Nazi-Terror und Geheimdienst-Skandal Eine vorläufige Bilanz ein Jahr nach Aufdeckung des NSU

Als am 4. November 2011 Schüsse in einem Wohnmobil in Eisenach fielen, ahnte wahrscheinlich niemand, dass damit der Weg einer rechten Terrorgruppe ein Ende nahm. Seitdem versuchen parlamentarische Untersuchungsausschüsse, Journalist*innen und Antifaschist*innen das Geschehene zu erfassen und aufzuklären. Fast wöchentlich werden neue Details über die Verstrickungen der Geheimdienste mit dem NSU und seinem Unterstützer*innen-Netzwerk sowie über die fragwürdigen Ermittlungspraktiken der Polizei bekannt. Das tatsächliche Ausmaß des Beziehungsgeflechtes zwischen Staat und Neonazis ist nach einem Jahr Auseinandersetzung um den NSU noch nicht abzusehen. Es wird gelogen, verschwiegen und vertuscht. Über Rassismus wird kaum gesprochen, stattdessen über weitere Kompetenzen für Sicherheitsbehörden.

 

Die Referentin Katharina König ist im Jena der 1990iger Jahre aufgewachsen. Sie kennt die späteren NSU-Täter*innen und deren Unterstützungsumfeld aus dieser Zeit. Katharina König engagierte sich damals im Jugendzentrum der Jungen Gemeinde Stadtmitte, wo sich links-alternative Jugendliche trafen, die den Übergriffen der Neonazis etwas entgegensetzen wollten. Seit 2009 sitzt sie als Abgeordnete für die Fraktion „Die Linke“ im Thüringer Landtag und ist Mitglied im dortigen Untersuchungsausschuss zum „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU). Seit mehreren Monaten versucht der Untersuchungsausschuss vor allem das Versagen der Zuständigen aufzuklären.

 

Katharina König wird über die 13 Jahre des „Nationalsozialistischen Untergrund“ und die politische Sozialisation der NSU-Täter*innen in der Thüringer Neonazi-Szene der 1990er Jahre sprechen. In ihrem Vortrag wird sie auch die bisherigen Ergebnisse der Aufklärung bilanzieren.

 

Im Anschluss daran wird die Demonstration „VS auflösen – Rassismus bekämpfen“ am 10. November 2012 in Köln vorgestellt. Ein Bündnis linker Gruppen wird ein Jahr nach der Aufdeckung des NSU vor das Bundesamt für Verfassungsschutz in Köln-Chorweiler ziehen und dort die sofortige Auflösung der Geheimdienste fordern. Köln ist nicht nur Sitz des Verfassungsschutzes und des Militärischen Abschirmdienstes, sondern auch Tatort zweier Bombenanschläge der Rechtsterrorist*innen.

 

Montag, 29.10.2012
20.00 Uhr || Club Courage
Friedensstraße 42 || Münster


Eintritt frei. Mitglieder der rechten Szene sind von der Teilnahme an der Veranstaltung ausgeschlossen.