Wie einem Artikel der Thüringer Landeszeitung zu entnehmen ist, sucht die Oberbürgermeisterin Katja Wolf (Partei die Linke) einen Kompromiss mit den männerbündischen Nazis der Deutschen Burschenschaft. Sie verwies in ihrer Begründung auf den "Burgfrieden" der innerhalb der DB herrsche. Liest die Gute denn keine Zeitung? Wurden nicht vor anderthalb Jahren zwei Neonazis tot in deren Wohnwagen in Eisenach gefunden nachdem sie 13 Jahre, unter beobachtung des VS, morden konnten? Hatten die Nazis nicht gute Kontakte zum örtlichen NPD-Kader Patrick Wieschke? Eisenach, eine Stadt als Nazitreffpunkt...
Nach der Spaltung der Deutschen Burschenschaft im November letzten jahres war es amtlich: Die DB sollte kein Scharnier zwischen konservativer und extremer Rechter mehr sein. Was vom Bündnis gegen den Burschentag in Eisenach und diversen anderen Akteur_innen und Kritiker_innen stets hoch gehalten wurde, kann nun also verworfen werden. Es sind kaum noch konservative Bünde in der DB vertreten. Selbst einige, die bereits dem Neonazistischen Spektrum zuzuordnen sind, verlassen das sinkende Schiff: Sie sind besorgt um ihren Ruf als akademische Elite. Nun hat sich die Burschenschaftliche Gemeinschaft durchgesetzt und was macht die Wartburg-Stadt, die Wiege der burschenschaftlichen Bewegung und der stolzen völkischen Nation Deutschland? Sie lädt, konsequent wie der deutsche Nationalismus nunmal ist, die "Speerspitze des Antifeminismus" und des akademischen Faschismus ein, erneut in den Gasthöfen zu residieren, in den Kneipen zu saufen, den Hitlergruß zu zeigen, alle drei Strophen des Deutschlandliedes zu singen und mit Patrick Wieschke und den anderen wohlbekannten Neonazis in trauter und bierseeliger Männlichkeit zu entspannen.
Darf man von einer Oberbürgermeisterin der Linkspartei anderes erwarten? Ja man muss! Will sie als Linke ernst genommen werden, muss sie ihren Lippenbekenntnissen Taten folgen lassen. Es bleibt vorerst ein Rätsel, warum eine Oberbürgermeisterin den Ruf der Stadt Eisenach derart leichtsinnig aufs Spiel setzt und warum sie obendrein auch noch den Ruf der Linkspartei nachhaltig schadet. Denn solange sie sich nicht öffentlich dafür rechtfertigt, dass sie Nazis in der Stadt hofiert, kann man nur spekulieren. Aber der Schaden ist sicherlich schon angerichtet. Es geht nun nicht mehr nur um den Burgfrieden innerhalb der DB, es geht ab jetzt um die akzeptanz akademischer Neonazis als wirtschaftlicher und ideologischer Faktor in der Deutschen Provinz!