* Gericht entscheidet gegen Bewohner der dänischen Freistadt.
* Regierung will Kommune abreißen.
Kopenhagen. (rs) Christiania, das ist schon seit vielen Jahren eine der Haupt-Touristenattraktion in Kopenhagen. Christiania ist aber auch der Kristallisationspunkt für das linksautonome Hippie-Europa und einer der wesentlichen Umschlagplätze für weiche Drogen in der dänischen Hauptstadt.
In absehbarer Zeit wird die seit den 70er Jahren bestehende Freistadt aber wohl nichts mehr von all dem sein. Denn jetzt hat ein Gericht in dem seit 38 Jahren schwelenden Streit um die Nutzungsrechte an dem ehemaligen Marinestützpunkt zugunsten des Staates und gegen die 900 Bewohner entschieden.
Die Christianiter, wie sich die Bewohner des sozialen Experiments selbst nennen, waren 2006 vor Gericht gezogen, um ihr Gewohnheitsrecht an dem seit 1971 von ihnen besetzten Gelände durchzusetzen. Sie hatten damit auf die Pläne der liberal-konservativen Regierung unter dem damaligen Premier Anders Fogh Rasmussen reagiert, die vorsahen, auf zwei Dritteln des Areals neue Mietshäuser zu bauen. Die pittoresken Cafés und Geschäfte der basisdemokratisch verwalteten Kommune hätten dafür freilich abgerissen werden müssen. Als Ausgleich hatte die Regierung den Christianitern subventionierte Wohnungen in den Neubauten angeboten.
Für die Freistadt-Bewohner ist aber trotz des nun erfolgten Urteils das letzte Wort noch nicht gesprochen. "Wir gehen zum obersten Gerichtshof", kündigte Knud Foldschack, Anwalt der Christianiter, am Dienstag an. Die liberal-konservative Regierung, der Christiana schon seit Jahren ein Dorn im Auge ist, warnte allerdings vor solch einem Schritt: Für den Fall, dass die Christianiter erneut vor Gericht zögen, würden alle bisherigen Zugeständnisse wie etwa die subventionierten Wohnungen obsolet.
Doch egal, wie die Letztinstanz auch entscheiden mag, einfach abreißen lassen wird die Regierung Christiania wohl nicht. Denn schon als die Polizei im Februar 2007 ein der linken Szene zugerechnetes Gebäude räumen ließ, war es über Wochen immer wieder zu heftigen Straßenschlachten gekommen.