Hoyerswerda: Prozess nach Naziangriff gegen Ronny und Monique

Hoyerswerda

Am 17. Oktober haben Nazis in Hoyerswerda Ronny und Monique in ihrem Wohnhaus angegriffen, die Polizei schaute zu und wollte die beiden nicht schützen - sie mussten daraufhin die Stadt verlassen. Für den Oberbürgermeister der Stadt war der Angriff in erster Linie ein Imageproblem. In der kommenden Woche findet der Prozess gegen die Täter am Amtsgericht Hoyerswerda statt. AntifaschistInnen aus der Region wollen den Prozess begleiten.

 

Ronny und Monique lebten bis vor einigen Monaten im sächsischen Hoyerswerda. Beide kratzen regelmäßig rechte Sticker von Laternen und Fassaden. Deshalb wurden sie am 17. Oktober 2012 von 15 Nazis in ihrem Wohnhaus überfallen. Einige der Angreifer warteten vor dem Haus und riefen Naziparolen, andere terrorisierten die beiden direkt im Hausflur vor ihrer Wohnung. Die Nazis stellten ihnen den Strom ab und verklebten den Türspion. Danach versuchten sie, die Wohnungstür aufzubrechen und brüllten Gewalt- und Morddrohungen durch den Hausflur. Selbst als die herbeigerufene Polizei endlich eintraf, änderte sich zunächst nichts an der bedrohlichen Lage – die Beamten beobachteten lediglich die Situation, unterhielten sich mit den Nazis, mahnten zur Ruhe, eine Polizistin duzte einige der Angreifer. So konnten die Nazis das Wohnhaus der beiden Angegriffenen vor den Augen der Polizei noch weitere zwei Stunden belagern. Erst als die Angreifer von sich aus zu einer nahe gelegenen Tankstelle weiterzogen, nahmen die inzwischen mit Verstärkung anwesenden PolizistInnen Personalien auf – einige der Täter hatten die Gruppe zu diesem Zeitpunkt bereits verlassen.

Nach dem Überfall flüchtete das Paar aus Hoyerswerda, denn die Polizei sah nicht vor, die Beiden zu schützen. "Es ist einfacher, zwei Personen von einem Ort zu einem anderen sicheren Ort zu verbringen, als 30 Personen beispielsweise zu bewachen oder permanent fünf Funkstreifenwagen vor eine Haustür zu stellen", so Thomas Knaup von der Polizeidirektion Oberlausitz-Niederschlesien gegenüber dem MDR. "Die Polizei hat darauf gedrängt, dass wir weggebracht werden, dass hier Ruhe reinkommt, so waren die Worte", berichtete Ronny zur Reaktion der Beamten. Monique ergänzte: "Wir wurden einfach weggeschickt, das Problem einfach weggeschoben". Die Lausitzer Rundschau fragte den Oberbürgermeister der Stadt Hoyerswerda zum Jahresende 2012: "Was war der Fehlgriff des Jahres/die Enttäuschung des Jahres?" "Die größte Enttäuschung war die wieder nur negative Berichterstattung über Hoyerswerda als Folge der Vorkommnisse am 17. Oktober 2012", lautete die Antwort des Oberbürgermeisters – für ihn war der Angriff auf das Paar lediglich ein Imageproblem.

Trotz allem haben Ronny und Monique die Nazis angezeigt, von denen sie bedroht, angegriffen und aus der Stadt vertrieben wurden. Am 14. Januar beginnt der Prozess gegen acht Beschuldigte am Amtsgericht Hoyerswerda. Im Gerichtssaal wird das Paar einigen der Angreifer erneut gegenübertreten müssen. Die Initiative "Pogrom 91" und andere AntifaschistInnen aus der Region wollen sie dabei unterstützen. Jeder Sitzplatz im Gerichtssaal, der von einem solidarischen Unterstützer oder einer solidarischen Unterstützerin eingenommen wird, kann nicht von Nazis besetzt werden. Nachdem sich die Polizei und die Stadtspitze gleichgültig gegenüber den Betroffenen verhalten haben und ausschließlich um ihr eigenes Image bemüht waren, möchten wir dem Gericht zeigen, dass wir nicht wegschauen und den Verlauf des Prozesses genau beobachten werden.

Kommt am 14. Januar nach Hoyerswerda!
Solidarität mit allen Betroffenen rechter Gewalt!
Prozessbeginn: 10 Uhr, Amtsgericht Hoyerswerda, Pforzheimer Platz 2, 02977 Hoyerswerda.
Bitte seid rechtzeitig vor Prozessbeginn vor Ort.

Einen Mobiflyer zum Ausdrucken und Verteilen findet ihr über diesen Link: pogrom91.tumblr.com.