[Regensburg] Ein entwendeter Gedenkkranz für NS-Zwangsarbeit

Gedenkkranz der Stadt auf Schottenheimers Grab

In Regensburg befand sich Anfang November 2012 auf dem Grab vom ehemaligen Bürgermeister (1933 - 1945) und SS-Mitglied Otto Schottenheim ein städtischer Gedenkkranz. Anonyme Antifaschist_innen entwendeten diesen und legten ihm am Denkmal für sowjetische Kriegsgefangene die in Regensburg Zwangsarbeit ableisten mussten ab.

 

Wie durch ein regionales Onlinemedium in Regensburg bekannt wurde, befand sich Anfang November 2012 auf dem Grab vom ehemaligen Bürgermeister (1933 - 1945) und SS-Mitglied Otto Schottenheim ein städtischer Gedenkkranz. Laut dem Artikel auch nicht zum ersten Mal: „An Allerheiligen liegt fast jedes Jahr ein städtischer Kranz auf Schottenheims Grab.“

 

Eine Sprecherin der Stadt Regensburg lies allerdings verlauten: „Das Grab von Otto Schottenheim ist kein Ehrengrab und seine Name ist für Kranzniederlegungen nicht geführt“, denn eigentlich war der Kranz wohl für einen anderen Toten gedacht, den ehemaligen Oberbürgermeister und Sozialdemokraten Rudolf Schlichtinger. Ob von dort der Kranz gestohlen worden ist oder die Stadt eine Ausrede suchte, da Schottenheim sich in der Stadt immer noch größer Beliebtheit und um ihn Legenden und Gerüchte ranken (kampflose Übergabe der Stadt an die Allierten, Soziale Heimsiedlung), bleibt ein Geheimnis.

 

Kein Geheimnis ist allerdings, das Schottenheim ein glühender Antisemit, Burschenschafter und überzeugter Nationalsozialist war, so engagierte er sich schon vor dem Machtantritt der NSDAP bei der Niederschlagung der Räterepublik in Bayern im Mai 1919 und war Mitglied im Bund Oberland (der Vorgängerorganisation der SA). Im April 1929 trat er der NSDAP und später der SS bei. Er war zusätzlich Mitglied in vielen anderen NS-Organisationen (z.B. dem SS nahen Verein Lebensborn). Neben vielen Ausschüssen gehörte er dem Beirat der Messerschmitt GmbH an.

 

Otto-Schottenheim

Schottenheim (links neben Adolf Hitler) beim vorstellen des Projekts "Schottenheimsiedlung"

 

Die Messerschmitt GmbH, die 1926 in Augsburg gegründet worden war und im Jahr 1937 ein weiteres Werk in Regensburg eröffneten, war 1943 das zweitgrößte Flugzeugwerk Europas. Um die hohe Produktion für die Wehrmacht leisten zu können, griff die Messerschmidt GmbH auf über zehntausende Zwangsarbeiter_innen zurück. Unter anderem bezogen sie diese aus dem KZ Flossenbürg und dem KZ Dachau.

 

Aufgrund dieser Tatsache, haben sich Erinnernden an die NS-Zwangsarbeit laut Pressemitteilung „gezwungen gefüllt diesen [Gedenkkranz auf dem Grab Schottenheimers] zu entwenden und ihn am Denkmal am Hohen Kreuz niederzulegen“. Den so weiter : „das Denkmal am Hohen Kreuz erinnert, an die sowjetischen Kriegsgefangenen die in Regensburg in der Zeit des Nationalsozialismus, brutaler Zwangsarbeit und tödlichen Lebensbedingungen ausgesetzt waren. Hierfür hatte die Stadt Regensburg an Allerheiligen keinen Gedenkkranz vorgesehen.“

 

Gedenkstein

Gedenkkranz vor dem Denkmal für die sowjetischen Zwangsarbeiter_innen

 

Desweiteren wurde von ihnen gefordert:

 

Für uns ist es ein Affront gegenüber den Opfern des Nationalsozialismus, dass auch nur eine Minute an ihn [Schottenheim] gedenkt wird.

 

Für uns gibt es kein Vergeben und kein Vergessen des Vernichtungswahn der Nazis und dessen Folgen!

 

Die Stadt fordern wir auf, endlich mit dem Gedenken an die Täter_innen des Holocaust und dazu gehören auch Wehrmachtsangehörige, Schluss zu machen! Dies könnte z.B. am kommenden Sonntag, dem Volkstrauertag geschehen.“                  

 

weitere Onlineartikel:

 

SS-Brigade Führer Schottenheim und die Rettung der Stadt

Ein Gedenkkranz für den Nazi-Bürgermeister

Schlichtinger statt Schottenheim

Eklat zum Volkstrauertag

Die Tageszeitung und der städtische Wanderkranz