Abstimmung in Brüssel: EU-Agrarminister winken US-Genmais durch

Der umstrittene US-Genmais 1507 wird wohl demnächst in Europa angebaut. Viele Staaten sprachen sich zwar für ein Verbot aus, die nötige Mehrheit für einen Stopp kam jedoch nicht zustande - auch wegen der Enthaltung Deutschlands.

 

Brüssel - Der umstrittene US-Genmais 1507 steht vor einer Zulassung in der Europäischen Union. Bei einer Sitzung der EU-Staaten gab es am Dienstag keine ausreichende Mehrheit für ein Anbauverbot, wie der griechische Außenminister Evangelos Venizelos als Vorsitzender des Treffens in Brüssel sagte. Da es auch keine klare Mehrheit für die Zulassung gab, liegt die Entscheidung nun bei der EU-Kommission.

 

Weil die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA in mehreren Studien keinen Einwand gegen den Anbau erhoben hat, muss die EU-Kommission der Zulassung zustimmen. Das sagte der zuständige Gesundheitskommissar Tonio Borg. Wann genau es dazu kommt, blieb vorerst unklar. Insgesamt 19 Staaten sprachen sich gegen den Anbau aus - das reichte allerdings nicht für eine qualifizierte Mehrheit, die eine Blockade der Zulassung ermöglicht hätte.

Deutschland hatte sich bei der Abstimmung enthalten, weil es in der Bundesregierung keine klare Linie gibt: SPD und CSU lehnen den Anbau ab, die CDU ist dafür. Bundeslandwirtschaftsminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hatte bereits erklärt, dass er Regionalklauseln anstrebt, die es den Bundesländern ermöglichen sollen, den Genmais zu verbieten. In einer Greenpeace-Umfrage lehnten 88 Prozent der Deutschen den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen ab. Forscher haben aber trotz zahlreicher, teils jahrelanger Untersuchungen bisher kaum Hinweise auf Gefahren durch Genmais gefunden.

Bei der Abstimmung ging es um die Maissorte 1507 der Firma Pioneer Dupont: Die Pflanze wurde so verändert, dass sie gegen das Unkrautvernichtungsmittel Glufosinat resistent ist. Außerdem produziert der Mais ein Insektengift, um sich vor dem Schädling Maiszünsler zu schützen. Bis zu vier Prozent der weltweiten Maisernte zerstört diese Mottenraupe nach Schätzungen der Welternährungsorganisation FAO jedes Jahr. Kritiker aber warnen vor noch ungeklärten Risiken für Tiere und Umwelt.