Tahrir Platz: Besetzt - Geräumt - Besetzt / Heute Angriff im Morgengrauen

Tahrir Square

Nachdem am Mittwoch die Bullen massiv gegen Aktivisten am Tahrir Platz vorgegangen waren, die erneut Zelte auf dem Platz aufgebaut hatten und mit Barrikaden und brennnenden Autoreifen die Zufahrtsstrassen zum Platz gesperrt hatten, wurde der Platz trotz der über 50 Festnahmen am Nachmittag erneut besetzt.

 

Heute nun tauchte im Morgengrauen eine grosse Gruppe von um die hundert Männern in Zivil auf Motorrädern und Pick Ups am Platz auf und überfielen die Aktivisten. Die Angreifer, die teilweise mit Messern und Schrotgewehren bewaffnet waren, räumten die neu errichteten Barrikaden beiseite und zündeten mehrere Zelte an.  Zwei Aktivisten wurden bei dem Überfall so schwer verletzt, dass sie ins Krankenhaus gebracht werden mussten.
 
Gestern gab es einen erneuten Versuch, die Internetverbindungen nach Ägypten lahm zu legen. Marineeinheiten nahmen drei Taucher bei dem Versuch in Gewahrsam, eines der zentralen Kabel im Mittelmeer zu sabotieren. Dies ist bereits der dritte Versuch innerhalb weniger Tage, die Internetverbindungen nach Ägypten zu kappen.
Nach einem erfolgreichen Sabotageversuch am letzten Freitag war die Geschwindigkeit der Verbindungen vorübergehend wesentlich verlangsamt, auch gestern und heute berichten Medeinaktivisten von einem sehr langsam arbeitenden Netz.
Die Sabotageaktionen stehen möglicherweise im Zusammenhang mit dem Bemühen der Islamisten, unabhängige Medienarbeit in Netzwerken und bei staatlichen und privaten Rundfunk-und-Fernehsendern zu erschweren.
Am Mittwoch hatten hunderte Beschäftigte des staatlichen Fernsehens und des Rundfunks an der Corniche die Strasse blockiert, weil staatliche Gelder durch die Islamisten blockiert werden und Gehaltszahlungen ausstehen. Gleichzeitig haben radikale Islamisten und Mitglieder der jugend der Moslembrüder zur Blockade des Medienviertel aufgerufen, um Druck auf "unabhängige" Berichterstatter auszuüben.
 
Auch das Demonstrationsrecht ist im Visier der Islamisten. Ein Gesetzesentwurf sieht vor, dass zukünftig Demonstrationen mindestens drei Tage vorher angemeldet werden müssen, auch dürften keine Demos mehr in der Nähe von öffentlichen Gebäuden stattfinden. Bei Verstössen sind automatisch Gefängnisstrafen und hohe Geldzahlungen vorgesehen.
Alaa Abdel Fatah und 12 andere Aktivisten wurden unterdessen für heute erneut zur Staatsanwaltschaft vorgeladen.
Diesmal geht es um den Angriff auf das HQ des früheren Mubarak-Vertrauten und Präsidentschaftskandidaten Shafiq im Mai 2012.