Geständnisse nach Pizzeria-Brand

Kurz nach dem Feuer in der damaligen Pizzeria war die zerstörte  Front mit Brettern gesichert worden. Foto: Marcus Simaiti
Erstveröffentlicht: 
10.09.2013

Bochum. Vor dem Landgericht hat der Prozess um eine schwere Brandstiftung in einer Pizzeria in Bochum-Langendreer begonnen. Drei der fünf Angeklagten sind geständig, der Ex-Betreiber des Imbisses hingegen nicht. Ihm wird vorgeworfen, den Brand initiiert zu haben, um die Versicherung zu betrügen.

 

„Ich dachte nicht, dass das so einen Knall gibt“, sagte am Dienstag ein 21-jähriger Angeklagter vor dem Bochumer Landgericht und legte damit gleichzeitig ein Geständnis ab. Laut Anklage ist er der Mann, der in der Nacht vom 24. auf den 25. Oktober 2011 eine kleine Pizzeria mit Lieferservice mitten in Langendreer abgebrannt hatte, indem er im Laden Benzin ausgoss. „Buff! hat das gemacht“, sagte er zum Prozessauftakt. „Da habe ich Angst bekommen und bin rausgeklettert.“ Die Feuerwehr löschte das Feuer. Verletzt wurde niemand. Aber der Steh-Imbiss - direkt neben einem Wohnhaus - war enorm beschädigt.

Der Fall damals hatte zu vielen Mutmaßungen und Verdächtigungen geführt. Auch an einen rechtsextremen beziehungsweise ausländerfeindlichen Brandanschlag war gedacht worden; der Betreiber, ein Deutscher, stammt aus dem Iran. Fünf Personen aus dem rechten Spektrum waren noch in der Tatnacht mit ins Polizeipräsidium genommen worden, konnten aber schnell wieder gehen.

Sicher war damals nur, dass jemand in der Pizzeria Benzin aus einem Kanister verschüttet und angezündet hatte, so dass es zu einer gewaltigen Verpuffung kam. Die Druckwelle war so stark, dass die Frontscheibe geradezu weggesprengt wurde. Die Scherben und Splitter flogen auf geparkte Autos.

 


Aussage gegen Aussage

Nach längerer Zeit ergebnisloser Ermittlungen fiel der Verdacht dann überraschend auf den damaligen Pizzeria-Betreiber selbst. Der 35-jährige Bochumer sitzt nun ebenfalls auf der Anklagebank. Er soll um die Brandlegung selbst gebeten und dafür drei ebenfalls jetzt angeklagte Männer (21, 29, 34) aus Köln eingespannt haben, um es nicht selbst tun zu müssen. Der Anklage zufolge soll er damit die Versicherung zu betrügen versucht haben, indem er später 37.000 Euro Schadensersatz verlangt habe.

Die Versicherung zahlte keinen Cent. Stattdessen muss der ehemalige Pizzeria-Betreiber jetzt um seine Freiheit bangen. Er sagt jedoch, dass er mit dem Feuer nichts zu tun habe. Er habe keinen Auftrag erteilt und auch nicht dabei geholfen. So äußert sich auch seine Ehefrau (40), die ebenfalls angeklagt ist, weil sie mitgemischt haben soll.


Benzin an drei Stellen verschüttet

Der Prozess könnte lange dauern. Denn es steht Aussage gegen Aussage. Alle drei „Kölner“ Angeklagten sind geständig und belasten den Ex-Pizzeria-Betreiber. 500 Euro habe er einem von ihnen als Täterlohn bezahlt. Laut Anklage soll der 35-Jährige selbst dabei gewesen sein, als man an einer Tankstelle in Köln das Benzin im Kanister gekauft habe, um danach nach Bochum zu fahren. Die 3. Strafkammer hat sechs weitere Prozesstage bis 10. Oktober terminiert.

Der geständige 21-jährige Angeklagte sagte vor Gericht, dass er an drei verschiedenen Stellen in der Pizzeria Benzin verteilt habe: an den Pizza-Kartons, in der Küche und am Eingang. Dort habe er ein Streichholz entzündet. Laut Anklage sollen die Angeklagten das Feuer bereits für den 23. Oktober geplant haben. Nur weil an diesem Abend zufällig ein Polizeiauto vorbeigefahren sei, habe man die Sache um eine Nacht verschoben.

Bernd Kiesewetter