Energiekämpfekarawane in Karlsruhe am 14-8-2013

AKW/Kohle-Kraftwerk

Unter dem Motto: Energiewende sieht anders aus! Protestierten am Mittwoch, dem 14.08.2013 UmweltaktivistInnen in der Karlsruhe Innenstadt mit einem über 2m großen Atom/Kohle-Kraftwerk. Anlass war der Besuch einer Fahrradkarawane in Karlsruhe auf dem Weg zum Klimacamp im Rheinland Ende des Monats. Die Bewegung für eine ökologisch und sozial sinnvolle Energiewende hat sich vernetzt: Gegner*innen von Braun-/Kohle, Atom und Fracking haben sich zusammengeschlossen und fahren in 2 Farradkarawanen quer durch die Bundesrepublik zu den Klimacamps Ende August 2013.


Die Fahrradkarawane – Energiekämpfe in Bewegung – machte zunächst Halt an der neuen Kohledreckschleuder Rheinhafendampfkraftwerk RDK 8, wo eine kurze Kundgebung stattfand. Harry Block (BUND) forderte zunächst die sofortige Abschaltung des Rheinhafendampfkraftwerks RDK 7. Er wies darauf hin, dass Karlsruhe zwar einen Umweltpreis für die Einsparung von 5000 t CO2 jährlich bekommen habe. Mit Inbetriebnahme des neuen Kohlekraftwerks RDK 8 ist jedoch ein CO2 Ausstoß von 6 Millionen t(!) jährlich, also mehr als das Tausendfache, zu erwarten. Ein Stück aus dem Tollhaus. 


Für die Luft der Region Karlsruhe verheißt dies nichts Gutes. Schon bei den ersten Probebetrieben versanken die umliegenden Karlsruher Stadtteile je nach Wetterlage im Nebel, da der Kühlturm des neuen Kraftwerks nur ca. 60 m hoch ist. 


Redner wiesen daraufhin, dass die Kohle für das neue Kraftwerk unter unsozialen Arbeitsbedingungen und hoher Umweltbelas­tung gewonnen wird. So wie nahezu alle größeren Stromversorger, kauft auch die Energieversorgung Baden-Württemberg (EnBW) zunehmend Steinkohle aus Kolumbien. Dreißig Prozent ihres Verbrauchs deckt die EnBW mittlerweile mit Kohle aus Kolumbien.  


Der Geschäftspartner der EnBW, der US-Kohlekonzern Drummond, soll jah­relang paramilitärische Einheiten in Kolumbien finanziert haben, die nicht nur die Kohleminen der Fa. Drummond schützen sollten, sondern auch Hunderte von Morden begangen und Tausende von Menschen ver­trieben haben, lautete die Anklage einer kolumbianischen Umwelt- und Menschenrechtsaktivistin auf der diesjährigen EnBW Hauptver­sammlung am 25.4.2013 in Karlsru­he.


"Um neue Gebiete des Übertage­baus zu erschließen, wurden in Kolumbien in den vergangen Jahren mehrere tausend Menschen umgesiedelt - so­wohl freiwillig als auch unter Zwang. Pa­ramilitärs schüchtern die Bevölke­rung ein. Entführungen und ge­zielte Morde sind häufig eingesetzte Mittel, um Gegner des ungezügelten Koh­leabbaus auszuschalten.“

Rund um die Minen des US-Unter­nehmens Drummond und der Schwei­zer Firma Glencore in Calenturitas und La Loma können Bauern ihr Vieh nicht mehr an das verschmutzte Was­ser führen. Der Kohlestaub er­stickt die Ernten, Flüsse versiegen. Atembe­schwerden und Lungenerkrankun­gen häufen sich.  

 

In Kolumbien haben illegale, aber oft vom Staat geduldete Paramilitärs in den letzten Jahrzehnten tausende Morde an Gewerkschaftern und Bauern began­gen, auch im Bergbaubereich. 41 Gewerkschafter starben 2010, berichten Menschenrechtsbeobachter, mehr als drei Millionen Menschen wurden in den letzten Jahrzehnten von ihrem Land vertrieben, auf dem jetzt Ölpalmen für Biosprit angebaut werden – oder eine Eisenbahnlinie für den Kohletransport gebaut wurde.

 

 X    Vom Rheinhafendampfkraftwerk fuhr die Fahrradkarawane dann zum Ludwigsplatz in der Karlsruher Innenstadt, wo eine weitere Kundgebung stattfand. Dort war neben Informationstafeln ein 2 m großes Atom/Kohle-Kraftwerk aufgebaut, um darauf hinzuweisen, dass die Energiewende anders aussehen muss.

