Eine Trutzburg aus Lehm, Hängebrücken zwischen den Baumhäusern, ein Graben gegen die Polizei: Die 20 Aktivisten, die seit April den Hambacher Forst besetzen, bereiten sich auf einen kalten Winter vor – und auf die Räumungsmaßnahmen.
Noch herrscht Idylle im Wald: Gitarrenspiel, nette Gespräche am Lagerfeuer, vegane Küche, Ronja (24) putzt sich mittags mit Regenwasser die Zähne. „Bei uns gibt es keine Hierarchien“, lautet die Devise.
Doch die Ruhe trügt: Nur wenige Hundert Meter entfernt gähnt der Abgrund des Hambacher Tagebaus. Geht es nach dem Energieriesen RWE soll die Waldidylle bald von ihm verschluckt werden.
Dazu müssen erst die Waldmenschen weg, dann der Wald. Doch die 20 Besetzer werden sich nicht einfach verjagen lassen. „Wir bleiben hier, weil wir den Klimakiller Braunkohle stoppen wollen“, sagt Andreas (22).
Inmitten des Dorfes steht mittlerweile eine zweistöckige Trutzburg aus Lehm, überall werden in 15 Metern Höhe Baumhäuser gezimmert. Es gibt eine Solaranlage für Laptops und Handys und einen „Umsonst-Laden“ mit Klamotten. Das anfängliche Zelt-Sammelsurium hat sich längst in ein funktionierendes Öko-Dorf verwandelt.
„Jeder, der will kann mitmachen“, sagt Susanna (19). Sie hat gerade Abitur gemacht, übt schon mal die schnelle Flucht von Baum zu Baum über die Hängebrücke. „Das macht es für die Polizei im Falle einer Räumung schwieriger“.
Vor dem Camp heben sie einen Graben gegen Fahrzeuge mit Hebebühne aus. Die Polizei schaut jetzt ab und zu vorbei. Vorboten der Räumung, denn ab Oktober endet die Vogelschutzsaison. Dann kann RWE die Kettensägen anwerfen.
Die Waldmenschen stellen sich offenbar darauf ein, länger zu bleiben – und machen sich winterfest. Der Lehm, den sie aus dem Waldboden graben soll die Hütten isolieren. Öfen werden auch eingebaut.