Bernd Lucke, Spitzenkandidat der Alternative für Deutschland für die Europawahl, hatte am Samstag in Freiburg einen Wahlauftritt. Das Bürgerhaus Zähringen stand unter Polizeischutz, weil die Antifa vor Ort war.
Seit genau einer Woche ist er der Spitzenkandidat seiner Partei für die
Europawahl Ende Mai: Bernd Lucke will für die Alternative für
Deutschland (AfD) nach Brüssel gehen. Obwohl er ein kämpferischer
Kritiker des Euro ist. Schluss mit der Einheitswährung, das ist im Kern
das Programm der ein Jahr alten Protestpartei. Unter dem Titel "Der Euro
und die Zukunft Europas" absolvierte Lucke am Samstag einen
Wahlkampfauftritt in Freiburg.
Das Bürgerhaus Zähringen, Ort der Veranstaltung, war dafür unter
Polizeischutz gestellt worden. Im Vorfeld hatte es Aufrufe der Antifa
gegeben, Luckes Auftritt zu verhindern. Am Freitag bereits war, so
berichtete Philipp Porep, Jurastudent und einer der Mitorganisatoren von
der AfD, ein Stand der Partei in der Innenstadt von mehreren
Antifa-Aktivisten angegriffen worden, es kam zu einer Rangelei. Die
Aktivisten verschwanden, ehe die Polizei eintraf. Am Samstag waren die
Einsatzkräfte vorher da. Demonstranten der Antifa wurden am Eindringen
ins Bürgerhaus gehindert.
Im mit AfD-Mitgliedern und Interessierten voll besetzten Saal hielt
Lucke dann ungestört seinen Vortrag. Lucke, der an der Hamburger
Universität Volkswirtschaft lehrt, wartete mit vielen Grafiken auf, um
seine Thesen zu verdeutlichen: Die Europäische Union sei eigentlich eine
Erfolgsgeschichte, als Wirtschaftsunion habe sie seit den 50er Jahren
dafür gesorgt, dass der Wohlstand in Europa gewachsen sei. Insbesondere
in den ärmeren Ländern, deren Exporte stets schneller gewachsen seien
als die der reicheren Länder. Mit der Einführung des Euro, so Luckes mit
vielen Zahlen belegter Befund, aber habe sich das umgekehrt. Von der
Einheitswährung hätten die reichen Länder wesentlich mehr profitiert als
die ärmeren. Weswegen der Ökonom für eine Rückkehr zu nationalen
Währungen ist, die Auf- und Abwertungen erlaubten. Während der Euro nur
dazu führe, dass ein Land wie Griechenland mit Hilfskrediten gestützt
werde, statt mit einer Abwertung seiner Währung Wettbewerbsfähigkeit
zurückgewinnen zu können.
Dass Luckes Vortrag Wahlkampf war, war streckenweise kaum zu merken. Auf
die Frage beim Sektempfang danach der Freiburger AfD für ihren
Spitzenmann, was denn seinen Auftritt von einer Vorlesung an der
Hamburger Uni unterschieden habe, sagte er: "Ich habe keine Mathe
benutzt." Das Bild von der AfD als einer Professorenpartei bestätigte
sich. Auch bei den Fragen aus dem Publikum nach dem Vortrag hatte es
kaum rechtsnationalistische Töne gegeben, wie sie der AfD nicht nur von
der Antifa vorgehalten werden. Stattdessen gab es Fragen nach
Parallelwährungen oder Bankenabwicklungen, die Lucke für weitere
Ausführungen nutzte.
Am Abend bewegte sich der Professor dann weiter im akademischen Milieu.
Er besuchte ein Konzert der Freiburger Studenten-Orchesters im Audimax.
Sein Geige spielender Sohn Friedrich studiert seit zwei Semestern in
Freiburg VWL.