Rednerinnen wiesen darauf hin, dass es auch in Karlsruhe noch viel zu tun gibt:
-   Luftverschmutzung durch das neue (und alte) Kohlekraftwerk RDK 7 und RDK 8
-   Atommülllagerung, Rückbau und atomare Altlasten aus dem ehemaligen
Kernforschungszentrum -  jetzt KIT Nord - und der ehemaligen
Wiederaufarbeitungsanlage WAK Karlsruhe
-   Forschung an den Atomreaktoren der 4 Generation und Herstellung von Plutoniumhaltigen Brennstäben im Maßstab eins zu 10 im Institut für Trans­urane (ITU) im KIT, das eine Genehmigung für die gleichzeitige Handhabung von 200 (!) kg reines Plutonium besitzt
-   und außerdem gibt es die Zentrale der EnBW als (Mit-)Verantwortliche für die verfehlte Energiepolitik.
 

 

Mit jedem Tag längerer Laufzeit werden die Atom-Reaktoren in der BRD und anderswo noch unsicherer. Schon heute wäre keiner dieser Reaktoren mehr ge­nehmigungsfähig! Und wer glaubt, dass bei einem Störfall gleich abge­schaltet wird, hat sich ge­täuscht - ein Tag Abschal­tung kostet ca 1 Million € Gewinn. Abschaltung heißt idR mehrere Millionen Ausfall, das sieht kein Chef gern. Während munter weiter Atommüll produziert wird, gibt es welt­weit immer noch kein einziges Endlager für atomaren Müll.


Inzwischen wird mit Steuergeldern bei Karlsruhe im Institut für Trans­urane (ITU) für die nächste Reak­tor-Ge­neration geforscht und für den Bau von Atomkraft­werken im Ausland gebürgt. 

 

Während hier angeblich der Atomausstieg beschlossen ist, fördert die Bundesregierung in anderen Ländern wie z.B. Brasilien und Indien, den Bau von Atomkraftwerken im Ausland. Man halte an der bis­herigen Förderpraxis fest, heißt es nach SPIEGEL-Informationen in einem Schreiben von Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP), weil die Energie-wende nur "die nukleare Stromerzeugung im Inland betrifft". In Jaitapur, südlich von Mumbai an der Westküste Indiens, plant der Atomkonzern Areva das größte Atomkraftwerk der Welt - sechs Reaktoren mit einer Ge­samtleistung von 9.900 Megawatt - in einem Erdbebengebiet (!). Die Bundesregierung soll den Bau des Atomkrafts in Indien mit Hermesbürgschaften unterstützen. Die Bundesregierung fördert den Bau von Atomkraftwerken im Ausland.


Als angebliche „Alternative“ planen Energieaktiengesellschaften un­sinnige Großprojekte, wie Offshore Windanlagen oder desertec in der Wüste mit den ebenso unsin­nigen Stromverteilungsstrukturen – Überlandleitungen quer durch die Repu­blik, oder die Flu­tung ganzer Gebirgstäler als Energiespeicher, anstatt end­lich ein Netz geo­graphisch angepasster dezentraler ökolo­gisch und nachhalti­ger Energieversorgungssysteme aufzubauen. Es geht um globale Klimagerechtigkeit. Wir brauchen so wenig Energie wie möglich und nur soviel wie nötig – weltweit.


Dies geht nur mit regenerativen Energiequellen, wenn wir die Erde nicht zerstören wollen! Wir wollen eine nachhaltige, dezentrale und bür­gernahe Energieversorgung ohne Atomstrom.


Energie darf keine Ware sein von der aus Profitgrün­den möglichst viel ver­kauft werden muss. Energiebe­reitstellung ist eine soziale Dienstleis­tung für alle die nicht der Profitmaximierung unterworfen sein darf.

Atomausstieg sofort! - Energiewende jetzt! forderten die Aktivinnen.

Die Fahrradkarawane fährt dann am Donnerstag, den 15.8. weiter über das ehemalige Kernforschungszentrum - jetzt KIT Nord - und das AKW Philippsburg ins Rheinland.

Wer eine Etappe mit radeln will ist gerne willkommen erklärten die AktivistInnen.

Treffpunkt Donnerstag 15.8. um 10.00 Uhr vor dem Finanzamt am Karlsruher Schloss.

Kontakt: anti-akw@aki-karlsruhe.de,  strahlentherapie@riseup.net,

Aswus - Atomanlagen stilllegen weltweit und sofort
AK Energiewende Karlsruhe

 Aktuelle Informationen sowie mehr zu Hintergründen und der Route findet ihr unter:
         http://reclaimpowertour.org/