Brandanschlag in Wehr: Wohnt der Täter im Haus?

Das Wohnheim an der Georg-Kerner-Straße in Wehr
Erstveröffentlicht: 
31.10.2013

Asylbewerber- und Obdachlosenheim

Der Brandanschlag auf das Asylbewerber- und Obdachlosenheim in Wehr ist womöglich aufgeklärt: Die Ermittler gaben bekannt, dass sie einen Bewohner verdächtigen, das Feuer gelegt zu haben.

 

Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei in Waldshut-Tiengen zögen "nach den bisherigen Ermittlungen auch eine Brandlegung durch einen der Bewohner der Unterkunft ernsthaft in Betracht", so der leitende Oberstaatsanwalt Gerhard Wehmeier in einer Mitteilung vom Donnerstag. Grund ist, dass die Ermittler die Aussage eines Hausbewohners widerlegt haben.

Der Bewohner hatte ausgesagt, dass er drei Personen ungefähr zehn bis 15 Minuten vor dem Brandalarm beim Betreten des Wohnheims gesehen habe. Das kann nicht sein, sagen die Ermittler. "Eine sorgfältig vorgenommene Rekonstruktion hat nämlich eindeutig ergeben, dass der Hausbewohner die Beobachtung unter den von ihm angegebenen Umständen nicht gemacht haben konnte", heißt es in der Mitteilung.

Am frühen Morgen des Samstags, 19. Oktober, hatten Unbekannte in dem Haus an der Georg-Kerner-Straße Benzin oder einen anderen Kraftstoff auf den unteren Stufen einer Holztreppe im Erdgeschoss verschüttet, Zeitschriften darauf verteilt und angezündet. Gegen 3.15 Uhr löste ein Rauchmelder Alarm aus. Hausbewohner entdeckten die Flammen und traten sie aus. Keiner wurde verletzt, der Schaden beträgt rund 500 Euro.

Rechtsradikaler Anschlag noch nicht ausgeschlossen

Trotz der neuen Erkenntnisse schließen die Ermittler nach wie vor die Möglichkeit nicht aus, dass Rechtsradikale den Anschlag aus fremdenfeindlicher Motivation heraus begangen haben. "Allerdings ist die zunächst als deutlicher Hinweis hierauf bewertete Aussage des Hausbewohners in sich zusammengefallen", betont Wehmeier.

Die Ermittlungen, in die insbesondere auch umfangreiche kriminaltechnische Untersuchungen einbezogen seien, seien noch nicht abgeschlossen. Sie würden insbesondere im Hinblick auf den möglichen rechtsradikalen Hintergrund der Tat auch weiterhin mit besonderem Nachdruck geführt. "Einzelheiten zum Ermittlungsstand können derzeit aus ermittlungstaktischen Gründen nicht bekannt gegeben werden", heißt es weiter.

Äußerst gefährlicher Anschlag

Klar ist auch, dass der Anschlag trotz des letztlich nur geringen Schadens äußerst gefährlich war. Wehmeier: "Zum Tatzeitpunkt hielten sich neun Personen in dem Gebäude auf, das aber in großen Teilen leer steht und überhaupt nur mit zehn Personen belegt ist." Bis die Ermittlungen abgeschlossen sind, wird es nach Auskunft der Staatsanwaltschaft voraussichtlich noch einige Zeit dauern.

Der Brand hatte in Wehr für Aufsehen gesorgt. Vergangene Woche hatten gut zwei Dutzend Antifaschisten "Gegen Deutschland und seine Nazis" demonstriert. "Refugees Welcome" (Flüchtlinge willkommen) stand auf den Transparenten der Demonstranten, die ihre Aktion nicht angemeldet hatten.