der ge­sell­schaft­lich vor­ge­ge­be­nen Norm ent­spre­che.

 

4in1: Her mit dem gan­zen Leben!

 

Wenn 8 Stun­den Ar­beit, Funk­tio­nie­ren, Haus­halts-​und/oder Fa­mi­li­en­ar­beit er­le­digt sind, bleibt da kaum noch Zeit, Luft zu holen, ein tol­les Hobby zu haben, genug Geld und En­er­gie, uns so zu ent­wi­ckeln, wie mensch es gerne möch­te. Gegen die­sen Sta­tus Quo wol­len wir etwas un­ter­neh­men, denn wir sind nicht be­reit, diese Zu­mu­tun­gen mit abend­li­chem Yoga aus­zu­glei­chen…HER MIT DEM GAN­ZEN LEBEN ist ein Zitat aus dem Lied „Brot und Rosen“ von strei­ken­den Tex­til­ar­bei­ter*innen, die 1911 in den USA gegen Hun­ger­löh­ne und für bes­se­re Ar­beits­be­din­gun­gen ge­kämpft haben. Der Slo­gan wurde im Fol­gen­den immer wie­der auch im Rah­men des in­ter­na­tio­na­len Frau­en*kampf­ta­ges ge­nutzt, an dem seit über 100 Jah­ren Frau­en* und Fe­mi­nist*innen auf die Stra­ße gehen, um ihre Rech­te ein­zu­for­dern.

 

In ihrer ‚Vier-​in-​eins-​Per­spek­ti­ve‘ be­schreibt die Fe­mi­nis­tin Frig­ga Haug, wie ein bes­se­res und ge­rech­te­res Leben für alle aus­se­hen könn­te.
An ihre Vor­stel­lun­gen an­knüp­fend braucht es ers­tens: Zeit fürs Pro­du­zie­ren not­wen­di­ger Güter. Zwei­tens: Zeit für die (Für-)Sorge und Pfle­ge ei­ge­ner wie frem­der Be­dürf­nis­se. Drit­tens: Zeit für ei­ge­ne In­ter­es­sen, Ent­span­nung und Spaß. Und es braucht vier­tens Zeit, um ge­mein­sam Po­li­tik zu ma­chen.

 

Selbst­be­stimmt: Lie­ben, Leben, Ar­bei­ten, Kämp­fen

 

Ge­ra­de letz­te­res gerät in un­se­rer Ge­sell­schaft unter dem Druck von Lohn-​und (Für-)Sor­ge­ar­beit immer mehr unter die Räder. Po­li­tik wird als Be­reich ver­stan­den, um den sich an­de­re küm­mern und den an­de­re ’schon für eine*n er­le­di­gen‘. Dabei be­darf es eines kol­lek­ti­ven Aus­hand­lungs­pro­zes­ses, in dem wir ge­mein­sam ent­schei­den, wie wir zu­sam­men leben wol­len und was ein gutes Leben für alle ist. Und: wie wir eine Ge­sell­schaft or­ga­ni­sie­ren, in der wir un­se­re Le­bens­per­spek­ti­ven nicht mehr ent­lang von funk­tio­na­len Tren­nun­gen auf­tei­len, so dass sie als ge­sell­schaft­li­cher Ge­samt­kör­per nur den An­sprü­chen von Ka­pi­ta­lis­mus und Pa­tri­ar­chat ent­spre­chen. Wir wol­len das ganze Leben da­nach or­ga­ni­sie­ren, was un­se­re Be­dürf­nis­se, jen­seits von Ge­schlech­ter­auf­tei­lung und Pro­fit­in­ter­es­sen, sind. Dazu wol­len wir uns das ganze Leben wie­der selbst­be­stimmt an­eig­nen.

 

Wir wol­len das gute Leben – für alle!

 

Weg mit der pa­tri­ar­cha­len Auf­tei­lung, mit Se­xis­mus, Kon­kur­renz, ge­schlecht­lich or­ga­ni­sier­ter Über­for­de­rung, Ho­mo-​und Trans*pho­bie.
Her mit dem gan­zen Leben!
Fight for Fe­mi­nism!

 

Her­aus zur Bünd­nis­de­mons­tra­ti­on am In­ter­na­tio­na­len Frau­en*kampf­tag!

 

8. März / 11.​30 Uhr / Platz der Syn­ago­ge