Einige Mieter wollen Häuserblocks im Klinikviertel erhalten / Bauverein Breisgau verweist auf "sozialverträgliche Lösungen"
Aus Protest gegen Pläne des Bauvereins Breisgau im Klinikviertel hat sich eine Mieterinitiative gegründet. Die Baugenossenschaft will das Karree zwischen Lutherkirche und Uniklinik-Haupteingang neu bebauen und dafür Gebäude mit 230 Wohnungen abreißen. "Wir wollen den günstigen Wohnraum und das lebenswerte Umfeld erhalten" , sagt Mietervertreter und Initiativen-Sprecher Norbert Armbruster. "Die Häuser sind nicht baufällig." Bislang hat die Initiative nach eigenen Angaben 33 Mitglieder.
"Unicarré" hat der Bauverein sein Neubauprojekt genannt und in zwei Bauabschnitte unterteilt. Die Wohnungen im ersten Abschnitt an der Robert-Koch-Straße sollen bis Ende 2013 geräumt sein, die des zweiten in Hugstetter und Barbara straße bis 2015. Eine Häuserzeile mit etwa 80 Wohnungen an der Lutherkirchstraße soll noch 10 bis 15 Jahre stehen bleiben. Die Gebäude waren nach dem Krieg in Einfachstbauweise errichtet worden, nun will der Bauverein dort mehr und hochwertigen Wohnraum schaffen. Das kostet: Derzeit liegt der Mietpreis für eine Zwei-Zimmer-Wohnung bei rund 5,50 Euro kalt pro Quadratmeter, in Zukunft dann bei 9 bis 11 Euro. Das findet die Mieterinitiative falsch: "Die Wohnungen sind preisgünstig, da muss man mit Abstrichen leben, das geht in Ordnung" , so Armbruster. Ihn erzürnt, dass die Mieter nicht frühzeitig informiert wurden und die Pläne aus der BZ erfuhren.
Reinhard Disch, Vorstand des Bauvereins, bleibt gelassen: "Wir sind mit fast allen Mietern gut im Gespräch." Er verweist auf "absolut sozialverträgliche Lösungen" . So erhalten die Mieter eine Umzugspauschale oder den Umzug bezahlt, werden bei der Wohnungsvergabe der Genossenschaft bevorzugt und müssen in den neuen Wohnungen keine höheren Mieten zahlen. "Schon 40 Prozent der Mieter im ersten Bauabschnitt sind mit neuen Wohnungen versorgt" , so Disch. Zudem lasse man günstige Wohnungen in der Lutherkirchstraße noch stehen und werde ein Drittel der neuen Wohnungen sozial gefördert bauen. Auch der Bürgerverein Stühlinger begrüße die Neubauten, die junge Familien anziehen sollen.
Die Mieterinitiative will sich dennoch nicht mit den Abrissplänen abfinden. Sie will beim Netzwerk "Recht auf Stadt" mitmachen, das für den 10. November eine Demonstration für bezahlbaren Wohnraum in Freiburg plant.