Stellungnahme des UStA der PH Freiburg zur Beteiligung eines Lehrers am Anschlag auf die Gartenstraße 19 am 27. Oktober 2012

G19

Recherchen der Autonomen Antifa Freiburg[1] haben ergeben, dass ein Lehrer am 27. Oktober 2012 am Nazi-Brandanschlag auf die Gartenstraße 19 (G19) beteiligt war. Dabei wurden mehrere Scheiben eingeschlagen und ein Feuer im inneren des besetzten Häuschens gelegt, mit dem Ziel dieses niederzubrennen. Die aus fünf Männern bestehende Gruppe hat dafür in der G19 die beiden Flammen eines Gaskochers entzündet, einen Stuhl daraufgestellt und die Gasschläuche angeschnitten. Wäre das Feuer nicht frühzeitig bemerkt und gelöscht worden, hätte es sehr wahrscheinlich zur Explosion der beiden Gasflaschen kommen können. Ein Feuer in der G19 hätte leicht auf das angrenzende Wohnhaus übergreifen können, noch gravierender wären womöglich die Folgen einer Explosion gewesen.

 

Der UStA der PH Freiburg verurteilt den Nazi-Brandanschlag auf die Gartenstraße 19 auf das Schärfste. Unsere Solidarität gilt den von Nazigewalt betroffenen Nutzer_innen der G19. Es macht uns fassungslos, dass dieser Nazianschlag mitten in der Freiburger Innenstadt von Seiten der Stadt Freiburg und den Medien totgeschwiegen wird und es macht uns sprachlos, dass einer der Täter Lehrer ist.


 Dass die Freiburger Polizei nur von einer „Sachbeschädigung mit ganz geringem Schaden“[2] spricht und den Brandanschlag durch Nazis herunterspielt, verwundert nach dem Skandal um den NSU nicht weiter. Dass aber selbst die Badische Zeitung (BZ) - obwohl im Nachbarhaus Redakteur_innen der BZ leben[3] - und andere Akteur_innen der Stadt zu diesem Anschlag schweigen ist erschreckend. Selbst die Stuttgarter Zeitung hat inzwischen ausführlich über den Brandanschlag berichtet[4]. Es spricht viel dafür, dass die fünf Nazis bei ihrem Anschlag Verletzte und Tote billigend in Kauf genommen hätten. Erschreckenderweise ist dies nicht der erste Anschlag auf die G19. Bereits am Wochenende auf den 1. April diesen Jahres wurden die Fensterscheiben der G19 eingeworfen und Aufkleber mit rechtsradikalem Inhalt am Haus und im ganzen Stadtviertel angebracht[5].


 Bereits vor der Tat wurde der Lehrer „Niki“ W. in Begleitung von vier weiteren Personen grölend und Hitlergrüße zeigend in der Freiburger Innenstadt gesehen. Lautstark unterhielten sie sich dort auch über mögliche Anschlagziele, genannt wurden die KTS und die G19. Später sollen sie sich zudem mit ihrer Tat gebrüstet haben. W. ist Jugendfußballtrainer im Sportverein Ebnet 1933 e.V. und seit Ende 2010 Lehrer an der Hans-Thoma-Schule - Grund- und Werkrealschule - in Waldshut-Tiengen und trägt dort als Klassenlehrer die Verantwortung für eine eigene Klasse. Da er in Waldshut-Tiengen als Lehrer tätig ist und in Stegen wohnt ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er sein Studium an der Pädagogischen Hochschule Freiburg absolviert hat.


 Ein Nazi-Brandanschlag unter Beteiligung eines Lehrers erfordert Konsequenzen für die Lehrer_innenbildung. Als ein Schlüssel für eine diskriminierungs- und rassismusfreie Gesellschaft gilt gemeinhin 'Bildung und Erziehung': dass dies nicht mehr als ein Lippenbekenntnis zu sein scheint, macht der oben geschilderte Fall, aber auch ein Blick in die Studieninhalte der Lehrer_innenbildung deutlich. Der UStA der PH Freiburg fordert als erste Konsequenz die sofortige Freistellung des am Nazi-Brandanschlag beteiligten Lehrers vom Schuldienst. Und als zweite Konsequenz eine feste Verankerung von Aspekten antidiskriminierender und antirassistischer Pädagogik (Menschenrechtspädagogik, antirassistische Pädagogik, reflektierte interkulturelle Pädagogik, Diversity-Pädagogik und auf den Nationalsozialismus und Holocaust bezogene historisch-politische Bildung) in die Lehrer_innenbildung.


 Ob in der Schule, in Freiburg oder anderswo: Kein Fußbreit dem Faschismus!