Besetzte Schule in Kreuzberg: Bewohner sollen für Sicherheit sorgen

Erstveröffentlicht: 
22.01.2014

BerlinMüll flog aus den Fenstern, Polizei und Feuerwehr mussten mehrfach bei Gewaltattacken eingreifen: Die von Flüchtlingen besetzte Schule in Kreuzberg gilt als fast gescheitertes Projekt. Jetzt wollen Bezirk und Bewohner stärker durchgreifen.

 

Die unhaltbaren hygienischen und sozialen Zustände in der von Flüchtlingen besetzten Kreuzberger Schule sollen verbessert werden. Nach monatelangen Gesprächen einigten sich jetzt Bezirk und Bewohner darauf, selbst für mehr Sicherheit und Sauberkeit zu sorgen. „Gestern Abend wurde auf einer Versammlung ein Kernteam aus sieben Bewohnern für die Sicherheit gebildet“, sagte Baustadtrat Hans Panhoff (Grüne) am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa. Dazu gehöre auch, das Entsorgen von Müll aus den Fenstern zu stoppen.

 

Rund 100 Flüchtlinge hatten im Dezember 2013 die leerstehende Gerhart-Hauptmann-Schule besetzt, um dort zu schlafen und so der Kälte in den Zelten auf dem Oranienplatz zu entfliehen. Der Bezirk duldete ihren Aufenthalt dort. Das Gebäude ist allerdings nicht geeignet für den Aufenthalt so vieler Leute. Es gibt zwar eine Heizung, aber kaum Duschen. Inzwischen leben auch Obdachlose und Roma-Familien dort. Panhoff bezifferte die Zahl der Bewohner auf rund 200. Es wisse aber niemand genau, wer dort lebe, da die Bewohner ihre Daten verweigerten.

Überdachte Schutzgerüste

Der Stadtrat bestätigte, dass die Mitarbeiter eines Suchthilfe-Vereins in dem Schulgebäude Schutzgerüste vor ihre Eingängen gebaut hätten, um durch herabgeworfene Gegenstände nicht verletzt zu werden. Darüber hatte die „Berliner Morgenpost“ (Mittwoch) berichtet. Die Geschäftsführerin des Vereins „Fixpunkt“, Astrid Leicht, beklagte, dass der Bezirk bisher zu wenig eingegriffen habe, um das Müllproblem, aber auch soziale Probleme zu lösen.

 

„Erst flogen alte Socken und Windeln aus den Fenstern, dann auch Möbelstücke, Matratzen und Sperrholz“, sagte Leicht der dpa. Mehrfach seien Mitarbeiter des Vereins nur knapp verfehlt worden. Da der Bezirk nicht auf Bitten reagiert habe, die Missstände abzustellen, sei der Verein selbst tätig geworden und habe an drei Eingängen die überdachten Schutzgerüste gebaut.

 

Panhoff räumte ein, dass der Bezirk das Müllproblem lange nicht in den Griff bekommen habe. Jetzt sei der Hof aber aufgeräumt und Container und Mülltonnen geleert worden. Zu den Aufgaben des „social security team“ solle gehören, künftig für eine regelmäßige Müllbeseitigung in den Tonnen zu sorgen.

Laufenden Zuzug stoppen

Das Bewohnerteam solle im Tandem mit einem privaten Sicherheitsdienst arbeiten, den der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg bezahle, sagte Baustadtrat Panhoff. Die genauen Aufgaben sollen am Wochenende noch ausgearbeitet werden. Das Ziel sei, dass die Sicherheitsgruppe die Ein- und Ausgänge kontrolliere, um Fremden den Zugang zu verwehren und den laufenden Zuzug zu stoppen, sagte der Grüne.

 

Der Bezirk halte an seinem Plan fest, aus der ehemaligen Schule ein Projektehaus zu machen, betonte Panhoff. Zimmer für Zimmer in dem besetzten Gebäude solle leer werden, dann sollen interessierte Verbände und Vereine einziehen. Das setze aber voraus, für die derzeit dort lebenden unterschiedlichen Flüchtlingsgruppen und Roma-Familien geeignete Wohnungen und Unterkünfte zu finden. Das könne der Bezirk nicht allein leisten.

 

Der Kreuzberger CDU-Abgeordnete Kurt Wansner kritisierte, es sei nicht Aufgabe der Bewohner, für Sicherheit zu sorgen, sondern die des Bezirks. Panhoff sagte selbst, er wisse nicht, wer genau da wohne. Wie wolle er dann verlässlich mit Bewohnern zusammenarbeiten? (dpa)